YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Wenn es mal wieder länger dauert - Inflationsgefahren nicht gebannt

von Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement der Bellevue Asset Management (Deutschland) GmbH

Die Inflationsrate in den USA lag im März 3,5% über dem Vorjahr. Die umgangssprachlich letzte Meile im Kampf gegen die Inflation, der Weg in Richtung 2%, erweist sich als zunehmend steinig. Sehr genau beobachten die Notenbanker die Inflationsentwicklung und solange die Zahlen deutlich über 2% sind, dürfte die Nervosität hoch bleiben. Die aktuellen Verbraucherpreisinflationsraten als nachlaufender Indikator sind zwar kein perfekter Signalgeber für den zukünftigen Preisdruck, Basiseffekte sprechen jedoch nicht dafür, dass in den nächsten Monaten die vollumfassende Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahr in Richtung der von der Fed angestrebten 2%-Marke fällt. Auch wirkt Geldpolitik mit einer zeitlichen Verzögerung. Nach der Vollbremsung mit den steilen Zinserhöhungen seit dem zweiten Quartal 2022 ist man zwar bereit, die Bremse zu lockern, aber will tunlichst vermeiden, dies zu früh zu tun. Böse Erinnerungen an die späten 1970er Jahre werden wach. Einer hektischen und unklar kommunizierten Geldpolitik mit Zinssenkungen und -erhöhungen war es nicht gelungen, die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Allerdings war der Arbeitsmarkt damals in schlechter Verfassung und die Fed wollte beiden gerecht werden. Die Folgen sind bekannt. Ein Wechsel an der Notenbankspitze und der Wechsel zu einer extrem restriktiven Geldpolitik mit der Folge einer Rezession – der sogenannte Volcker-Schock. Beides möchte der amtierende Fed-Präsident Powell aus persönlichen und gesamtwirtschaftlichen Gründen sicher vermeiden.

Mit Blick auf wesentliche Inflationsindikatoren ergibt sich zurzeit kein eindeutiges Bild. Unternehmensbasierte Umfrageergebnisse deuteten zuletzt teilweise auf weniger stark steigende Einkaufspreise hin, während Konsumenten ihre mittelfristigen Erwartungen über zukünftige Teuerungsraten wieder nach oben korrigiert haben. Auch der Arbeitsmarkt sendete zuletzt ambivalente Signale. Mit über 300.000 zusätzlich geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft im März bleibt der Beschäftigungsaufbau robust. Allerdings ging zuletzt die Zahl derjenigen, die freiwillig den Job gewechselt haben, auf 2,1% zurück – ein Wert, der unterhalb des langjährigen Durchschnitts der Vor-Corona-Zeit liegt. Und auch der Lohndruck schwächt sich langsam ab – das Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne betrug im März gegenüber Vorjahr 4,1%.

Zu früh gefreut - Zinswende kommt später

Aktuell deutet einiges darauf hin, dass die umfassende Inflationsrate in den USA sich bei einem Niveau von über 3% eingependelt hat. Eine Entwicklung, die dem Offenmarktkomitee der Fed nicht gefallen dürfte. Solange keine klarere Tendenz in Richtung 2%-Ziel erkennbar wird, dürften die US-Zentralbanker trotz der gemessen an diversen Schätzungen des neutralen Zinssatzes weiterhin restriktiven Geldpolitik nicht an der Zinsschraube drehen und auf schwächere Konjunktur- oder Preisdaten warten. Schwer vorstellbar ist unserer Meinung nach, dass die Fed Leitzinssenkungen umsetzt, insbesondere wenn die Jahresraten aufgrund von Basiseffekten sogar steigen. Besonderheiten dieses Wirtschaftszyklus durch eine Anhäufung exogener Schocks und darauffolgender fiskal- und geldpolitischer Antworten dürften den Beginn des Zinssenkungszyklus weiter nach hinten verschieben. Das gilt zuvorderst für die USA. Zudem ist es nicht auszuschließen, dass sich die Fed rund um die Präsidentenwahl mit geldpolitischen Entscheidungen zurückhält. In der Eurozone sind die Inflationsraten niedriger und eine Zinssenkung im Juni daher durchaus wahrscheinlich.

