Die Karlsberg Brauerei GmbH emittiert eine Unternehmensanleihe im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren bietet die Gesellschaft einen Kupon von 7,375%. Investieren möchte die Gesellschaft das Kapital vorwiegend in die Marken (Karlsberg, MiXery und Gründel‘s Alkoholfrei) und in das margenstarke Gastronomiegeschäft. Im Interview erläutern Christian Weber und Ralph Breuling die Strategie.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen und Regionen ist Karlsberg aktiv?
Breuling: Karlsberg ist in drei Segmenten aktiv. Neben dem klassischen Biersegment sind wir auch in den wachstumsstarken Segmenten Biermischgetränke und alkoholfreie Getränke vertreten. Die dazugehörigen starken Marken sind Karlsberg, MiXery und Gründel‘s Alkoholfrei. Bei Karlsberg, dem klassischen Bierprodukt unseres Unternehmens, ist der Kernmarkt das Saarland und weite Teile von Rheinland-Pfalz. Gründel‘s expandiert aktuell ausgehend vom Saarland in den gesamten Südwesten Deutschlands. Unsere MiXery-Biermischgetränke werden deutschlandweit verkauft.
BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie sich für die Emission einer Unternehmensanleihe entschieden?
Weber: Nachdem wir 2009 ein Joint Venture mit der Brau Holding International (BHI) aufgelöst hatten und ich 2010 in das Unternehmen eingetreten bin, haben wir uns lange darüber Gedanken gemacht, wie wir unsere Finanzierungsstruktur neu gliedern und dabei eine größere Diversifizierung erreichen können. Eine Anleihe war eine von mehreren Möglichkeiten, die wir geprüft haben. Durch die Anleihe werden wir von anderen Finanzierungsformen wie der Bankenfinanzierung unabhängiger. Zudem bietet uns die Anleihe mit 5-jähriger Laufzeit und festem Zinssatz eine größere Sicherheit und Planbarkeit als kurzfristige Kredite, unabhängig von aktuellen Marktschwankungen.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?
Breuling: Mit den Mitteln aus der Anleiheemission planen wir unsere Wachstumsstrategie fortzusetzen, unsere strategischen Kernmarken weiter zu stärken und damit unsere Ertragslage zu verbessern. Wir wollen das Handelsmarkengeschäft zurückfahren und dementsprechend in unsere starken Marken und in das margenstarke Gastronomiegeschäft investieren. Zudem haben wir das Wachstum der vergangenen Jahre bereits vorfinanziert und werden zusätzlich zur Wachstumsfinanzierung einen Teil der Anleihe zur Umschuldung verwenden.
BOND MAGAZINE: In welchen Segmenten/Bereichen sehen Sie Wachstumspotenzial?
Weber: In allen unserer drei Markensegmente gibt es große Potenziale. Im Karlsberg-Biermarkt sehen wir dies vor allem im Bereich Gastronomie sowie Fassbiere und auch bei Weizenbier. Bei unserer Marke MiXery wollen wir zusätzlich vorhandenes Potenzial durch Geschmacks- und Gebindeinnovationen abrufen. Hier streben wir die nationale Marktführerschaft mit profitablem Wachstum an. Mit Gründel’s erreichen wir ein Umsatz- und Ertragswachstum durch unsere Expansion in Südwestdeutschland.
BOND MAGAZINE: Sie möchten die Nummer eins bei den Biermischgetränken werden. Weshalb sollten sich Veltins und Beck’s von den vorderen Plätzen verdrängen lassen?
Weber: Wir befinden uns seit längerem in diesem Segment mit den genannten Anbietern im Wettbewerb um die Marktführerschaft, bei Cola-Bier sind wir seit jeher die Nummer eins. Wir sind in den Großregionen Südwesten, Nordrhein-Westfalen und in Ostdeutschland bereits sehr gut aufgestellt. In Norddeutschland und in Bayern haben unsere Produkte mit ihren verschiedenen Geschmacksrichtungen noch Potenzial. Insgesamt unterscheiden wir uns neben dem Geschmack vor allem durch unsere zielgruppenintensivere Vermarktungsstrategie. Wir bewegen uns gezielt in Nischen wie zum Beispiel in der Vermarktung in Musik-Communities. Sowohl in Bezug auf Techno-Musikfestivals als auch im Hip-Hop-Bereich haben wir etablierte Vermarktungskonzepte, die bei unseren Fans sehr gut ankommen.
BOND MAGAZINE: Mit Handelsmarken erzielen Sie (bei fast gleich großem Umsatz wie im Marken-Segment) nur etwa die Hälfte des Deckungsbeitrages. Weshalb ist der Bereich für Sie dennoch interessant?
