Es ist sicherlich ein bisschen gewagt, sich Anfang November 2019 aus deutscher Sicht mit den Anleihen-Trends 2020 zu beschäftigen. Unser Lieblingsthema Brexit steht auch noch zu Weihnachten 2019 vor der Türe und - wir sollten nicht vergessen – die sogenannte GroKo hat das Jahr 2019 auch noch nicht überlebt. Damit ist der Kampf der CDU und des SPD-Finanzministers für die schwarze Null im Staatshaushalt 2020 auch noch nicht gewonnen. Vielleicht hört ja eine neue Regierung – wie auch immer sie sich zusammensetzt mag - auf die führenden fünf deutschen Wirtschaftsweisen in ihrem Herbstgutachten oder auf die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die beide eher ein Konjunkturprogramm zum Ausbau der mittlerweile maroden Infrastruktur fordern. Machen wir uns nichts vor: Hier geht es nicht nur um den Ausbau der klassischen Autobahnen sondern wohl gerade auch um den Ausbau von Datenautobahnen.
All dies wird zusammen mit der immer weiter ausufernden Regulierung durch Basel (umgangssprachlich) IV direkte Auswirkungen auf den Anleihemarkt 2020 haben. Also sehen wir in die Glaskugel:
Banken werden Risiken aus den Büchern kegeln oder müssen sie sich aufgrund von Basel IV noch teurer bezahlen lassen. Selbst global aufgestellte Unternehmen – wie zuletzt Wirecard – werden Unternehmensanleihen begeben, um die hoch verzinsten Kredite bei den Banken abzulösen. Diesen Trend werden wir im Jahr 2020 noch verstärkt sehen.
Gleichzeitig müssen Unternehmen Investitionen tätigen, um den Schritt in die Industrie 4.0 nicht zu verschlafen – wir reden hier nicht nur von Großunternehmen. Auch mittelständische Unternehmen, wie z.B. aus der Automobilzulieferbranche, werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben, investieren müssen. Also wird es auch hier voraussichtlich zu vermehrten Anleiheemissionen kommen.
Nach den beiden Rekordausfalljahren 2015 und 2016 im Segment der KMU-Anleihen herrschte schon 2017 wieder einigermaßen Normalität. 2018 und dieses Jahr haben sich sehr gut entwickelt. Vernünftige Kupons für vernünftige Unternehmen. Dennoch sehen wir, dass die Anleger anscheinend (glücklicherweise) erwachsen geworden sind. Saxony Minerals & Exploration (SME) wollte eine Anleihe von bis zu 30 Mio. Euro begeben – 5,15 Mio. Euro kamen trotz einem Kupon von 7,75% nur zusammen. Anscheinend zeichneten Privatanleger für rund 1,57 Mio. Euro. Ein Kupon von 7,75% alleine reicht anscheinend nicht mehr aus, um zu locken. Dennoch sehen wir auch in diesem Segment für 2020 weiterhin eine gute Entwicklung.
Ein bisschen nebeliger in unserer Glaskugel wird es beim Thema Staatsanleihen. Die USA werden im Wahljahr 2020 definitiv, um eine boomende Binnenkonjunktur zu erzeugen und Investitionen zu tätigen, viele Anleihen emittieren. In Europa hängt viel von den schon angesprochenen zwei offenen Punkten ab. Die Wahl in Großbritannien am 12. Dezember 2019 und den damit zu vollziehenden (oder auch mal wieder nicht) Brexit, sowie ob die GroKo in Deutschland scheitert. Aber alleine wegen der Wahlen in den USA, ist davon auszugehen, dass sich das Emissionsvolumen des Gesamtmarktes für Staatsanleihen weltweit erhöhen wird.
Der Daumen für das Anleihejahr 2020 zeigt klar nach oben.
https://www.fixed-income.org/
(Foto: Ralf Meinerzag © Steubing AG)
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