Marktupdate von Lewis Grant, Senior Global Equities Portfolio Manager und Silvia Dall’Angelo, Senior Economist. Diesmal: US-Stimuli, Impffortschritte und zögerliche Lockdown-Lockerungen treiben den Markt – aber: Diversifizierung bleibt entscheidend.
Lewis Grant, Senior Global Equities Portfolio Manager:
„Steigende Renditen sowie Inflations-Aussichten sind weiter im Blickpunkt. Da sich die Fortschritte der Impfungen weiter beschleunigen und die Volkswirtschaften nach Lockdowns wieder öffnen, erwarten viele, dass die aufgestaute Nachfrage und die großzügigen Stimulierungsmaßnahmen, etwa in den USA, den Inflationsdruck erhöhen. Daten und Fakten müssen diese Erwartungen noch untermauern, aber die Renditen der US-Treasuries sind in Anbetracht dessen gestiegen.
Growth? Privatanleger als Zünglein an der Waage
Obwohl die Renditen in dieser Woche etwas verhaltener waren, haben Aktien heftig reagiert, insbesondere in den USA. Am Montag kam es zu einem Einbruch: Value-Aktien schnellten in die Höhe und wachstumsstarke Technologie- und zyklische Konsumtitel stürzten ab – nur um sich am Dienstag wieder zu drehen, wobei der Nasdaq fast 4 Prozent zulegte. Privatanleger spielen eine immer wichtigere Rolle an den Aktienmärkten. Die Komprimierung der Märkte zu Wochenbeginn – insbesondere Tesla legte um sagenhafte 20 Prozent zu – deutet darauf hin: Die Bereitschaft der Privatanleger, auf „Dip“ zu setzen, könnte Growth-Titel unterstützen.
Diese Marktumkehrungen bestätigen unsere fortwährende Präferenz für Diversifizierung. Doch im Gegensatz zu vielen Privatanlegern sehen wir eine zunehmende Attraktivität in Erholungs-Titeln. Die Bewertungsschere zwischen Growth und Value ist nach wie vor groß. Und es ist klar, dass sich hinter den zyklischen Segmenten des Marktes Optimismus – und vor allem Dynamik – aufbaut, während wir allmählich den Lockdown verlassen.“
Silvia Dall'Angelo, Senior Economist:
„Die Reflations-Story, derzeit dominant, erhielt weiteren Auftrieb, als der US-Kongress Bidens Hilfspaket für die Covid-Krise in Höhe von 1,9 Mrd. Dollar verabschiedete. Seit Beginn der Pandemie hat die US-Regierung kumulativ etwa 5,6 Mrd. Dollar an fiskalischen Stimuli bereitgestellt. Das sind mehr als 25 Prozent des BIP. Dies stellt die fiskalische Reaktion auf die globale Finanzkrise von 2008/09 – weniger als 5 Prozent des BIP – in den Schatten. Die jüngste Runde von Konjunkturmaßnahmen dürfte das BIP ankurbeln und eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau bis Ende dieses Jahres ermöglichen.
Es werde Licht!
Generell haben die erfolgreichen, wenn auch schrittweisen Fortschritte bei der Einführung von Impfstoffen zusammen mit der Ankündigung zusätzlicher fiskalischer Maßnahmen die Aussichten für die Weltwirtschaft aufgehellt. In dieser Woche korrigierte die OECD ihre Prognose für das weltweite BIP-Wachstum in diesem Jahr auf 5,6 Prozent nach oben, nachdem sie vor drei Monaten noch bei 4,2 Prozent lag.
In der Zwischenzeit wird es länger dauern, bis sich der Arbeitsmarkt erholt – wenngleich das Inflationsbild in den kommenden Monaten trübe sein dürfte. Während die Inflationszahlen für die USA gedämpft blieben – die Kerninflation des Verbraucherpreisindex (CPI) sank im Februar auf 1,3 Prozent und lag damit deutlich unter dem Ziel der Fed von 2 Prozent – könnten Basiseffekte im Energiebereich, höhere Rohstoffpreise und die mit dem Covid zusammenhängende Angebotsverknappung in den kommenden Monaten einen vorübergehenden Aufwärtsdruck auf die Preise ausüben.“
www.fixed-income.org
Foto: Silvia Dall'Angelo © Federated Hermes
![](/fileadmin/_processed_/c/2/csm_DPAM_Ronald_Van_Steenweghen_s_55a20fe552.jpg)