Weber: Unsere Handelsmarken sind ein taktisches Segment, das historisch begründet und vor allem durch die Erzielung von Skaleneffekten vorteilhaft ist. Zum einen sorgen die Handelsmarken für eine Kapazitätsauslastung unserer Produktionsanlagen, zum anderen können wir im Bereich Logistik Kosten sparen. Die Handelsmarken tragen derzeit noch gut zur Hälfte unseres Umsatzes bei, einhergehend mit dem Ausbau unseres wesentlich margenstärkeren Markengeschäfts wollen wir diesen Anteil aber Schritt für Schritt reduzieren. Unsere Kapazitäten sind derzeit zu 100% ausgelastet.
BOND MAGAZINE: Ihr Finanzergebnis hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Worauf ist dies zurückzuführen?
Breuling: Wir haben in den letzten Jahren gezielt unser Beteiligungsportfolio bereinigt und dabei unrentable Unternehmensbereiche oder Geschäftsteile aufgegeben oder verkauft. Gleichzeitig haben sich unsere Kernmarken sehr positiv entwickelt.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie Kapitalrenditen in den nächsten Jahren steigern?
Breuling: Neben unserem geplanten Umsatzwachstum wird sich unsere Marge künftig deutlich verbessern. Zum einem durch den steigenden Anteil unseres wesentlich margenstärkeren Markengeschäfts, zum anderen durch die Preiserhöhung, die wir in diesem Jahr als Ergebnis der deutlichen Rohstoffpreissteigerungen des vergangenen Jahres nun zeitverzögert im Markt durchsetzen konnten. Zudem bietet unser laufender Betrieb noch viele Möglichkeiten, effizienter zu werden. Bereits im vergangenen Jahr haben wir in eine höhere Energieeffizienz unseres Produktionskreislaufs investiert und eine Biogasturbine eingebunden, durch die wir wesentliche Kosteneinsparungen erreichen. Und wir werden weiter in technologische Erneuerungen in der Produktion investieren. Darüber hinaus wird sich unsere Gesamtverschuldung durch die Begebung der Anleihe nicht wesentlich erhöhen.
BOND MAGAZINE: Weshalb sollten Anleger in Ihre Anleihe investieren?
Weber: Wir haben Dank unserer 134-jährigen Geschichte ein gehöriges Maß an Erfahrung vorzuweisen. Wir bewegen uns in einem etablierten, interessanten und stabilen Markt und haben bewiesen, auf Veränderungen im Markt mit Innovationen reagieren zu können. Dementsprechend werden wir als traditionelles Unternehmen und als eine der größten familiengeführten Brauereigruppen in Deutschland mit unseren starken Marken auch die nächsten fünf Jahre aktiv den Markt mitgestalten. Wir als Familie repräsentieren Kontinuität und sind fest entschlossen, den bisherigen Erfolg fortzuschreiben. Zudem bieten wir natürlich eine attraktive Rendite für Anleger. Unsere Convenants sind für Investoren attraktiv und transparent. Wir hoffen daher, dass die Kombination aus attraktiven Bedingungen, solidem Geschäftsmodell und vertrauenswürdiger Unternehmensführung vom Markt positiv aufgenommen wird.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
Christian Weber ist Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei KG Weber, zuständig für die strategische Unternehmensführung der Gruppe, und Ralph Breuling, für Finanzen zuständiger Prokurist der Gruppe sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Karlsberg Brauerei GmbH.
Eckdaten der Karlsberg Brauerei-Anleihe:
Emittent | Karlsberg Brauerei GmbH |
Zeichnungsfrist | 10.09. bis 21.09.2012, vorzeitige Schließung möglich |
Kupon | 7,375% |
Laufzeit | 5 Jahre |
Zinszahlungen | jährlich, erstmals zum 28. September 2013 |
Rating | BB- (Creditreform Rating AG) |
Stückelung/Mindestanlage | 1.000,00 Euro |
Emissionsvolumen | bis zu 30 Mio. Euro |
WKN/ISIN | A1REWV / DE000A1REWV2 |
Covenants | Kontrollwechsel, Negativerklärung, Drittverzug, Gleichrang, Begrenzung der Bruttoverschuldung, Mindesteigenkapitalquote, Ausschüttungsbegrenzung |
Börsensegment | Entry Standard, Frankfurter Wertpapierbörse |
Zeichnungsmöglichkeit | via Börsenorder (Börse Frankfurt), über die Haus- oder Direktbank |
Internet | www.karlsberg.de/wertpapier |