Der Automobilzulieferer Alfmeier Präzision AG emittiert eine Mittelstandsanleihe im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro. Bei einer Laufzeit von 5 Jahren bietet die Gesellschaft einen Kupon von 7,500%. In den nächsten fünf Jahren soll der Umsatz von 200 Mio. Euro auf 300 Mio. Euro steigen, wie CEO Markus Gebhard im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist Alfmeier aktiv?
Gebhardt: Die Alfmeier Präzision AG ist ein Mechatronik-Technologieunternehmen und Hersteller von Ventilen, Aktuatoren und Steuergeräten. Sie finden uns ganz sicher in Ihrem Auto, zum Beispiel in Ihrem Sitz, wenn es um die Einstellmöglichkeiten beim Sitzkomfort geht, oder wenn Sie vielleicht einen Massagesitz haben. Wir sind mit unserer Steuerungstechnik auch in der Bremskraftverstärkung und Kraftstoffversorgung zu finden. Damit haben wir eine sehr solide Marktstellung. Das Besondere an Alfmeier ist aber zusätzlich, dass wir völlig neuartige Aktuatoren auf der Basis von Form-Gedächtnislegierungen bzw. sogenannten Memory-Metallen entwickelt haben. Diese wurden zuerst im Premium-Segment, zum Beispiel bei Mercedes, verbaut. Jetzt rücken wir auch in das Volumensegment vor. Diese Technologie bietet uns zusätzliche neue Wachstumsperspektiven – sowohl in der Automobilindustrie als auch in neuen Märkten, wie der Medizintechnik oder der Telekommunikation.
BOND MAGAZINE: Welche Vorteile bietet ihre SMA-Technologie?
Gebhardt: Die Vorteile unserer Memory Metall-Technologie sind einfach nachzuvollziehen: viel weniger Gewicht, weniger Stromaufnahme, umweltschonender, weniger Geräusche und viel kleiner als bisher übliche Lösungen. Das waren die Gründe, die die Automobilhersteller überzeugt haben und die jetzt die Produzenten in neuen Feldern, wie Medizintechnik oder Telekommunikation, über ganz neue Lösungen nachdenken lassen. Wir haben alles im eigenen Haus, um diesen neuen Standard global auszurollen: die Technologie, abgesichert durch Patente, spezialisiertes Know-how in Kunststoff-Mikrospritzguss, Mechatronik und Elektrotechnik sowie exzellente Prüftechnik im eigenen Test-Center. Ein Beispiel: Wir schaffen es, die Autofokus-Lösung für Handy-Kameras mit einem um 40% geringeren Platzbedarf umzusetzen – bei zusätzlich geringerem Energiebedarf. Koreanische und chinesische Hersteller sind bereits dabei, diese Lösung mit uns umzusetzen.
BOND MAGAZINE: Wer sind Ihre Mitbewerber?
Gebhardt: Auch wenn es sich unglaublich anhört: Wir sind heute mit unseren Lösungen auf Basis der SMA-Technologie konkurrenzlos. Bisher hat es kein anderes Unternehmen geschafft, diese Metalle, die in ihre gelernte Form zurückkehren, im industriellen Maßstab bei Aktuatoren einzusetzen. Unseren Zeitvorsprung von zehn Jahren werden wir nutzen. Der Wettbewerb spielt sich eher auf der technologischen Ebene ab. Natürlich sind Hersteller traditioneller elektromagnetischer Lösungen unsere Wettbewerber. Wir gehen mit unserer SMA-Technologie aber ganz gezielt in Bereiche, wo sie eindeutig überlegen ist, also immer dann, wenn besonders platzsparende, geräuschlose, energiesparende oder leichte Lösungen gefragt sind.
BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie die Emissionsstruktur.
Gebhardt: Wir begeben eine Anleihe im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro mit einem Zins von 7,500% p.a. bei einer Rating-Note von BB mit positivem Ausblick. Laufzeit und Stückelung sind mit 5 Jahren und 1.000 Euro Standard. Zusätzlich haben wir eine Ausschüttungsbegrenzung sowie die im Markt üblichen Covenants aufgenommen. Zur weiteren Besicherung der Anleihe haben wir Anteile an den Tochterunternehmen KITE Electronics GmbH, k3 works GmbH und Alfmeier Friedrichs & Rath LLC (USA) verpfändet. Als Garantin fungiert zudem unser Tochterunternehmen RKT Rodinger Kunststoff-Technik GmbH.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?
Gebhardt: Rund 40% der Mittel gehen in die Wachstumsfinanzierung, speziell in das Kerngeschäft und das Ausrollen der SMA-Technologie in den verschiedenen Märkten. 20% verwenden wir für allgemeine Investitionen im Unternehmen, zum Beispiel in die Infrastruktur, EDV oder Optimierungsmaßnahmen. Mit den verbleibenden 40% werden wir kurzfristige Bankverbindlichkeiten ablösen.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen sehen Sie Wachstumspotenzial?
