YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

„Wir wollen bis Ende nächsten Jahres unser Portfolio fast verdoppeln“, Tarmo Sild, CEO, IuteCredit Group

Die IuteCredit Group, ein Anbieter von Raten- und Konsumentenkrediten im Balkan, hat vor einigen Monaten eine besicherte Anleihe im Volumen von 40 Mio. Euro und einem Kupon von 13,00% p.a. emittiert. Gründer und CEO Tarmo Sild sieht in den Ländern, in denen die Gesellschaft aktiv ist, weiterhin starkes Wachstumspotenzial und möchte sein Kreditportfolio bis Ende nächsten Jahres fast verdoppeln. Das größte Wachstumspotenzial sieht er langfristig aber bei Wallet-Services („digitaler Geldbeutel“), also einer digitalen Plattform, mit der bank- und kreditkartenähnliche Dienstleistungen abgewickelt werden können.

BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie Ihr Geschäftsmodell.

Tarmo Sild: Unser Geschäftsmodell ist sehr einfach, wir vergeben Kredite. Wir haben das Geschäft digitalisiert, vom Kreditantrag, Datencheck, der Kreditentscheidung, den Abschluss des Kreditvertrages bis zur Auszahlung und die Rückzahlungen. Und das alles im Einklang mit der jeweiligen Regulierung.

BOND MAGAZINE: Sie haben einen Fokus auf Ratenkredite und Konsumentenkredite, die beispielsweise in Elektronikmärkten abgeschlossen werden.

Sild: Wir haben einen Schwerpunkt auf Ratenkredite. Viele unserer Kunden können beispielsweise nicht 500 Euro beim Kauf eines Kühlschranks auf einmal zahlen, aber sie können den Kredit mit monatlich 50 Euro abzahlen. Wenn wir 13 Raten bekommen, dann erhalten wir innerhalb von 13 Monaten 650 Euro zurück. Die Auszahlung erfolgt über Bankautomaten oder über Partnerfirmen, beispielsweise Postfilialen. Ratenkredite machen ca. 48% unseres Kreditportfolios aus. Wir bieten aber auch Konsumentenkredite bei Handelspartnern (Point of Sale), die ca. 46% unseres Kreditportfolios ausmachen. Wir finanzieren beispielsweise Kühlschränke, Waschmaschinen, Smartphones, aber auch medizinische Maßnahmen. Bei den Konsumentenkrediten erhalten die Kunden dabei gleich das Produkt vom Handelspartner. Rund 7% des Kreditportfolios entfallen aktuell auf die Finanzierung von Gebrauchtwagen. Wir bieten im Gegensatz zu Mitbewerbern kein Leasing, sondern ausschließlich die Finanzierung von Fahrzeugen, wobei das Darlehen mit dem zu erwerbenden Auto besichert ist. Der Käufer bleibt also der Eigentümer des Autos. Das ist den Kunden in vielen Ländern, in denen wir tätig sind, sehr wichtig.

BOND MAGAZINE: Und wie hoch ist der durchschnittliche Kreditbetrag?

Sild: Der Durchschnitt beträgt 500 bis 600 Euro, aber die Bandbreite ist sehr groß. Es gibt Ratenkredite von 100 Euro, aber auch Autokredite, bei denen wir eine Sicherheit haben, im Bereich von 3.000 bis 4.000 Euro.

BOND MAGAZINE: In welchen Ländern sind Sie aktiv?

Sild: Wir sind derzeit in fünf Ländern aktiv, d.h. wir vergeben zurzeit in fünf Ländern Kredite, und zwar in Moldawien, Nord-Mazedonien, Kosovo, Albanien und in Bosnien-Herzegowina.

BOND MAGAZINE: Planen Sie auch in anderen Ländern aktiv zu werden?

Sild: Ja, wir möchten auch in Bulgarien Kredite vergeben.

BOND MAGAZINE: In vielen Ländern nimmt die Regulierung bei der Kreditvergabe deutlich zu. Sie sind in fünf kleinen Ländern tätig. Nimmt auch in diesen Ländern die Regulierung zu?

Sild: In einigen Ländern ist die Regulierung ähnlich der in Westeuropa. Es gibt Regelungen zum Verbraucherschutz, zum Datenschutz und zur Höhe der Verzinsung. Wir müssen zudem auch Regularien bei der Bilanzierung, bei der Kapitalisierung, am Kapitalmarkt und bei der Besteuerung beachten. Es gibt aber auch Regularien in einigen Ländern, die wohl noch aus den 80er-Jahren stammen. Und all dem gerecht zu werden, erfordert natürlich gewisse Anstrengungen.

BOND MAGAZINE: Gibt es in allen Ländern, in denen Sie aktiv sind, Kreditauskunfteien, ähnlich der Schufa?

