Mehr Zuversicht der Investoren, dennoch weniger Ertragschancen bei Festverzinslichen – das ist eine der Kernaussagen des Ausblicks auf die Kreditmärkte, den Michael Hünseler, Geschäftsführer und Leiter des Credit Portfolio Managements bei Assenagon Asset Management S.A., im Rahmen eines Round Tables in Frankfurt am Main präsentiert hat. Sollte sich die Gesamtwirtschaft erwartungsgemäß weiter stabilisieren, würden Bundesanleihen die Verlierer sein, so Hünseler. Unternehmensanleihen und CoCos (Contingent Convertibles) dagegen sollten auf Jahressicht ihre aktuelle Rendite einfahren.
Contingent Convertibles übertrumpen jedes andere Anleihesegement
Die als CoCos bezeichneten eigenkapitalnahen Nachranganleihen der Kreditinstitute weisen dabei mit aktuell 3,85% den höchsten Ertrag aus, während Hochzinsanleihen bei nur noch 2,62 % rentieren. Unternehmensanleihen mit Investment Grade Rating bringen gerade noch ein gutes halbes Prozent ein.
Damit hat sich das weitere Potenzial nach dem starken Jahr 2019 spürbar reduziert. Im vergangenen Jahr verzeichneten 10-jährige Bundesanleihen vor dem Hintergrund konjunktureller und politischer Unsicherheiten trotz minimaler Kupons ein Plus von mehr als 6 % über Kursgewinne und sorgten so bei vielen Investoren für eine Zinsillusion. Noch besser entwickelten sich dank zusätzlich sinkender Risikoprämien Unternehmensanleihen. Spitzenreiter unter den Anleihesegmenten waren bereits 2019 CoCos mit einer Performance von mehr als 16 %. Für das gute Abschneiden waren neben der Suche der Investoren nach höherrentierlichen Papieren auch noch andere Faktoren maßgeblich. So haben Banken massiv Risiken abgebaut, Kapitalquoten erhöht sowie Liquidität angehäuft und so das Ausfallrisiko ihrer Nachranganleihen reduziert.
Die Jahre der Zinsillusion scheinen vorbei
Angesichts vielfältiger politischer Unsicherheiten gehören Anleihen zwar weiterhin in jedes diversifizierte Portfolio, erklärt Hünseler: "Dennoch scheinen die Jahre der Zinsillusion, bei der Anleger mit Schuldverschreibungen Kurserträge deutlich über der Nominalverzinsung erzielen und sich daher kaum über die optische Renditearmut grämen mussten, vorbei zu sein." Denn während viele Ökonomen die Wirtschaft weiterhin im Abschwung oder im Zustand der Stagnation sähen, deuteten etliche Indikatoren wie etwa die Konsumgüterproduktion und der ZEW-Konjunkturerwartungsindex auf bessere Zeiten hin. Das habe bereits einen Anstieg der langfristigen Zinsen zur Folge.
Auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet Hünseler keine positiven Impulse für den Rentenmarkt. Schließlich sei der verbleibende Spielraum der EZB, anders als derjenige der US-Notenbank, sehr begrenzt. Hinzu komme, dass weitere Zinssenkungen sich negativ auf die Stabilität des Finanzsektors auswirkten. Diese aber hätten die Währungshüter seit 2014 als zentrale und alleinige Bankenaufsicht zu gewährleisten, sodass der neuen EZB-Präsidentin Christine Lagarde weitgehend die Hände gebunden seien.
Passende Investmentauswahl entscheidet über Anlageerfolg
Über einen Anlageerfolg am Rentenmarkt, ist Hünseler überzeugt, wird angesichts des schwierigeren Umfelds zunehmend eine geeignete Investmentauswahl und weniger der Kapitalmarkttrend entscheiden. Dabei gilt es, die Gefahr durch Unternehmen zu umgehen, deren Geschäftsmodell trotz niedriger Kapitalkosten nicht trägt. Auch wenn Insolvenzen in Europa Hünseler zufolge auf historisch niedrigem Niveau verharren werden, ist mit immer noch selektiven, aber steigenden Ausfallraten zu rechnen.
Nachhaltigkeitsaspekte werden wichtiger
Bei der Nachfrage nach Anleihen scheinen auch Nachhaltigkeitsaspekte zunehmend an Bedeutung zu gewinnen. Hünseler weist allerdings darauf hin, dass die Einschätzung der Nachhaltigkeit, anders als Bonitätskennzahlen, mit deren Hilfe Ausfallwahrscheinlichkeiten prognostiziert werden, zumindest teilweise subjektiver Natur ist. Zudem erschwere das steigende Angebot grüner, sozialer und weiterer Nachhaltigkeitsanleihen, die häufig nur wenig über die Nachhaltigkeit des begebenden Unternehmens selbst aussagten, den Überblick.
Denn grundsätzlich sieht der Portfolio Manager eine enge Verzahnung von Kreditwürdigkeit und Nachhaltigkeit eines Unternehmens, die bislang weder von den etablierten Kredit- noch von den Nachhaltigkeits-Rating-Agenturen ausreichend beachtet werde. "Es lohnt sich daher, neben der Bonität auch genauer auf die Nachhaltigkeit der Anleiheschuldner und nicht nur ihrer zu finanzierenden Projekte zu schauen, und sich nicht von der zunehmenden Artenvielfalt bei grünen Anleihen täuschen zu lassen", sagt Hünseler.
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(Foto: Michael Hünseler © Assenagon Asset Management)
Assenagon-Jahresausblick auf Rentenmärkte 2020: Das Ende der Zinsillusion
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