Die Deutsche Rohstoff AG emittiert eine Unternehmensanleihe im Volumen von bis zu 100 Mio. Euro, bei einer Laufzeit von 5 Jahren bietet die Gesellschaft einen Kupon von 8,00% pro Jahr. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert Dr. Thomas Gutschlag, CFO, die Strategie des Unternehmens und gibt einen Ausblick.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist die Deutsche Rohstoff AG tätig?
Dr. Gutschlag: Die Deutsche Rohstoff ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Öl und Gas sowie strategische Metalle. Im Geschäftsbereich Öl und Gas sind wir mit unserer sehr erfolgreichen Tochter Tekton Energy in Denver, Colorado/USA, inmitten des neuen US-Ölbooms tätig. Die Rhein Petroleum in Heidelberg erschließt alte Ölfelder in Deutschland wieder neu. Beide Unternehmen haben wir zusammen mit erfahrenen Partnern gegründet. Im Bereich Metalle produzieren wir Wolfram und Molybdän in einer Tagebaumine in Australien. Außerdem explorieren wir in Sachsen auf Zinn und Seltene Erden.
BOND MAGAZINE: Sie sind Gründungsgesellschafter der Deutsche Rohstoff AG. Was hat Sie bewogen, mit Ihren Partnern die Gesellschaft zu gründen?
Dr. Gutschlag: Titus Gebel und ich waren überzeugt, und sind es im Übrigen immer noch, dass die Rohstoffgewinnung zu einer der größten Wachstumsindustrien der kommenden Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, zählen wird. Dafür sorgt die Industrialisierung in den Schwellenländern, allen voran China. Ein solcher Boom von historischen Ausmaßen bringt unternehmerische Chancen mit sich, die wir nutzen wollten und genutzt haben. Das war der Ausgangspunkt für die Gründung der Deutsche Rohstoff AG Anfang 2006.
BOND MAGAZINE: Auf welche Kernprojekte möchten Sie sich künftig fokussieren?
Dr. Gutschlag: Unser Schwerpunkt liegt für die nächsten Jahre ganz klar bei unserer US-Tochter Tekton Energy. Das Team um CEO Jerry Sommer hat bisher elf Bohrungen fertig gestellt, alle waren fündig und produzieren mindestens so viel Öl und Gas, wie wir das erwartet hatten, teilweise auch deutlich mehr. Die beiden letzten Bohrungen, die Anfang Mai 2013 in Produktion gingen, waren sogenannte Horizontalbohrungen. Bei dieser Technik bohrt man senkrecht in die Erde, bis die ölführende Schicht erreicht ist und dann waagrecht in der Schicht über ungefähr einen Kilometer Länge. Solche Bohrungen sind sehr ergiebig und profitabel. Unsere beiden Horizontalbohrungen förderten im Mai zusammen durchschnittlich 1.228 Barrel Öläquivalent pro Tag. Das bedeutet einen Nettozufluss für Tekton nach Abzug aller Kosten von 55.000 USD – pro Tag, wohlgemerkt. Von diesen Horizontalbohrungen sind weitere 77 Stück bereits genehmigt und vorbereitet. Wir werden im Juli mit den Bohrungen beginnen und wollen dann in ungefähr 18 Monaten alle 77 fertigstellen.
BOND MAGAZINE: Welche Strategie verfolgen Sie mit den Explorationsprojekten?
Dr. Gutschlag: Wir wollen die Explorationsprojekte auf Zinn und Seltene Erden in Sachsen so schnell wie möglich in Produktion bringen. Der Weg dahin führt über eine sogenannte Machbarkeitsstudie. Unsere Geologen in Chemnitz arbeiten an verschiedenen Themen, um die technische und betriebswirtschaftliche Machbarkeit der Projekte nachzuweisen. Sie können dabei auf die umfangreichen und guten Arbeiten aus DDR-Zeiten zurückgreifen. Wir haben aber auch selbst exploriert und viele Untersuchungen unter anderem zur Aufbereitung der Erze angestellt. Wir finanzieren diese Projekte aber als Deutsche Rohstoff nicht selbst, sondern mit Hilfe von Partnern, die Interesse an solchen strategisch wichtigen Metallen haben. Wir investieren unsere Mittel nur in produzierende Unternehmen, die auch Rückflüsse bringen.
BOND MAGAZINE: Sie planen den Börsengang der Tochtergesellschaft „Seltenerden Storkwitz“. Wann ist mit dem IPO zu rechnen und welcher Börsenwert ist realistisch?
Dr. Gutschlag: Die Seltenerden Storkwitz (SES) verfügt über ein sehr interessantes Geschäftsmodell. Sie entwickelt zum einen die Lagerstätte Storkwitz bei Delitzsch in Nordwest-Sachsen. Dieses Vorkommen ist bereits in den 1970er und 1980er Jahren gut erkundet worden. Wir haben diese früheren Arbeiten durch eigene Bohrungen bestätigen können. Zum anderen geht die SES Partnerschaften mit Industriefirmen ein, die Seltene Erden verarbeiten. So entstehen passgenaue Seltene Erden-Produkte „Made in Germany“. Das ist ein großer Vorteil für die hiesige Industrie, denn die Seltenen Erden stecken in vielen wichtigen Hightech-Produkten. Der Börsengang soll noch in diesem Jahr stattfinden. Über die Bewertung möchte ich jetzt nicht spekulieren. Wir wollen Anlegern aber mit einer maßvollen Bewertung die Möglichkeit geben, an diesem spannenden Zukunftsmarkt teilzuhaben.
BOND MAGAZINE: Ist ein Börsengang der „TIn International“ in diesem Jahr noch realistisch?
