Der Investment- und Asset-Manager KGAL legt über die neu gegründete Tochtergesellschaft physible GmbH mit „physible Enterprise I 18/23" eine börsennotierte Anleihe auf, die sich speziell an Privatanleger richtet. Die Anleihe hat eine Laufzeit von 5 Jahren und einen Kupon von 3,00% p.a., der halbjährlich ausgezahlt wird. Der Emissionserlös wird von der KGAL-Gruppe direkt oder indirekt für Investments in Immobilien, Infrastruktur (erneuerbare Energien) und Flugzeuge im KGAL-Investmentuniversum verwendet. Euler Hermes hat die Anleihe mit BBB geratet. Die Anleihe kann über die Plattform www.physible.de sowie vom 1. Oktober bis 12. Oktober 2018 via Kauforder am Börsenplatz München gezeichnet werden. Ziel ist es, mit physible eine Onlineplattform für Privatanleger aufzubauen, die ein dauerhafter Absatzkanal für die KGAL-Gruppe werden soll, wie Geschäftsführer Gert Waltenbauer gegenüber dem BOND MAGAZINE erläutert. physible berechnet Anlegern keine Gebühren. Ziel ist es laut Gert Waltenbauer nicht, Fees aus den Investments zu generieren, sondern mit den Investments mindestens die Cashflows zu erwirtschaften, die für die Zinszahlung benötigt werden.
BOND MAGAZINE: Sie platzieren zurzeit die physible Enterprise I 18/23-Anleihe. Bitte erläutern Sie uns die Eckpunkte der Anleihe.
Waltenbauer: Die Anleihe hat eine 5-jährige Laufzeit und einen Kupon von 3,00% p.a., zahlbar halbjährlich. Die Anleihe wird garantiert von der Muttergesellschaft der physible GmbH, der KGAL GmbH & Co. KG. Euler Hermes Rating stuft die Bonität der Anleihe mit BBB ein. Die Anleihe wird im Segment m:access der Börse München gehandelt.
BOND MAGAZINE: Und wie können Anleger zeichnen?
Waltenbauer: Anleger können über die Plattform www.physible.de zeichnen, die für uns von großer Bedeutung ist. Wir wollen die Onlineplattform mit weiteren Produkten bestücken. Anleger können hierüber medienbruchfrei zeichnen. Aber natürlich können sie auch via Kauforder am Börsenplatz München zeichnen.
BOND MAGAZINE: Weshalb ist der Aufbau der eigenen Investmentplattform für Sie wichtig?
Waltenbauer: Mit physible kehrt die KGAL-Gruppe ins Geschäft mit Privatanlegern zurück. Bis 2012 hatten wir ein sehr umfangreiches Geschäft mit Privatinvestoren: Sie waren für uns eine größere Kundengruppe als institutionelle Investoren. Nach der Finanzkrise ist der Markt für Sachwertfonds (geschlossene Fonds) sehr stark zurückgegangen. 2007 hatte der Markt ein Volumen von 13 Mrd. Euro. 2012, als wir entschieden haben, uns aus dem Markt zurückzuziehen, betrug das Volumen nur noch einige hundert Millionen Euro. In den darauffolgenden Jahren haben wir uns ausschließlich auf das Geschäft mit institutionellen Investoren konzentriert. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um wieder in das Geschäft mit Privatinvestoren zurückzukehren. Wir machen das nicht mehr mit geschlossenen Fonds, an das Geschäftsmodell glauben wir in dieser Form nicht mehr. Wir sind überzeugt, dass Investments künftig immer stärker online getätigt werden, und auch nicht mehr bank- oder beraterinduziert sind. Anleger informieren sich zunehmend selbst online. Daher starten wir bewusst mit einer Onlineplattform und auch nicht mehr mit der Produktlinie geschlossener Fonds, sondern in der Form der Anleihe.
BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie sich für eine sogenannte Eigenemission, also ohne Bank, entschieden?
Waltenbauer: Eine Bank benötigt man bei einer Anleiheemission dann, wenn man die Platzierungspower der Bank haben möchte. Aber gerade das brauchen und möchten wir nicht. Wir bauen mit physible.de eine eigene Plattform für den Vertrieb von Kapitalmarktprodukten auf. physible soll ein dauerhafter Absatzkanal für die KGAL-Gruppe und ihre Produkte werden. Die Anleihe hat aus unserer Sicht viele Vorteile für Anleger: Sie ist leicht verständlich, es handelt sich um kein nachrangiges Produkt, es gibt einen festen Kupon und eine feste Laufzeit. Die Anleihe ist für Anleger gut kalkulierbar und an der Börse handelbar. Investoren haben mit dem Rating bei einer Anleihe auch eine Orientierung in Bezug auf die Bonität.
BOND MAGAZINE: KGAL ist ein unabhängiger Investment- und Asset-Manager. Für eine solche Tätigkeit berechnet man üblicherweise eine Vergütung. Auf physible.de wird mit folgendem Wortlaut geworben „Keine Gebühren für Anleger, Gewinn erzielen wir durch Leistung.“ Berechnen Sie keine Fees und welche Absicht verfolgen Sie als Asset-Manager dann mit der Platzierung der Anleihe?
