Die Singulus Technologies AG sieht in ihren drei Geschäftsbereichen Optical Disc, Solar und Halbleiter großes Wachstumspotential. So wächst Produktion von vorbespielten Blu-ray-Discs weltweit deutlich. Film-Downloads sieht Dr.-Ing. Stefan Rinck, CEO der Singulus Technologies AG nicht als ernsthafte Alternative, da diese aufgrund des Datenvolumens in vielen Regionen nicht möglich sind. Neben Akquisitionen soll der Emissionserlös der Unternehmensanleihe auch für die Entwicklung neuer Anwendungen im Bereich der Vakuum-Beschichtung verwendet werden. Potential sieht Dr. Rinck dabei u.a. in den Bereichen Architektur, Automobilindustrie und Optik.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist Singulus tätig?
Dr. Rinck: Singulus Technologies ist in den Bereichen Solar und Optical Disc tätig. Weiterhin bieten wir im Geschäftsbereich Halbleiter Vakuum-Beschichtungsanlagen für MRAM Halbleiterbauelemente an.
BOND MAGAZINE: Sie sind weltweit der einzige Hersteller von Blu-ray-Produktionsanlagen. Rechnen Sie mittelfristig mit dem Markteintritt von Mitbewerbern?
Dr. Rinck: Wir haben einen Entwicklungs- und Technologievorsprung von mehreren Jahren. Es gibt 2 Mitbewerber in Asien die Maschinen für Blu-ray Disc mit 25 GB anbieten. Es werden aber Blu-ray Discs mit 50 GB und mehr benötigt um HD Filme und Filme mit 3D Content abzuspeichern. Nur Singulus bietet funktionstüchtige Maschinen für solche Blu-ray Discs mit 50 GB Speichervolumen im freien Markt an. Aufgrund der hohen Komplexität des Herstellungsprozesses sehen wir hier eine zu hohe Markteintrittbarriere für Wettbewerber.
BOND MAGAZINE: Wie entwickelt sich die Nachfrage im Bereich Blu-ray?
Dr. Rinck: Die weltweite Produktion vorbespielter Blu-ray Discs für Filme und Spiele ist 2011 um 20% auf 708 Mio. Discs gewachsen. Für dieses Jahr sagen die Markforschungsinstitute ein noch größeres Wachstum von ca. 28% voraus. Betrachtet man den Teilmarkt der Blu-rays mit Filmen, also der Dual Layer Disc mit 50 GB Speichervolumen, so wird dieses Jahr ein Wachstum in Höhe von 35% erwartet.
BOND MAGAZINE: Wie viele Blu-ray-Produktionsanlagen haben Sie schon ausgeliefert?
Dr. Rinck: Wir haben seit Einführung der Blu-ray über 150 Anlagen weltweit ausgeliefert.
BOND MAGAZINE: Werden neue Spielkonsolen künftig Blu-ray-Laufwerke enthalten?
Dr. Rinck: Sony hat den Weg bereitet mit der Playstation 3, die sowohl Spiele als auch Filme abspielen kann. Nun sollen die Spielekonsolen Nintendo Wii U und wahrscheinlich auch die nächste Generation der Xbox ebenfalls Blu-ray Laufwerke haben. Daher sehen wir hier eine sehr positive Entwicklung vor uns.
BOND MAGAZINE: Werden sich Film-Downloads zu einer ernsthaften Alternative zur Blu-ray entwickeln?
Dr. Rinck: Die Downloadgeschwindigkeiten in den Zentren unserer Welt werden sicherlich ansteigen. Aber in den meisten Regionen der Erde ist das nicht möglich. Die Filmindustrie macht mit den optischen Datenspeichern (DVD und Blu-ray) und mit dem Umsatz des Boxoffice (Kino) fast seinen kompletten Umsatz. Der Downloadumsatz ist immer noch sehr gering. Das Konsumentenverhalten ist auch so, dass nach dem Kinostart jedes guten Filmes die Nachfrage nach Blu-ray und DVD sofort ansteigt. Es gibt viele Menschen die diese Filme dann Zuhause anschauen wollen.
BOND MAGAZINE: Wie entwickelt sich die Nachfrage im Geschäftsbereich Solar?
Dr. Rinck: Den Solarmarkt muss man sicher differenziert betrachten. Der Markt für Standardmaschinen ist schwierig. Zellproduzenten suchen technische Lösungen, die die Zellperformance steigern und die Herstellungskosten senken. Singulus sieht sich hier in einer guten Position. Wir konnten im Jahr 2011 unseren Solarumsatz deutlich steigern und haben zahlreiche neue Maschinen entwickeln und bereits verkauft. Besonders in der Dünnschichtsolartechnik ist Singulus hervorragend positioniert. So hat Singulus z.B. 8 Selenisierungsanlagen für CIS/CIGS Dünnschicht-Solarmodule im Gesamtwert von 50 Mio. Euro verkauft. Letztes Jahr im Herbst haben wir den Auftrag für einen Prototyp einer neuen Beschichtungsanlage für CIS/CIGS erhalten und vor wenigen Wochen haben wir einen weiteren neuen Anlagentyp ebenfalls für CIS/CIGS Dünnschicht-Solarmodule verkauft. Auch bei der weiteren Entwicklung der Silizium Solarzellen sind wir ganz vorne mit dabei. Wir arbeiten mit Instituten und Entwicklungsabteilen in Europa, USA und Asien zusammen, die neue Prozesse und Verbesserungen mit unserer SINGULAR Beschichtungsanlage entwickeln. Wir sehen hier also gute Chancen für die Zukunft.
