Die Metalcorp Group B.V. emittiert eine Mittelstandsanleihe im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro. Bei einer Laufzeit von 5 Jahren bietet die Gesellschaft einen Kupon von 8,750%. Die Mittel aus der Anleiheemission sollen vorwiegend zur Finanzierung von Transaktionen und der Stellung von Akkreditiven verwendet werden. Im Interview mit dem BOND MAGAZINE erläutert CEO Victor Manuel Carballo die Strategie.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist die Metalcorp Group tätig?
Carballo: Wir sind in zwei Bereichen tätig: in der Produktion von hochwertigen Walzbarren aus Sekundäraluminium und im weltweiten physischen Handel von Stahl, Rohstoffen für die Stahlproduktion und Nichteisen-Metallen. In beiden Bereichen verfolgen wir ein äußerst risikoaverses Geschäftsmodell. Im Handel führen wir nahezu ausschließlich sogenannte Back-to-Back-Geschäfte durch, bei denen es erst dann zum Vertragsabschluss kommt, wenn wir bereits sowohl einen Lieferanten als auch einen Kunden für die Transaktion gefunden haben. Gleichzeitig haben wir keine Lagerbestände. Damit vermeiden wir Risiken, die aus den Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten entstehen könnten, fast vollständig. In der Produktion arbeiten wir ausschließlich auf Basis von festen Kundenaufträgen. Unsere Kunden liefern ihre Aluminiumabfälle und -schrotte an, wir bereiten sie nach individuellen Vorgaben wieder auf und liefern die entstandenen Walzbarren wieder an die gleichen Kunden aus. Auch hier ist der aktuelle Aluminiumpreis für uns nicht entscheidend, denn wir erhalten eine feste Umarbeitungsprämie von unseren Kunden.
BOND MAGAZINE: Wie zyklisch ist Ihr Geschäft?
Carballo: Die Marktpreise für Rohstoffe schwanken mitunter stark, in Abhängigkeit von der jeweiligen konjunkturellen Situation. Mit unserem risikoaversen Geschäftsmodell blenden wir die Preisrisiken aber wie geschildert fast vollständig aus. Wir handeln ausschließlich Commodity-Produkte zum Marktpreis. Hierfür gibt es immer eine Nachfrage, so dass wir auch immer Transaktionen abschließen können. Dank unserer strategischen Ausrichtung, die wir 2006 erfolgreich etabliert haben, ist es uns gelungen, operativ stets profitabel zu sein. Mit Blick auf die konjunkturellen und finanzwirtschaftlichen Krisen der letzten Zeit ist dies ein deutlicher Beweis dafür, dass unser Geschäftsmodell funktioniert.
BOND MAGAZINE: Sie bilanzieren nach Dutch GAAP, ist das eher mit einer Bilanzierung nach HGB oder IFRS vergleichbar?
Carballo: Die für uns relevanten Vorschriften des Dutch GAAP sind den IFRS-Regelungen sehr ähnlich. Es gibt da nur sehr geringe Unterschiede.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?
Carballo: Den Emissionserlös wollen wir insbesondere zur weiteren Skalierung unseres Geschäftsmodells einsetzen. Im Handel übernehmen wir die Finanzierung der einzelnen Transaktionen durch die Stellung von Akkreditiven. Wir verfügen über Akkreditivlinien von 200 Mio. US-Dollar bei renommierten internationalen Trade-Finance-Banken, schöpfen sie derzeit aber nicht aus. Übliche Praxis ist es, dass bei den Banken ein gewisser Prozentsatz des Handelsvolumens als liquide Mittel, sogenannte Cash-Collaterals, hinterlegt werden muss. Mit dem Emissionserlös können wir hier unseren Spielraum und damit unser Handelsvolumen deutlich erweitern. Die Cash-Collaterals fließen nach jeder Transaktion wieder an uns zurück, das bedeutet, der Großteil des Emissionserlöses ist weiterhin als liquide Mittel vorhanden und steht unverändert zur Verfügung. Damit können wir weitere Transaktionen oder aber auch am Laufzeitende die Rückzahlung der Anleihe durchführen. Darüber hinaus wollen wir in einem kleineren Umfang zielgerichtete Investitionen und Entwicklungsprojekte zur Rohstoffsicherung vornehmen und bestehende Verbindlichkeiten ablösen.
BOND MAGAZINE: Wie lange ist das Kapital dabei jeweils gebunden bzw. welche Rendite können Sie damit erzielen?
Carballo: Das hängt natürlich von der regionalen Ausgestaltung der Transaktion ab. Schließen wir einen Handel z.B. von Eisenerz von Australien nach China ab, dann ist die Ladung per Schiff vielleicht sechs Wochen unterwegs und damit das Kapital entsprechend gebunden. Bei einer Ladung Stahl von Brasilien nach China beträgt die Transportdauer vielleicht eher drei bis vier Monate. Unsere Erfahrung zeigt, dass wir unter konservativen Annahmen jedes Cash-Collateral pro Jahr drei- bis viermal nutzen können.
BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie sich für eine Anleiheemission in Deutschland entschieden?
Carballo: Der Ursprung unseres Unternehmens liegt in Berlin. Hier ist unsere Aluminium-Tochter BAGR beheimatet und hier hat alles angefangen. Inzwischen sind wir zwar ein internationales Unternehmen, schließlich haben wir eigene Büros und Repräsentanzen in mehr als 20 Ländern aufgebaut und verfügen über ein internationales Management-Team. Aber unsere Wahl, die Mittelstandsanleihe in Deutschland zu emittieren, lag aufgrund unserer Historie mehr als nahe.
BOND MAGAZINE: Welchen Ausblick können Sie uns auf das aktuelle Geschäftsjahr geben?
Carballo: Wir wollen im aktuellen Geschäftsjahr unseren strategischen Weg unverändert fortsetzen und erwarten eine ähnlich positive Entwicklung wie im Vorjahr. In der Produktion von Sekundäraluminium sind die Auftragsbücher zum aktuellen Zeitpunkt bereits etwas voller als im Vorjahr, für den Handel von Stahl und NE-Metallen erwarten wir ein ähnliches Umsatzvolumen bei einer ähnlichen Marge wie im Vorjahr. Wir werden unser globales Netzwerk weiter stärken und ausbauen. Konkret wollen wir einen intraregionalen Handel in China und Südostasien aufbauen und unsere Präsenz im Mittleren Osten und in Indien ausbauen. Damit können wir noch stärker von der positiven Entwicklung im Süd-Süd-Handel profitieren. Und schließlich wird die Skalierung unseres Geschäftsmodells, für die wir einen Großteil des Emissionserlöses verwenden wollen, unserem Unternehmen einen zusätzlichen Impuls in unserer Unternehmensentwicklung geben.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
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Literaturhinweis: BOND YEARBOOK 2012/13 -
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