Die MT-Energie GmbH emittiert eine Anleihe im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro. Der Kupon beträgt 8,250%. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert Geschäftsführer Torben Brunckhorst die Strategie des Unternehmens.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist MT-Energie tätig?
Brunckhorst: Wir zählen zu den führenden Anlagenbauern Europas in der Zukunftsbranche Biogas. Mit der Errichtung von mehr als 130 neuen Anlagen im Jahr 2011 beträgt unser Marktanteil in Deutschland etwa 15%. Europaweit haben wir bereits über 500 Anlagen realisiert und verfügen somit über eine große Expertise und hohe technologische Kompetenz. Unser Leistungsportfolio umfasst nicht nur die Entwicklung, die Planung und den Bau von Biogasanlagen, sondern auch die intensive technische und biologische Betreuung. Außerdem bieten wir eine innovative Gasaufbereitungs- und Einspeisetechnik zur Biomethanherstellung an. Unser Kundenfokus liegt bei den Landwirten, die wir bei der Umsetzung ihres Biogasprojektes vom Acker bis zur Gaseinspeisung begleiten können. Darüber hinaus setzen wir Projekte für kommunalen Energieversorger um. Wir bieten einen umfassenden After-Sales Service für Biogas- und Gasaufbereitungsanlagen an. Derzeit betreuen wir im Service neben den 500 Anlagen unserer Kunden auch 400 Anlagen von anderen Anlagenbauern.
BOND MAGAZINE: Wie sind Sie gegenüber Mitbewerbern positioniert?
Brunckhorst: Wichtig ist: Wir sind Anlagenbauer und nicht Anlagenbetreiber, wie viele unserer Wettbewerber. Das möchten wir auch gar nicht, da wir so in direkter Konkurrenz zu unseren Kunden treten würden. Da wir also spezialisierter Anlagenbauer sind, besitzen wir ein starkes Know-how bis ins kleinste Detail. Darüber hinaus produzieren wir unsere Komponenten zum großen Teil selbst. Dadurch haben wir eine sehr geringe Fehlerquote. Als Komponentenhersteller genießt man auch einen Kostenvorteil, da man selbst auf die einzelnen Kostenfaktoren der Produktion Einfluss nehmen kann. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass wir unsere Kunden von der Idee bis zur Gas- und Stromeinspeisung und darüber hinaus begleiten. Dies können wir, weil MT-Energie bereits seit 2011 am Markt ist und seinerzeit zu den absoluten Pionieren der ersten Stunde zählte.
BOND MAGAZINE: Welche Auswirkungen hat die jüngste Änderung des EEG für Ihre Branche?
Brunckhorst: Der deutsche Biogasmarkt hat lange Zeit von den Regelungen des EEG profitiert. Nun ergeben sich Änderungen in der Förderstruktur. In Folge werden vermehrt zum Beispiel große Biogasanlagen mit Gaseinspeisetechnik gebaut werden. Damit kommen die Stärken des Energieträgers Biogas noch mehr zum Tragen. Biogas ist aufgrund der Speicherfähigkeit des Gases grund- wie auch spitzenlastfähig. Die Anlagen können also zu jedem Zeitpunkt Strom produzieren. Sie sind damit ein wesentlicher Eckpfeiler der Energiewende und eine sinnvolle Ergänzung im Energiemix mit Wind und Solar. Studien zufolge soll sich der Beitrag von Biogas zur gesamten deutschen Stromproduktion bis 2020 verdoppeln. International sieht das ähnlich aus. Für uns war immer wichtig, die regulatorischen Änderungen frühzeitig abzusehen und uns darauf einzustellen – dies mit Erfolg. Mittel- bis langfristig wird der Einfluss der Förderung aber ohnehin immer weiter abnehmen, da die Industrien reifer werden. Wir blicken daher positiv in die Zukunft.
BOND MAGAZINE: Wie möchten Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?