BOND MAGAZINE: Welche Trends sehen Sie im Segment Halbleiter?
Dr. Rinck: Wir haben ja bereits vor Jahren eine Vakuum-Beschichtunganlage mit dem Produktnamen TIMARIS entwickelt und bereits acht dieser Systeme gebaut und geliefert. Singulus ist inzwischen ein anerkannter Hersteller solcher hochentwickelter Vakuum-Beschichtungsanlagen für die Produktion von MRAM Halbleiterwafer und Schreibleseköpfen. Wir haben inzwischen einen deutlichen Entwicklungsvorsprung und hier international auch nur einen Mitbewerber.
BOND MAGAZINE: Sind MRAMs schon im Einsatz?
Dr. Rinck: Ja, aber bis jetzt nur in Spezialanwendungen. Die letzten technischen Hürden wurden genommen und man geht davon aus, dass der Markt für die MRAM Halbleitertechnologie deutlich wächst und sich eine industrielle Massenfertigung abzeichnet. Zahlreiche große Halbleiterfirmen sind letztes Jahr aktiv geworden und haben ihre Arbeiten intensiviert. Man konnte die Ankündigung von neuen Investitionen in der Presse lesen. Wir können eine verstärkte Nachfrage nach unseren Fertigungssystemen verzeichnen und erwarten kurzfristig neue Aufträge.
BOND MAGAZINE: Wann werden wir MRAMs in unseren Notebooks und Smartphones haben?
Dr. Rinck: Das wird sicher noch etwas dauern. Aber die Speicher mit MRAM-Speicher haben aufgrund ihrer Vorteile eine große Zukunft vor sich. MRAM-Speicher verfügen über sehr hohe Schaltgeschwindigkeiten und verbrauchen dabei sehr wenig Energie und erzeugen nur eine geringe Wärmeentwicklung. Sie lassen sich im Vergleich zu Flash Speichern beliebig oft löschen und überschreiben. Die Daten bleiben auch bei abgeschaltetem Strom dauerhaft gespeichert. Damit kombinieren MRAM Speicher die Vorteile einer schnellen Schreib- und Lesegeschwindigkeit und die Möglichkeit die Informationen stromlos zu speichern.
BOND MAGAZINE: Wie entwickeln sich Auftragseingänge in den jeweiligen Segmenten?
Dr. Rinck: Eigentlich in allen Segmenten zufriedenstellend. Für Solar und das Halbleitersegment haben wir ja bereits neue Aufträge in diesem Jahr gemeldet. Bei Blu-ray sind wir wie jedes Jahr Anfang des Jahres in Verhandlungen mit unseren Kunden. Da die Auslastung im letzten Weihnachtsgeschäft sehr gut war, rechnen mit weiteren Investitionen und den entsprechenden Aufträgen in den nächsten Wochen.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen sehen Sie das größte Wachstumspotential?
Dr. Rinck: Wir sehen Chancen in allen drei Bereichen. Wir sind recht optimistisch für dieses Jahr.
BOND MAGAZINE: Welche weiteren Anwendungen sind mit Ihrer Technologie denkbar und welchen Umsatzanteil könnten diese mittelfristig ausmachen.
Dr. Rinck: Wir besitzen ja ein umfangreiches Know-how in der Vakuum-Beschichtung und den verschiedenen Anwendungen. Wir wollen die Mittel der Unternehmensanleihe ja auch für die Ausweitung in neue Anwendungen einsetzen. Vakuum-Beschichtung bietet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. U.a. in der Architektur, in der Automobilindustrie und auch in der Optik. Es ist eine saubere, umweltfreundliche Technologie. Wir haben vor, uns in neuen Gebieten zu etablieren, können aber im Moment noch nichts zu Umsatzanteilen sagen.
BOND MAGAZINE: Sie möchten rund 30-40% des Emissionserlöses für Akquisitionen verwenden. In welchen Bereichen möchten Sie sich durch Akquisitionen verstärken?
Dr. Rinck: Auch hier denken wir an das Thema Vakuum-Beschichtung. Wir screenen den Markt und führen auch schon Gespräche. Mehr kann ich leider noch nicht dazu sagen.
BOND MAGAZINE: Wie setzen sich Ihre immateriellen Vermögenswerte zusammen?
Dr. Rinck: Zum 30. September 2011 hatten wir bei einer Bilanzsumme von 194,0 Mio. Euro rund 56 Mio. Euro an immateriellen Vermögensgegenständen bilanziert. Geschäfts- und Firmenwerte waren dabei die größte Position. Dazu kommen die aktivierten Entwicklungskosten und sonstige immaterielle Vermögengegenstände wie z.B. Konzessionen, Schutzrechte oder Kundenstamm.
BOND MAGAZINE: Wie nachhaltig ist der Turnaround?
Dr. Rinck: Mit den zwei starken Kernarbeitsfeldern Optical Disc und Solar und den Chancen, die uns der Halbleitermarkt bietet, sowie die Chancen, die in neuen Anwendungen der Vakuumbeschichtung liegen, sehen wir optimistisch in die nächsten Jahre. Dazu kommt das Potential des Bereichs Halbleiter. Wir haben dieses Jahr bereits Systeme verkauft und erwarten kurzfristig weitere Aufträge.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