Sild: Ja, in allen Ländern, in denen wir aktiv sind, gibt es eine Institution, bei der die Kredithistorie abgefragt werden kann. Aber diese Daten darf man in einigen Ländern auch nicht überschätzen. In Ländern, die „underbanked“ sind, ist die Datenbasis begrenzt. Man bekommt i.d.R. Daten zum Zahlungsverhalten von Energieversorgern und von Telekommunikationsunternehmen, die aber auch schon vielsagend sind.

BOND MAGAZINE: Wie unterscheidet sich das Bankensystem dieser Länder von dem in Estland oder Deutschland?

Sild: In all diesen Ländern sind die Bankdienstleistungen sehr begrenzt verfügbar und das betrifft alle Bankdienstleistungen. Auch das Kreditangebot ist sehr begrenzt. Estland hat beispielsweise 1,3 Millionen Einwohner und diese nutzen Kredite in Höhe von ca. 8 Mrd. Euro. Es gibt auch ca. 8 Mrd. Euro Kundeneinlagen. Das sind ca. 6.000 Euro pro Einwohner. Und das ist deutlich weniger als in Westeuropa. In einigen Ländern, in denen wir aktiv sind, hat der gesamte Bankensektor ein Volumen von 1 bis 2 Mrd. Euro. Moldawien hat ca. 3,55 Millionen Einwohner, die größte private Bank des Landes (die auch die fünftgrößte Bank des Landes ist) hat ein Eigenkapital von 30 Mio. Euro und eine Bilanzsumme von 200 Mio. Euro. Die größte Bank des Landes hat eine Bilanzsumme von weniger als 1 Mrd. Euro. (Anmerkung der Redaktion: Die Stadtsparkasse Wuppertal hat eine Bilanzsumme von 7,3 Mrd. Euro.)

BOND MAGAZINE: Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial?

Sild: Langfristig sehe ich das größte Potenzial bei Wallet-Services, also einer digitalen Plattform, auf die das Gehalt der Kunden fließt und über die Zahlungen abgewickelt werden können. In dieser Wallet können unsere Kunden auch gleich Kredite beantragen. Aber das ist eine langfristige Strategie. In Nord-Mazedonien bieten wir schon jetzt Kreditkarten von Mastercard mit unserem Brand an.

BOND MAGAZINE: Werden Sie auch in anderen Ländern Kreditkarten anbieten?

Sild: Wenn wir in Nord-Mazedonien damit erfolgreich sind, dann werden wir das tun.

BOND MAGAZINE: Sie sind also noch in einer Testphase?

Sild: Ja.

BOND MAGAZINE: In welchen Ländern sehen Sie das größte Wachstumspotenzial?

Sild: Das sind eher die Ländern mit einer starken Regulierung, aber wenigen Mitbewerbern. Es kommt meines Erachtens nicht nur auf die Größe des Landes an. Bulgarien ist EU-Mitglied und hat rund 7 Millionen Einwohner. Der Kosovo hat 1,8 Millionen Einwohner und ist nicht Mitglied der EU, aber der Eurozone. Wo man wirklich das größte Wachstumspotenzial hat, ist schwer vorauszusagen, aktuell wachsen wir in Albanien am stärksten.

BOND MAGAZINE: Ist langfristig für Sie der Kauf einer kleineren Bank eine Option, um beispielsweise eine Banklizenz nutzen zu können?

Sild: Der Kauf einer Bank macht für uns nur dann Sinn, wenn wir dadurch Dienstleistungen anbieten können, die wir sonst nicht anbieten können. Wenn wir den Wallet-Service nur mit einer Banklizenz anbieten können, dann wäre das eine Option, oder wenn wir Bankeinlagen in lokaler Währung haben könnten, um Währungsrisiken zu minimieren. Dann hätten wir die Einlagen und die Kredite in der gleichen Währung. Das hätte natürlich Vorteile.

BOND MAGAZINE: Wo sehen Sie IuteCredit in ein oder zwei Jahren?

Sild: Wir wollen bis Ende nächsten Jahres unser Kreditportfolio fast verdoppeln.

BOND MAGAZINE: Können Sie bei dem starken Wachstum sicherstellen, dass die durchschnittliche Kreditqualität gleich bleibt und sich nicht verschlechtert?

Sild: Natürlich ist das eine Herausforderung. Aber man kann auf verschiedene Weise wachsen: Wir können mit den gleichen Kunden mehr Geschäft machen. Wir können aber auch mit neuen Kunden, die zur gleichen Zielgruppe zählen, ebenfalls Neugeschäft machen. Und das Potenzial ist in den Ländern, in denen wir aktiv sind, sehr groß. Die Märkte sind deutlich „underbanked“. In den nächsten Jahren können wir problemlos mit Kunden wachsen, die die gleiche Kreditqualität haben. Wir können aber auch in anderen Ländern wachsen.

BOND MAGAZINE: Im Vergleich zu Mitbewerbern haben Sie relativ wenig Mitarbeiter.

Sild: Wir arbeiten so effizient wie möglich und wir wickeln so viele Prozesse wie möglich digital ab. Zur Mitarbeiterzahl von Mitbewerbern kann ich keine Aussage treffen.