Dr. Gutschlag: TIn International, eine australische Gesellschaft, an der wir die Mehrheit halten, wollten wir eigentlich schon Ende vergangenen Jahres in Australien an die Börse bringen. Leider war das aufgrund der schwachen Entwicklung der Rohstoffwerte an der australischen Börse nicht zu einer sinnvollen Bewertung möglich, obwohl die Investoren die Projekte von TIn in Sachsen sehr spannend fanden. Wir haben es mit dem Börsengang nicht eilig, da das Unternehmen sehr gut finanziert ist. Ich erwarte, dass der Börsengang der Seltenerden Storkwitz zuerst stattfindet.
BOND MAGAZINE: Mit welchem Potenzial ist beim Wattenberg-Feld zu rechnen?
Dr. Gutschlag: Das Wattenberg-Feld, in dem Tekton Energy derzeit über rund 17 km2 Flächen verfügt, gilt inzwischen als das renditestärkste Öl- und Gasfeld auf dem US-Festland. Unser Team hat auf ungefähr der Hälfte unserer Flächen 77 Bohrungen geplant, die auch schon alle von den Behörden genehmigt sind. Elf Bohrungen produzieren bereits, im Mai zusammen rund 42.000 Barrel. Ein sehr renommiertes Ingenieurbüro aus der Ölmetropole Houston in Texas hat auf Basis der bisherigen Bohrungen die Reserven von Tekton auf 32,7 Mio. Barrel geschätzt. Eine gigantische Menge, auch wenn sie erst noch erschlossen werden muss. Den mit diesen Reserven erzielbaren Umsatz schätzt der Gutachter auf 2,1 Mrd. USD, von denen über 1 Mrd. als Überschuss bei Tekton hängen bleiben könnten. Das ist aber noch nicht alles: Wir akquirieren ständig zusätzliche Flächen, um weitere Bohrungen durchführen zu können.
BOND MAGAZINE: In den vergangenen Jahren haben Sie auch Unternehmen verkauft, daher ist ihr Umsatz zurückgegangen. Bitte erläutern Sie die Geschäftsentwicklung der Jahre 2011 und 2012.
Dr. Gutschlag: In den Geschäftsjahren 2011 und 2012 haben wir unser Portfolio stark erweitert und gleichzeitig umgebaut. Wir wollen uns auf produzierende Projekte konzentrieren, die auch eine gewisse Größe und Wertentwicklung erreichen können. 2011 haben wir in unserer australischen Goldmine 20 Mio. AUD Umsatz gemacht und einen schönen Gewinn erzielt. Gleichzeitig haben wir unsere Mehrheit an der deutschen Öl- und Gastochter Rhein Petroleum verkauft. Beides zusammen hat uns 2011 einen Netto-Konzerngewinn von 10,5 Mio. Euro eingebracht. 2011 haben wir auch noch Tekton gegründet, Wolfram Camp in Australien übernommen, die deutschen Aktivitäten in eigene Gesellschaften ausgelagert und mit Hilfe von dritten Investoren finanziert. Ein ereignisreiches Jahr. Ende 2011 haben wir beschlossen, die Goldproduktion einzustellen, und begonnen, den Verkauf der Mine vorzubereiten. 2012 galt es, die Ölproduktion in den USA sowie die Produktion von Wolfram und Molybdän in Australien anzuschieben und auszubauen. Beides ist im Laufe des Jahres gelungen. Die Goldmine in Australien konnten wir im September für einen sehr guten Preis (13 Mio. Euro) verkaufen. Dieser Verkauf und der Verkauf weiterer Anteile an Rhein Petroleum haben uns wiederum einen Nettogewinn im Konzern von 2,3 Mio. Euro beschert. Die Deutsche Rohstoff AG als Muttergesellschaft konnte sogar 3,8 Mio. Euro Nettogewinn verbuchen. Wenn man bedenkt, dass die Öl- und Wolframproduktion erst im Laufe des Jahres angelaufen ist und noch keinen Ergebnisbeitrag bringen konnte, können wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein.
BOND MAGAZINE: Welchen Ausblick können Sie uns für das Geschäftsjahr 2013 geben?
Dr. Gutschlag: 2013 wird die Produktion in den USA und Australien voll zur Geltung kommen. Wir gehen davon aus, dass wir 2011 übertreffen können.
BOND MAGAZINE: Wo sehen Sie die Deutsche Rohstoff AG in fünf Jahren?
Dr. Gutschlag: Die Deutsche Rohstoff wird in fünf Jahren ein Unternehmen sein, das ein starkes Standbein im US-Öl- und Gasmarkt hat. Wir werden mithelfen, Zinn und Seltene Erden „Made in Germany“ zu produzieren. Selektiv entwickeln wir mit dem starken Know-how in der Gruppe und dem guten Dealflow immer wieder attraktive Projekte, die nur geringen finanziellen Einsatz erfordern. Die Deutsche Rohstoff wird ein hochprofitables Unternehmen sein.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
Tab. 1: Eckdaten der Deutsche Rohstoff-Anleihe
Emittent | Deutsche Rohstoff AG |
Zeichnungsfrist | 26.06.–09.07.2013 |
Kupon | 8,00% |
Volumen | 100 Mio. Euro |
ISIN | DE000A1R07G4 |
Segment | Entry Standard für Anleihen |
Laufzeit | 5 Jahre |
Rating | BB+ (durch Creditreform Rating) |
Lead Manager und Bookrunner | ICF Kursmakler AG |
Internet | www.rohstoff.de |
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Literaturhinweis: BOND YEARBOOK 2012/13 -
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