Gebhardt: Was man immer gern vergisst: Auch der Automobilmarkt ist ein Wachstumsmarkt. Vielleicht nicht in Europa, aber weltweit. Und wir sind stark international aufgestellt und in den wichtigen Triademärkten Nordamerika, Europa und Asien vertreten. Also wollen wir auch im Automotive-Bereich weiter wachsen. Aktuell umfasst der Markt rund 80 Mio. Autos pro Jahr und wächst jährlich um rund 3%. Daneben konzentrieren wir uns auf die Wachstumsmärkte Telekommunikation und Medizintechnik. Nur ein Beispiel: Jährlich werden weltweit über 400 Mio. Smartphones und über 200 Mio. Tablet-Computer verkauft. Jedes Mobiltelefon und jedes Tablet hat mindestens eine Kamera. Bis 2017 soll sich der Markt auf insgesamt 1,4 Mrd. Smartphones und Tablets mehr als verdoppeln. Damit liegt das grob gerechnete Marktvolumen für Aktuatoren in den Fotokameras bei rund 3 Mrd. USD.
BOND MAGAZINE: Ihre bondspezifischen Kennzahlen sind im Vergleich zu anderen Mittelstandsanleihen recht ordentlich, aber auf der Ertragsseite haben Sie noch Potenzial. Was werden Sie tun, um auf der Ertragsseite voranzukommen?
Gebhardt: Mit dem 1. Halbjahr 2013 haben wir sechs Monate hinter uns, die einen sehr guten Eindruck geben, wie wir bei den Finanzzahlen im Moment aufgestellt sind. Denn es war ein Halbjahr ohne große Sondereffekte, weder negative noch positive. Der Umsatz kletterte um 8% auf 106,8 Mio. Euro. Das EBITDA lag bei 7,4 Mio. Euro, das sind 7,0% vom Umsatz, und das EBIT erreichte 4,3 Mio. Euro. Das entspricht einer EBIT-Marge von 4,0%. Unser Ziel sind 5,0%. Um das zu erreichen, haben wir bereits einige Maßnahmen eingeleitet. Schwerpunkt sind Kostensenkungsmaßnahmen bei Material- und Fertigungskosten, die uns jährlich Einsparungen von 4 Mio. Euro bringen.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Anleihen am Laufzeitende refinanzieren?
Gebhardt: Nach heutigem Stand aus dem Cashflow. Wir erzielten beispielsweise im 1. Halbjahr 2013 einen operativen Cashflow von 6,5 Mio. Euro. Die Anleihe ist aber auch ein neues wichtiges drittes Standbein in unserer Finanzierungsstrategie – neben Eigenkapital und klassischer Bankfinanzierung. Wir nehmen jetzt die Anleihemittel hinzu, um eine besser abgestimmte Fristigkeit und Fälligkeit zwischen unseren Aktiva und Passiva herzustellen. Wie wir diese Struktur dann in fünf Jahren wählen, wollen wir heute noch nicht festlegen.
BOND MAGAZINE: Wo sehen Sie Alfmeier in fünf Jahren?
Gebhardt: Auch in fünf Jahren wollen wir immer noch ein weltweit aufgestelltes Mechatronik-Technologieunternehmen und Hersteller von Ventilen, Aktuatoren und Steuergeräten sein. Der Umsatz soll bis dahin von derzeit 200 auf 300 Mio. Euro gewachsen sein. Zusätzlich wollen wir stabile Marktpositionen mit unserer SMA-Technologie in Märkten wie Telekommunikation, Medizintechnik und Consumer-Elektronik aufgebaut haben. In diesen neuen Märkten erwarten wir uns zusätzlich über die Tochter ASG weitere 100 Mio. Euro Umsatz. Wichtig ist, dass wir schon heute über die internationale und unternehmensorganisatorische Struktur verfügen, die normalerweise nur bei deutlich größeren Mittelstandsunternehmen zu finden ist. Die Strukturen haben wir also bereits geschaffen und die Technologie ist ebenfalls vorhanden. In den nächsten fünf Jahren wollen wir die Märkte mit neuen Anwendungen beeindrucken und entsprechende Umsätze und Gewinne erzielen.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
Eckdaten der Alfmeier-Anleihe
Emittent | Alfmeier Präzision AG |
Garant | RKT Rodinger Kunststoff-Technik GmbH |
Besicherung | Verpfändung von Anteilen an der KITE Electronics GmbH, k3 works GmbH, Alfmeier Friedrichs & Rath LLC (USA) |
Kupon | 7,50% |
Zeichnungsfrist | 15.10.-25.10.2013 |
Notierungsaufnahme | 29.10.2013 |
Laufzeit | 29.10.2018 |
ISIN / WKN | DE000A1X3MA5 / A1X3MA |
Rating | BB (durch Creditreform) |
Segment | Entry Standard für Anleihen |
Financial Advisor & Listing Partner | DICAMA AG |
Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners | IKB Deutsche Industriebank AG, Steubing AG |
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