Die FlexStrom AG möchte insbesondere mit Monatstarifen Neukunden gewinnen, denn dabei besteht eine höhere Wechselbereitschaft als mit Jahrestarifen. Zudem soll die Mehrmarkenstrategie ausgebaut werden, wie Vorstand Robert Mundt erläutert.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist FlexStrom aktiv?
Mundt: Als Familienunternehmen sind wir im Jahr 2003 mit der Vision „günstiger Strom für alle“ gestartet. Bis heute haben wir uns mit rund 570.000 versorgten Kunden und 630 Mitarbeitern zu einem der führenden unabhängigen Energieversorger in Deutschland entwickelt. Wir sind dabei in den drei zentralen Marktsegmenten tätig: Discountstrom, Ökostrom und Gas. Zu unserer Gruppe zählen neben der Kernmarke FlexStrom Marken wie FlexGas, ÖkoFlex, OptimalGrün und Löwenzahn Energie. 2011 konnten wir unseren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 32% auf 355,3 Mio. Euro steigern, das EBIT stieg um 62% auf 11,2 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2012 wuchs der Umsatz dann um 86% auf 284,4 Mio. Euro. Das EBIT lag mit 11,9 Mio. Euro weiter über dem Niveau des Vorjahres, obwohl wir massiv in Ökostrom-Marken investiert haben.
BOND MAGAZINE: Welche Wachstumstreiber sehen Sie?
Mundt: Auf der Marktseite sorgen die seit Jahren steigenden Energiepreise für eine hohe und stetige Wechselbereitschaft der Strom- und Gaskunden und eine entsprechende Nachfrage der Haushalte nach neuen Anbietern. Die anhaltenden Diskussionen um weitere Preiserhöhungen werden nach Ansicht von FlexStrom diesen Trend weiter verstärken. Auf Unternehmensseite konnten wir in den vergangenen Jahren mit innovativen Ideen wie Jahrespreisgarantien oder Prepaid-Modellen vor allem im Bereich Discountstrom viele neue Kunden gewinnen, die Segmente Gas und Ökostrom haben wir anschließend erfolgreich ausgebaut. Die heutige starke Marktposition wollen wir sukzessive mit einer gezielten Mehrmarkenstrategie sowie einem zielgerichteten Vertrieb mit bewährten Vertriebskanälen weiter ausbauen.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleihe verwenden?
Mundt: Unser oberstes Ziel ist es, weiter zu wachsen und unsere Position als führender unabhängiger Energieversorger in Deutschland auszubauen, um nachhaltig die Nummer 1 unter den Unabhängigen zu werden. Bislang haben wir unser Wachstum aus eigener Kraft finanziert, unsere Aktienanteile liegen daher zu 100% immer noch beim Management. Um das Kundenwachstum und damit auch das Umsatz- und Ertragswachstum in ähnlichem Maße wie in der Vergangenheit weiter voranzutreiben, benötigen wir nun zusätzliche liquide Mittel – daher die Anleiheemission. Folgende Wachstumsstrategien stehen dabei im Vordergrund: erstens der Ausbau von Neukunden mit Monatstarifen, denn hier besteht auf der Kundenseite eine höhere Wechselbereitschaft als bei Jahrestarifen. Für FlexStrom ist dieses Preissystem daher noch profitabler als Prepaid-Tarife – dafür gibt es aber keine Vorauszahlungen wie bei Jahreszahlern und deshalb den entsprechenden Bedarf nach frischen Mitteln aus der Anleihe. Ein weiterer Wachstumsfokus liegt im Rahmen der Mehrmarkenstrategie auf dem Ausbau des mittelpreisigen Marktsegments – also zwischen den Discount- und Premiummarken. Vorstellbar hier wären auch White Label-Marken. Und drittens wollen wir uns in die Lage versetzen, strategische Akquisitionen zu tätigen, um auch anorganisch wachsen zu können.
BOND MAGAZINE: Welche Unternehmen kämen dabei als Übernahmeziel in Frage?
Mundt: Es gibt zahlreiche kleinere Wettbewerber am Markt, denen es nicht gelingt, profitabel zu arbeiten – beispielsweise weil ihnen die kritische Masse oder die internen Organisationsstrukturen (vom Einkauf über Work-Flow bis Vertrieb) fehlen oder die Marketingaufwendungen zu hoch sind. Die Kunden dieser Wettbewerber könnten wir sehr gut über das eigene, profitable Geschäftsmodell bedienen. Aber Sie werden sicher verstehen, dass wir hier kein konkretes Target benennen können.
BOND MAGAZINE: Im Internet findet man nicht nur positive Kommentare zu FlexStrom. Wie stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht dar?
Mundt: Die FlexStrom Unternehmensgruppe versorgt heute 570.000 Kunden in ganz Deutschland mit Strom und Gas, insofern gibt es natürlich auch die ein oder andere Kundenreklamation. In der Vergangenheit bezogen sich diese zumeist auf das Thema „Auszahlung des Kundenbonus“. Um weiteren Beschwerden vorzubeugen, haben wir bereits im Sommer 2011 unsere AGB geändert und gewähren bei Neuverträgen Boni schon dann, wenn der Kunde 12 Monate lang beliefert wurde.
Möglicherweise meinen Sie aber auch die im Internet diskutierte Auseinandersetzung mit dem Vergleichsportal Verivox, die dazu führte, dass wir dort zwischenzeitlich nicht mehr gelistet waren. Diese Auseinandersetzung konnte mittlerweile aber aus der Welt geschafft werden. Derzeit verhandeln wir mit Verivox über einen neuen Vertriebsvertrag, so dass wir dieses Vergleichsportal auch wieder aktiv als Vertriebskanal nutzen können.
BOND MAGAZINE: Wo steht FlexStrom in fünf Jahren?
Mundt: Als Gründer und Vorstandsvorsitzender habe ich eine ganz klare Vision: die FlexStrom Gruppe als erfolgreichster, unabhängiger Energieversorger Deutschlands. Unter der Devise „Gute Energie für alle“ wollen wir die zunehmende Wechselbereitschaft der Verbraucher nutzen und unsere Kundenbasis in den nächsten fünf Jahren stark ausbauen. Das heißt, wir wollen eine wachsende Anzahl von deutschen Haushalten und kleineren Gewerbebetrieben sowohl mit Discountstrom als auch mit Ökostrom und Gas versorgen – und dabei weiter nachhaltig schwarze Zahlen schreiben.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org