Die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH unterbreitet den Gläubigern ihrer mit einem Nennbetrag von 25 Mio. Euro ausstehenden 7,50%-Anleihe 2014/19 (ISIN DE000A1YC1F9) ein freiwilliges, öffentliches Umtauschangebot. Das Gesamtvolumen beträgt bis zu 15 Mio. Euro. Im Rahmen des Umtauschangebots können die Inhaber der Anleihe 2014/19 bis zum 1. Dezember 2017 (vorzeitige Schließung vorbehalten) ihre Anleihen im Verhältnis 1:1 in die angebotenen, neuen 7,25%-Schuldverschreibungen 2017/2023 (ISIN DE000A2GSNF5) tauschen. Zusätzlich erhalten sie einen Zusatzbetrag (Umtauschprämie) in Höhe von 25 Euro je umgetauschte Anleihe 2014/19 (im Nennwert von 1.000 Euro) sowie die aufgelaufenen Stückzinsen. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert Geschäftsführer Dr. Hubertus Bartsch die Hintergründe der Transaktion und gibt einen Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung.
BOND MAGAZINE: In den vergangenen Monaten gab es eine Reihe von erfolgreichen Anleiheemissionen im Bereich Mittelstandsanleihen, viele davon mit einem Umtauschangebot für bisherige Anleihegläubiger. Weshalb haben Sie sich für ein reines Umtauschangebot (ohne Zeichnungsmöglichkeit für neue Investoren) entschieden?
Dr. Bartsch: Wir stehen vor der schönen Situation, dass das Werk in China, dessen Aufbau durch unsere Schwestergesellschaft NZWL International wir mit einem großen Teil unserer ersten Anleihe finanziert haben, schon bald wieder erweitert werden muss. Der Grund ist, dass die Absatzzahlen mit unserem wichtigsten Kunden, dem größten deutschen Automobilhersteller, dort weiter rasant wachsen – allein 2017 voraussichtlich um rund 100% – und es uns zusätzlich gelungen ist, einen mehrjährigen Großauftrag des chinesischen Automobilherstellers Great Wall zu gewinnen. Das war immer unser Ziel, aber mit dem aktuellen Wachstumstempo übertreffen wir unsere eigene Planung. Deshalb wollen wir die Investoren unserer ersten Anleihe bitten, dieses Wachstum zu unterstützen, indem sie über den Umtausch die Tilgung der Anleihe 2014/19 um bis zu 60 % noch etwas nach hinten schieben und so ermöglichen, dass die in China angesparten Mittel statt zur Tilgung in die Erweiterung des Werkes in Tianjin investiert werden können. Nach unserer Finanzplanung benötigen wir keine weiteren Finanzmittel, deshalb keine Neuzeichnung. Vielmehr planen wir ja, mindestens 40% der ersten Anleihe planmäßig zu tilgen und nur 15 Mio. Euro über den Umtausch in die Zukunft zu verschieben.
BOND MAGAZINE: Wie sind die Eckpunkte der neuen Anleihe?
Dr. Bartsch: Wir bieten mit der neuen Anleihe einen Kupon von 7,25% p.a. mit einer Laufzeit bis 2023. Zusätzlich erhalten Anleger, die tauschen, natürlich die aufgelaufenen Stückzinsen sowie eine Umtauschprämie von 25 Euro je getauschte Schuldverschreibung. Das Umtauschangebot für die Inhaber der Schuldverschreibungen 2014/19 läuft (vorbehaltlich einer vorzeitigen Schließung) bis zum 1. Dezember 2017.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel verwenden?
Dr. Bartsch: Mit den eigenerwirtschafteten Cashflows unseres Unternehmens wie auch des Schwesterunternehmens in China werden wir einerseits 2019 die erste Unternehmensanleihe zu mindestens 40% tilgen. Andererseits sollen die in China durch den Umtausch freiwerdenden Mittel in den Ausbau der dortigen Kapazitäten investiert werden. Bei der Finanzierung des Ausbaus sind auch wieder unsere etablierten chinesischen Bankpartner mit an Bord.
BOND MAGAZINE: Die jüngsten Umtauschangebote waren recht erfolgreich. Ihre Anleihe 2014/19 hat ein Volumen von 25 Mio. Euro, die neue Anleihe soll ein Volumen von bis zu 15 Mio. Euro haben. Was passiert, wenn Anleihegläubiger mehr als 15 Mio. Euro umtauschen möchten?
Dr. Bartsch: Dann freue ich mich zuallererst über den großen Vertrauensbeweis unserer Investoren. Wir haben das geringere Volumen entsprechend unserer Finanzplanung gewählt. Die Reduzierung würde dann leider für unsere Investoren bedeuten, dass nur diejenigen in die neue Anleihe investieren können, die beim Umtausch als Erstes tätig werden.
BOND MAGAZINE: Was beinhaltet der neue Auftrag von Great Wall Motors?
Dr. Bartsch: Great Wall Motors wird von uns in den nächsten mindestens sechs Jahren Synchronisierungen für sogenannte Doppelkupplungsgetriebe beziehen. Das ist die Produktgruppe, die wir ohnehin schon in China produzieren. Der Einsatz der Baugruppen ist sowohl in klassischen DCT- und Hybridantrieben als auch in reinen Elektroantrieben vorgesehen. Great Wall hat sich zu signifikant großen Abnahmemengen verpflichtet, in der Größenordnung von rund 40% des Umfangs, den wir in China mit unserem Hauptkunden planen. Man muss wissen, Great Wall ist einer der großen chinesischen Autohersteller und führend bei SUVs.