BOND MAGAZINE: Werden Sie mittelfristig eine Ratingagentur beauftragen?

Sild: Wenn wir in dem jetzigen Tempo weiter wachsen, dann wird das sicher ein Thema werden.

BOND MAGAZINE: Und planen Sie auch weitere Aktivitäten am Kapitalmarkt?

Sild: Wenn wir weiter wachsen, werden wir weiteres Kapital benötigen.

BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, https://www.fixed-income.org/


 

Konsumenten-kredite
(bei Einzelhändlern)

Ratenkredite

Kfz-Kredite

Anteil am Portfolio

46%

48%

7%

Kreditbetrag

bis zu 2.500 Euro

bis zu 2.500 Euro

bis zu 10.000 Euro

Laufzeit

bis zu 36 Monate

bis zu 36 Monate

bis zu 60 Monate

Rückzahlung

feste monatliche Rückzahlung

feste monatliche Rückzahlung

feste monatliche Rückzahlung

Gebühr bei Auszahlung

10% (Durchschnitt)

27% (Durchschnitt)

11% (Durchschnitt)

Kreditmärkte

Moldawien, Albanien, Kosovo, Nord-Mazedonien, Bosnien-Herzegowina

Moldawien, Albanien, Kosovo, Nord-Mazedonien, Bosnien-Herzegowina

Moldawien, Albanien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina

Vertrieb

Einzelhandelspartner

Online, Niederlassungen, Handelspartner, Kreditkarte

Online, Niederlassungen, Handelspartner


Eckdaten der IuteCredit-Anleihe

Emittent

IuteCredit Finance SA (Luxemburg)

Status

besichert (senior secured)

Garanten

Holding sowie alle operativen Tochtergesellschaften

Sicherheiten

alle aktuellen und künftigen Kredite, Aktien der Emittentin, alle Kredite, die innerhalb der Firmengruppe vergeben wurden oder werden, alle Bankkonten, Negativverpflichtung

Covenants

u.a. EBITDA Interest Coverage mind. 1,5, Eigenkapitalquote nicht unter 20%

Währung

Euro

Emissionsvolumen

40 Mio. Euro

Stückelung

1.000 Euro

Laufzeit

bis 07.08.2023

ISIN / WKN

XS2033386603 / A2R5LG

Kupon

13,00%

Kurs

101,00 (28.10.)

Rendite

12,8%

Recht

Luxemburger Recht

Internet

https://iutecredit.com/



Investment

von Ulrike Kastens, Volkwirtin Europa, DWS

Die Europäische Zentral­bank (EZB) hat sich auf ihrer letzten Sitzung im Juli 2024 bedeckt gehalten, auf die Daten­abhän­gigkeit hinge­wiesen und…
Weiterlesen
Investment

von Guy Barnard und Nicolas Scherf, Portfolio Manager, Janus Henderson Investors

Nach dem Erreichen des Zinshochs und den Zinssenkungen der Euro­päischen Zentralbank, der Bank of England und der Zentralbanken in Schweden und der…
Weiterlesen
Investment
Im aktuell wieder attraktiven Zinsumfeld sollten Anleger stärker auf „Safe Assets“ setzen, sagt Jan Schopen, Portfolio­manager/ Analyst im Global…
Weiterlesen
Investment
Die Märkte haben Jerome Powell für seine Rede in Jackson Hole gefeiert, in der er die unmittelbar bevorstehende Zinssenkung ebenso wie den abgekühlten…
Weiterlesen
Investment

von Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management

Aufgrund abnehmender Liquiditäts­flüsse in die Finanz­märkte nähern sich die globalen Aktien­märkte mit zunehmender Wahr­schein­lich­keit einer…
Weiterlesen
Investment

von Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International

Schwächere Arbeitsmarkt­daten schürten in den USA zuletzt neue Rezessions­ängste. Der US-Notenbank käme eine wirtschaft­liche Abkühlung nicht…
Weiterlesen
Investment

von Alexander Pelteshki, Portfoliomanager bei Aegon Asset Mangement

Der August erwies sich erneut als vola­tiler Markt und be­stätigte seinen Ruf als einer der un­be­rechen­bar­sten Monate für Kredit­spreads. Der…
Weiterlesen
Investment

Wahlergebnisse in den Schwellenländern scheinen das Wachstum zu stützen, während die Wahlen in den USA näher rücken

Trotz zuneh­mender geo­poli­tischer Span­nungen waren die glo­balen Rahmen­be­din­gungen für Schwellen­länder­an­leihen fast das gesamte Jahr über…
Weiterlesen
Investment

von Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa, DWS

Im zweiten Quartal dieses Jahres ist die deut­sche Wirt­schaft um 0,1 Prozent ge­schrumpft. Leider deuten auch die detail­lierten Ergeb­nisse nicht…
Weiterlesen
Investment

von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL

Das Statistische Bundes­amt bestätigte die anhal­tend schwache Wachs­tums­dynamik der deut­schen Volks­wirt­schaft auch für das zweite Quartal. Das…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!