Die More & More AG emittiert eine Unternehmensanleihe im Volumen von 13 Mio. Euro, die vorwiegend zur Ablösung von Bankdarlehen sowie zur Verbesserung der Einkaufskonditionen genutzt werden sollen. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Mohr seine Strategie.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist More & More tätig?
Mohr: Wir sind ein Modeunternehmen, das Mode für die Zielgruppe der „Modern Woman“ unter der Marke MORE & MORE entwickelt. Unsere Kundinnen können in unseren 33 eigenen Geschäften einkaufen, oder bei unseren Partnern im Einzelhandel, wie P&C, Breuninger, Ludwig Beck oder Kaufhof, aber auch im Internet über unseren eigenen Online-Shop oder bei Anbietern wie Zalando.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleihe verwenden?
Mohr: Die More & More AG ist nach erfolgreichem Abschluss einer Restrukturierung 2010/2011 und dem Wiedererreichen der Gewinnzone 2012 auf Wachstumskurs. Doch dafür benötigen wir die Mittel gar nicht vorrangig. Wir wollen vor allem unsere Fremdkapitalseite neu strukturieren, also Bankdarlehen ablösen, sowie unsere Einkaufskonditionen deutlich verbessern – also weitere Schritte zur Margenverbesserung umsetzen.
BOND MAGAZINE: Wäre mit Blick auf Ihre Bilanzstruktur nicht eine Erhöhung des Eigenkapitals sinnvoller?
Mohr: Angebote für Beteiligungen gab und gibt es. Unsere Marke MORE & MORE ist bei Investoren sehr beliebt. Aber Sie müssen auch die Situation des Unternehmens sehen: Wir haben eine nicht einfache Zeit hinter uns und sind seit zweieinhalb Jahren über den Berg, wachsen und verdienen operativ wieder Geld. Noch nicht ganz so gut wie vor der Krise 2008/2009, aber mit steigender Tendenz. Deshalb wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um neue Gesellschafter und damit auch neue Interessen ins Unternehmen zu holen. Wir wollen uns weiter uneingeschränkt auf unseren eigenen Weg konzentrieren.
BOND MAGAZINE: Sie haben, nach einigen Verlustjahren im vergangenen Jahr den Turnaround geschafft. Wie nachhaltig ist dieser?
Mohr: Für uns hat sich dieser Turnaround schon 2011 mit einem deutlichen Umsatzplus abgezeichnet. Bei der Umsatzentwicklung sind wir nach zweieinhalb Jahren Wachstum trotz schwierigem Marktumfeld sehr zuversichtlich, diesen Weg langfristig weitergehen zu können. Bis 2018 wollen wir um Jahresdurchschnittlich über 7 % wachsen. Das Wachstum soll vor allem über zusätzliche Flächen bei unseren Einzelhandelspartnern wie P&C oder Ludwig Beck generiert werden, ebenso wie über ein wachsendes Internet-Geschäft. Ertragsseitig sind wir so aufgestellt, dass wir bei den Kosten unsere Hausaufgaben gemacht haben und dieses Wachstum mit unveränderten Kostenstrukturen bewerkstelligen können. Auch hier sehe ich die Basis für eine langfristig gute Ertragsentwicklung gelegt.
BOND MAGAZINE: In den Jahren 2011 und 2012 hatten Sie außerordentliche Erträge von 1,5 bzw. 3,3 Mio. Euro. Um welche Erträge handelt es sich dabei?
Mohr: Ich bin Gründer und 100 % Aktionär der More & More AG. Mit diesen zusammengerechnet 4,8 Mio. Euro habe ich mich nochmals im Unternehmen engagiert und die Mittel der Gesellschaft über ein Darlehen bzw. anschließenden Forderungsverzicht zur Verfügung gestellt.
BOND MAGAZINE: Welche Auswirkungen haben die Anleihezinsen auf Ihre G+V?
Mohr: Mit den Maßnahmen der Mittelverwendung – Ablösung Bankdarlehen und Optimierung der Einkaufskonditionen – generieren wir positive Ertragseffekte, die ab 2014 die Anleihezinsen komplett kompensieren können. Unsere Planungen sehen zusätzlich vor, dass die Anleihe vollständig aus dem operativen Cash Flow bis 2018 getilgt werden kann.
BOND MAGAZINE: Welche Margen möchten Sie mittelfristig erreichen?
Mohr: Wir wollen beides kombinieren: Umsatzwachstum und Margenverbesserung. Das geht deshalb, weil wir nicht über eigene neue Geschäfte wachsen wollen, die hohe Investitionen nötig machen, sondern über den Ausbau unserer Aktivitäten mit den Einzelhandelspartnern wie P&C oder Appelrath & Cüpper. Ziel ist es, unsere EBITDA-Marge, also die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, auf 10% zu erhöhen – ein aus der Vergangenheit heraus sehr realistischer Wert.
Das Interview führte Robert Cleve, www.fixed-income.org
Die More & More AG ist ein inhabergeführtes Modeunternehmen, das Damenoberbekleidung im mittleren Preissegment entwirft und unter der Marke „MORE & MORE“ in Deutschland und 20 weiteren Ländern vertreibt. Der Vertrieb erfolgt über eigenen Einzel- und Großhandel. Die Produktpalette umfasst dabei Damenober-bekleidung, Taschen und Accessoires. Schuhe und Herrenoberbekleidung sind in Lizenz vergeben. Kernzielgruppe sind „modern women“, d.h. Frauen zwischen 25 und 45 Jahren. Mit dieser Positionierung ist die Emittentin ein alternativer Anbieter zu den Anfangspreislagen im Premium-Segment.
Eine ausführliche Analyse kann ab Samstag in der Rubrik „Anleihen-Check“ (www.fixed-income.org > „Anleihen-Check“) abgerufen werden.
Tab. 1: Eckdaten der More & More-Anleihe
Emittent | More & More AG |
Zeichnungsfrist | 03.06.-07.06.2013 |
Kupon | 8,125% |
WKN/ ISIN | A1TND4 / DE000A1TND44 |
Laufzeit | 11.06.2013 |
Rating | B+ (durch Creditreform Rating) |
Notierungsaufnahme | 11.06.2018 (5 Jahre) |
Listing | Entry Standard für Anleihen |
Bookrunner | quirin bank |
Internet |
----------------------------------------
Soeben erschienen: BOND YEARBOOK 2012/13 -
Das Nachschlagewerk für Anleiheinvestoren und -Emittenten
Renommierte Autoren und Interviewpartner nehmen Stellung zu den Themenfeldern High Yield-Anleihen, Mittelstandsanleihen, Covered Bonds, Investmentstrategien sowie Tax & Legal. Das jährliche Nachschlagewerk erscheint bereits im 4. Jahrgang und hat einen Umfang von 108 Seiten. Die Ausgabe kann zum Preis von 29 Euro beim Verlag bezogen werden:
http://www.fixed-income.org/fileadmin/2012-11/Flyer_Bestellformular_BondBook_12_13.pdf
----------------------------------------