Vor dem Hintergrund der gerade veröffentlichten makroökonomischen Projektionen der US-Notenbank ist die Frage nach dem Zinswendepunkt allerdings nicht eine Frage des "ob", sondern eine Frage des "wann". Die ökonomische Aktivität in den USA scheint sich – wenn auch deutlich langsamer als von vielen Marktteilnehmern erwartet – abzukühlen und damit sollte auch der Preisauftrieb sukzessive nachlassen. Für uns bleibt allerdings die Erwartung erhalten, dass die Notenbanker nach den Erfahrungen der 1970er Jahre eher zu spät die geldpolitische Wende einleiten als zu früh. Damals ging die Verbraucherpreisinflation von ihrem Höchststand im Dezember 1974 von 12,3% auf 4,9% im Dezember 1976 zurück, ehe sie sich erneut beschleunigte und erst dreieinhalb Jahre später im März 1980 mit 14,8% über dem Vorjahr ihren Höhepunkt überschritt. 

Der skizzierte Zeitpunkt der Juni-Sitzung der US-Notenbank als Startpunkt eines Zinssenkungszyklus erscheint uns zum aktuellen Zeitpunkt gesehen aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit ambitioniert. Die Fed wird wahrscheinlich nur moderate Zinssenkungen vornehmen, da eine tiefe wirtschaftliche Rezession nicht absehbar ist. Interessanterweise zeigt die Inversion der Zinskurve (die Differenz zwischen den Renditen von zwei- und zehnjährigen Staatsanleihen), der zuverlässigste Indikator für wirtschaftliche Abschwünge in der Vergangenheit, seit fast zwei Jahren auf einen ökonomischen Abschwung hin. Dies ist die längste Zeitspanne einer Zinsinversion in der Geschichte. Allerdings ist dieser geldpolitische Zyklus auch alles andere als normal, handelt es sich doch um den schnellsten Zinserhöhungszyklus seit Jahrzehnten nach der Phase ultraexpansiver Geldpolitik infolge der Finanzkrise.

www.fixed-income.org
Grafik: US-Verbraucherpreise (in % z. VJ.), Quelle: Bloomberg, Stand: 11.04.2023


 

Investment
Creditreform Rating verzeich­net für das Jahr 2024 die höchste Ausfall­rate deutscher Unter­nehmen seit mehr als einem Jahr­zehnt – und…
Weiterlesen
Investment

von Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE

Selten war die Lage an den globalen Finanz­märkten so unüber­sichtlich wie derzeit. Den Span­nungen und Verwer­fungen können Anleger nur schwer…
Weiterlesen
Investment

von Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers

Die Erde wird immer wärmer, Extrem­wetter­ereignisse werden häufiger und die Umwelt­schäden nehmen zu – aber der Diskurs scheint sich geändert zu…
Weiterlesen
Investment
Die am kommenden Donnerstag bevorstehende EZB-Sitzung kommentiert Jill Hirzel, Senior Investment Specialist, Insight Investment:Die Märkte rechnen…
Weiterlesen
Investment
Janus Hender­son Investors gibt die Auflegung des Janus Hender­son Tabula Euro Short Duration Income UCITS ETF (JHES) bekannt.Der Fonds strebt eine…
Weiterlesen
Investment

von David Zahn, Head of European Fixed Income bei Franklin Templeton

Zölle in Höhe von 10 bis 20% dürften das Wachs­tum oder die Inflation in Europa kaum beein­trächtigen, da der Euro stark ist und die Roh­stoff­preise…
Weiterlesen
Investment

von Jack Stephenson, US Fixed Income Investment Specialist bei AXA Investment Managers

Aufsichts­recht­liche Änderungen und niedrige Zinsen haben den amerika­nischen High-Yield-Markt in den 15 Jahren seit der inter­natio­nalen…
Weiterlesen
Investment

von Christy Tan, Investment Strategist beim Franklin Templeton Institute

Für Anleger, die ihr Port­folio diver­sifizieren und aus Aktien und geld­nahen Instru­menten heraus­gehen möchten, sowie für diejenigen, die bereits…
Weiterlesen
Investment

von Charlotte Peuron, auf Edelmetalle spezialisierte Fondsmanagerin, Credit Mutuel Asset Management

Seit 2025 hat der Gold­preis deut­lich zugelegt und ist in US-Dollar um über 23% gestiegen. Diese Aufwärts­dynamik wurde im April deutlich, als der…
Weiterlesen
Investment

Sentiment-Index für Immobilienfinanzierer steigt von -10,94 auf -9,58 Zähler, höchster Stand seit Q2 2022

Die Stimmung unter den gewerb­lichen Immo­bilien­finan­zierern verbessert sich im zweiten Quartal 2025 leicht. Das BF. ­Quartals­baro­meter steigt im…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!