BOND MAGAZINE: Wie sind die Abrufzahlen von VW in Ihrem chinesischen Werk?
Dr. Bartsch: Wir haben hier eine großartige Entwicklung mit mehr als einer Verdoppelung in diesem Jahr und einer erwarteten Steigerung im nächsten Jahr in einer ähnlichen Größenordnung.
BOND MAGAZINE: Und wie ist damit die Auslastung des Werkes?
Dr. Bartsch: Wir steuern auf eine Vollauslastung zu, deswegen auch die notwendige Erweiterung wegen des Great Wall-Auftrags. Für unsere Anleiheinvestoren besonders wichtig: Nicht nur die Auslastung entwickelt sich sehr gut – auch die in China generierten Cashflows liegen voll im Plan.
BOND MAGAZINE: Wie ist die aktuelle Geschäftsentwicklung in Deutschland/Europa?
Dr. Bartsch: Bei aller China-Euphorie dürfen wir nicht vergessen, dass auch das Geschäft in Deutschland und Europa sehr gut läuft. Bei unseren Synchronisierungen für Doppelkupplungsgetrieben profitieren wir davon, dass diese Art des Schaltgetriebes stark wächst im Vergleich zu herkömmlichen Handschaltungen – und zwar weltweit. In Deutschland und Europa profitieren wir darüber hinaus von unserer zweiten Produktgruppe Zahnräder und Wellen, die von uns in die Großserie weiterentwickelt wurde. Die Nachfrage ist sehr erfreulich und wir werden in der Großserie in Kürze den Break-even erreichen.
BOND MAGAZINE: Wie wirkt sich ein steigender Absatz von Elektrofahrzeugen auf die Neue ZWL aus?
Dr. Bartsch: Wir haben hier seit 2012 verschiedene gemeinsame Projekte mit führenden deutschen Herstellern. Teils noch im Entwicklungsstadium, teils schon in der Serienfertigung. Wir sehen uns mittel- und langfristig gut aufgestellt. Ich habe ja gerade erwähnt, dass sich die Großserienproduktion bei Zahnräder und Wellen sehr gut entwickelt. Hier liefern wir auch Räder und Wellen für einen E-Fahrzeug-Antriebsstrang und zwar für einen renommierten OEM im Sportwagenpremiumsegment. Die Zahl der Elektroantriebe wird zwar weiter zunehmen, doch muss die Bedeutung der E-Mobilität auch im Gesamtkontext betrachtet werden. Denn laut einer aktuellen Studie werden im Jahr 2030 immer noch rund 87% der Fahrzeuge einen Verbrennungsmotor und ein Getriebe haben.
BOND MAGAZINE: Welchen Ausblick können Sie geben?
Dr. Bartsch: Nach dem guten ersten Halbjahr mit einem Umsatzplus von 17% sehe ich einen weiter ungebrochenen Wachstumskurs unserer Unternehmensgruppe. In diesem Jahr sollten wir rund 10 bis 13% beim Umsatz zulegen können. Basis für dieses Wachstum sind im Wesentlichen die im Jahr 2014 erzielten Neuaufträge. Darüber hinaus wollen wir bei insgesamt verbesserter Rentabilität die Eigenkapitalquote stärken und den Konzernjahresüberschuss (ohne Berücksichtigung der Anleihekosten) auf 1,3 bis 1,5 Mio. Euro verbessern. 2016 und 2017 wurden weitere substanzielle Neuaufträge erteilt, die dann ab 2019 zum Umsatz beitragen werden. Das sind z.B. auch Räder und Wellen für einen E-Fahrzeug-Antriebsstrang. Es ist uns darüber hinaus gelungen, in allen unseren Produktbereichen zukunftsträchtige Neuaufträge zu gewinnen.
BOND MAGAZINE: Wo sehen Sie die Neue ZWL am Laufzeitende der neuen Anleihe?
Dr. Bartsch: Zwar kann bis zum Jahr 2023 noch eine Menge passieren, aber unsere Nominierungen bei den großen OEMs geben uns ja eine vernünftige Planungs- und Prognosegrundlage für die nächsten Jahre. Ich sehe uns als Unternehmen mit einer weltweiten Aufstellung, mit mindestens drei Produktgruppen in der Großserienproduktion, mit weiterhin sehr stabilen Cashflows und als führenden Partner der OEMs in den von uns adressierten Produktbereichen. Ich freue mich sehr, wenn Investoren der ersten Anleihe 2014/2019 diesen Weg mit uns mitgehen.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, http://www.fixed-income.org/
Tab. 1: Eckdaten zum Umtauschangebot
Emittent | Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH |
Umtauschfrist | 24.10.–01.12.2017 |
Valuta | 08.12.2017 (voraussichtlich) |
Kupon | 7,25% |
Volumen | bis zu 15 Mio. Euro |
ISIN / WKN | DE000A2GSNF5 / A2GSNF |
Stückelung | 1.000 Euro |
Ausgabepreis | 100% |
Umtauschprämie | 25 Euro pro umgetauschte Anleihe 2014/19 |
Unternehmensrating | B (durch Creditreform Rating AG, Stand Januar 2017) |
Laufzeit | 6 Jahre (08.12.2017–08.12.2023) |
Zinszahlung | jährlich |
Segment | Open Market der Deutsche Börse AG |
Financial Advisor | DICAMA AG |
Technischer Koordinator | Quirin Privatbank AG |
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