In einem Umfeld mit historisch niedrigen Zinsen und stagnierendem Wachstum, das in den nächsten drei Jahren so bleiben dürfte, sollten Bondanleger auf der Suche nach Rendite auf Anleihen mit «Carry» und Absolute Return-Ansätze mit geringer Indexkorrelation setzen.
In den vergangenen drei Jahren haben es Anleiheportfoliomanager in einem Umfeld mit geringem Wachstum und niedriger Inflation schwer gehabt. Die Unsicherheit wird auch aufgrund des Brexits und der anstehenden Wahlen in den USA wieder zunehmen, so dass eine hohe Volatilität bis zum Jahresende anhalten wird. Eine plötzliche, durch den künftigen Brexit ausgelöste Konjunkturverlangsamung ist nicht in Sicht – auch nicht in Großbritannien, wo sich der Einkaufsmanagerindex nach dem ersten Schock rasch erholt hatte. In den USA verursachen der geringe Produktivitäts- und Bevölkerungszuwachs eine strukturelle Abschwächung des Wachstumstrends. Diese zwei Faktoren drücken das «neutrale» Zinsniveau und verhindern eine Erholung der Lohninflation – sowohl in den USA als auch auf der ganzen Welt.
Das relativ schwache Wachstum in den USA dürfte die nächsten drei Jahre anhalten, womit uns eine zu markante geldpolitische Straffung erspart bleiben dürfte. Die Federal Reserve erhöht in diesem sehr ungewöhnlichen Umfeld sehr kontrolliert die Zinsen: Denn trotz niedrigem Wirtschaftswachstums bleibt die Arbeitslosenrate mit rund fünf Prozent ebenfalls gering, was wiederum eine Straffung der geldpolitischen Maßnahmen rechtfertigt. Die Notenbank möchte über einen Handlungsspielraum verfügen, um bei der nächsten Rezession gegebenenfalls die Leitzinsen senken zu können.
Suche nach «Carry»-Anlagen außerhalb der Eurozone
Im Euroraum werden die Zinsen unter der unkonventionellen Geldpolitik der EZB, nämlich dem Anleihe-Rückkaufprogramm („Quantitative Easing“), auf einem sehr niedrigen Niveau verharren. Unter diesen Bedingungen sollte ein Bondanleger Alternativen zum Euro Aggregate Bond Index wahrnehmen und sich auf liquide «Carry»-Assets konzentrieren, um zu gegebener Zeit Marktchancen nutzen zu können.
Investment Grade-Unternehmensanleihen in US-Dollar mit Währungsrisikoabsicherung sind weiterhin attraktiv. Dank der «Roll Down»-Strategie, die den steileren Anstieg der Zinskurve nutzt, indem sie in Anleihen mit mittlerer Laufzeit investiert und vor ihrer Fälligkeit verkauft, haben wir unsere Wertentwicklung in den letzten drei Jahren um über 100 Basispunkte auf 3,8 Prozent verbessert. Angesichts des US-Dollar Nominalzinsniveaus wird die US-Yieldkurve mehr noch als die europäische Zinskurve davon profitieren, wenn Investoren geballt in qualitativ hochwertige Titel investieren („flight into quality“).
Nachrangige Schuldpapiere europäischer Banken sind attraktiver als ihre Aktien
Auch das Segment der globalen hochverzinslichen Anleihen verdient die Aufmerksamkeit der Anleger, und zwar mittels Credit Default Swaps (CDS). Diese Strategie bietet interessante Eintrittspunkte und erlaubt eine Rendite von über sechs Prozent bei geringem Zinsrisiko und hoher Liquidität. Die gegenwärtig von den CDS eingepreiste Ausfallrate von 6,3 Prozent nähert sich dem Niveau von 2009 – dem Jahr nach dem Konkurs von Lehman Brothers. 2015 lag die Ausfallrate bei nur zwei Prozent.
Es kann auch sinnvoll sein, sich für die nachrangigen Schuldtitel systemrelevanter Banken zu interessieren. Seit der Finanzkrise von 2008-2009 haben die Banken ihre finanzielle Stabilität deutlich verbessert. Das Kernkapital «Common Equity Tier 1» (CET1) der europäischen Banken liegt bei über zwölf Prozent, gegenüber acht Prozent im Jahr 2008. Zwar hat die Einhaltung dieses neuen Rechtsrahmens die Aktien der Finanzinstitute belastet (-24,5 Prozent zwischen Januar 2014 und Ende August 2016), doch Anleger, die nachrangige Schuldtitel erwarben, wurden besser belohnt. So generierte das Bankanleihe AT1 im gleichen Zeitraum eine Wertentwicklung von 15,4 Prozent.
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