Brunckhorst: Zunächst wollen wir weiter erfolgreich Biogasanlagen bauen und der solide und verlässliche Anlagenbauer bleiben, der wir immer waren. Die Mittel werden hauptsächlich verwendet, um unsere Zielgruppe, die Landwirte, in Deutschland und im europäischen Ausland beim Bau größerer und leistungsstärkerer Anlagen zu unterstützen. Gerade in diesem Segment haben wir eine hohe Kompetenz. Wir stellen daher beispielsweise neuen Kunden Geld in Form von kurzfristigen Zwischenfinanzierungen für einzelne Projekte zur Überbrückung der Phase zwischen Abschluss des Kaufvertrags und der Auszahlung der Projektfinanzierung seitens der finanzierenden Bank des Käufers zur Verfügung. Zudem gewähren wir auch eine mittelfristige Unterstützung bei der Finanzierung, sei es über minderheitliche Eigenkapitalbeteiligungen oder in Form von Nachrangdarlehen. Dies immer als Teil der Gesamtfinanzierung des Kunden zu sehen, wir ersetzen also nicht die Bankenfinanzierung, sondern ergänzen sie. In dem wir den Landwirt bei dieser Finanzierung unterstützen, generieren wir Umsatz für unser Unternehmen, wir sehen das also als Vertriebsunterstützung. Im Ausland ist diese Unterstützung insbesondere ein Commitment zum Projekt. Ausländische Banken sind im Umgang mit Biogas noch nicht so erfahren und kennen uns noch nicht in dem Maße, wie das z.B. bei deutschen landwirtschaftlichen Förderbanken der Fall ist. Hier schafft eine zeitlich begrenzte Beteiligung unsererseits Vertrauen.
BOND MAGAZINE: In welchen Regionen sehen Sie das größte Wachstumspotenzial?
Brunckhorst: Wichtig ist eine entsprechende landwirtschaftliche Prägung der Region. Biogasanlagen müssen mit Substraten befüllt werden. Nur wenn entsprechendes Agrarland vorhanden ist, können Großanlagen in ausreichendem Maße befüllt werden. Frankreich bietet gute Vorraussetzungen für große und sehr große Biogasanlagen. Ebenso bieten sich in Osteuropa einige Länder für den Ausbau der Biogasbranche an. Wir haben diesen Trend frühzeitig erkannt und mit unserer Auslandsexpansion bereits 2006 begonnen. 2007 haben wir schon erste Komplettanlagen außerhalb von Deutschland errichtet. Mittlerweile sind wir in zehn europäischen Ländern aktiv und haben über 50 Biogasanlagen außerhalb von Deutschland realisiert. Von unserem derzeitigen Auftragsbestand für das Geschäftsjahr 2012 von 140 Mio. Euro werden bereits etwa 50% aus dem Ausland stammen.
BOND MAGAZINE: Die MT-Energie GmbH war dem breiteren Anlegerpublikum bisher nicht bekannt. Wie zeichnen Sie sich als Emittentin einer Anleihe aus, auch gegenüber anderen, bekannteren Unternehmen?
Brunckhorst: Meines Erachtens sprechen da vor allem die Zahlen für uns. Wer sich unsere Bilanz anschaut, wird bei den relevanten Bilanz- und Verschuldungskennzahlen ein sehr solides Bild erkennen. Unsere Eigenkapitalquote liegt im Konzern bei rund 30%. Das kann meiner Meinung nach, vor allem im Vergleich zu anderen mittelständischen Unternehmen, die in jüngster Zeit eine Anleihe platziert haben, als durchaus robust bezeichnet werden. Wir arbeiten seit Jahren nachhaltig profitabel. In unserem Markt haben wir eine starke Wettbewerbsposition. Die Creditreform Rating AG hat uns mit BBB- bewertet, wir liegen also im Bereich Investment Grade. Damit sind wir höher als andere, auch bekanntere, Emittenten bewertet worden. Ich denke, der Anleger sollte sich im Klaren sein, welche Kriterien, neben einer attraktiven Verzinsung, wichtig für seine Anlageentscheidung sind: eine solide Bilanz – oder eben die Bekanntheit einer Endverbrauchermarke.
BOND MAGAZINE: Ist ein Börsengang mittelfristig für Sie denkbar?
Brunckhorst: Wir fühlen uns in unserer jetzigen Situation als mittelständische eigentümergeführte GmbH sehr wohl. Mit der Anleihe betreten wir erstmals das Börsenparkett. Die Erfahrungen, die wir jetzt machen, werden wir wirken lassen und dann sehen wir weiter. Momentan gibt es aber keine weiterführenden Pläne.
Das Interview führte Robert Cleve, www.fixed-income.org.