Waltenbauer: Es gibt keinerlei Gebühren! Aber es ist eine Anleihe mit einem festen Kupon. Es ist natürlich unsere Aufgabe, mit dem Geld der Anleger sinnvoll zu wirtschaften und mindestens den Cashflow zu erwirtschaften, den wir für die Zinszahlungen benötigen. Natürlich ist unsere Erwartung, dass wir mehr als 3% erwirtschaften, die wir als Kupon bezahlen müssen. Das damit verbundene Marktrisiko federn wir für die Anleger ab.
BOND MAGAZINE: Ihre Intention beim Aufbau der Anleiheplattform ist es also, eine Rendite zu erzielen, die über dem Kupon liegt. Diese Renditedifferenz ist dann Ihr Gewinn?
Waltenbauer: Ja, das müssen wir hinbekommen! Dabei ist auch die Fristenkongruenz zu beachten. Wir wollen ein Portfolio aufbauen und werden über die Investments transparent berichten. Auch für uns ist es wichtig, nicht alle Eier in einen Korb zu legen.
BOND MAGAZINE: Sie haben bestimmt schon weitere Investmentideen im Hinterkopf. Wie sehen diese aus?
Waltenbauer: Wir haben eine Pipeline aus Objekten aus allen Assetklassen. Im Immobilienbereich würden wir einige Objekte der KGAL-Gruppe anteilig mitfinanzieren. Wir würden hier kurzfristiges Fremdkapital vergeben und die Objekte dann in Investmentvehikel weitergeben. Die KGAL-Gruppe hat gemeinsam mit der Lufthansa das Joint-Venture „GOAL“. Es handelt sich um eine Leasinggesellschaft für Flugzeuge, die auch Eigeninvestments tätigt. Hier würden wir uns bei Projekten beteiligen, die eine entsprechende Rendite versprechen. Im Infrastrukturbereich ist es genauso wie bei den anderen Assetklassen, es gibt eine rege Investmenttätigkeit. Hier könnten wir uns in einer Frühphase oder bei Zwischenfinanzierungen engagieren. Nicht ausgeschlossen ist, dass wir uns auch bei Fonds der KGAL-Gruppe beteiligen. Dies sehe ich aber im Moment noch eher weniger, denn die Fonds haben i.d.R. eine längere Laufzeit, so dass die Fristenkongruenz hier schwieriger ist.
BOND MAGAZINE: Es gibt einen Verwaltungsvertrag zwischen physible und KGAL. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann fließt dafür keine Vergütung.
Waltenbauer: Das haben Sie richtig verstanden. Es fließt keine Vergütung!
BOND MAGAZINE: Die Geschäftsführung von physible und KGAL ist identisch. Erhalten die Geschäftsführer, also auch Sie, von physible eine Vergütung?
Waltenbauer: Nein. Auch wir erhalten keine Vergütung von physible. Aber natürlich sind wir auch nicht karitativ tätig. Denn als Geschäftsführer der KGAL GmbH & Co. KG erhalte ich bereits ein Gehalt für die ganze KGAL-Gruppe und damit sind alle Tätigkeiten für die Gruppe abgedeckt. Wir handhaben das ganz transparent. Die KGAL-Gruppe hat etwa 1.000 Fonds- und Objektgesellschaften. Ich selbst habe ca. 40 Geschäftsführerfunktionen. Auch meine Kollegen haben bei den Fonds- und Objektgesellschaften mehrere Geschäftsführungsfunktionen. Denn wer könnte eine solche Funktion besser begleiten als derjenige, der den Fonds auch steuert. Natürlich bekommt man nicht für jede Tätigkeit ein zusätzliches Gehalt. Unser Gehalt, das wir von der Gruppe erhalten, ist marktkonform.
BOND MAGAZINE: physible ist ein SPV (eine Zweckgesellschaft), KGAL garantiert die Anleihe. Weshalb emittiert KGAL die Anleihe nicht selbst?
Waltenbauer: Die Plattform physible.de soll weiter ausgebaut und eigenständig positioniert werden. physible ist der Anleiheemittent. Wir beabsichtigen, zeitnah operative Aktivitäten in der Gesellschaft aufzubauen.
BOND MAGAZINE: KGAL garantiert die Anleihe. Bei Garantien und Sicherheiten von Mittelstandsanleihen hat man in den vergangenen Jahren schon sehr eigentümliche Dinge erlebt. Eigentlich gab es immer dann Probleme, wenn Garantien oder Sicherheiten gezogen werden mussten. Im Wertpapierprospekt ist eine Zusammenfassung der Garantie zu finden, die eher allgemein klingt. Würden Sie uns den vollständigen und ungekürzten Garantievertrag zusenden?
Waltenbauer: Ich möchte weder intransparent sein, noch herumeiern. Zwar darf ich den Vertrag nach der Veröffentlichung des Wertpapierprospektes aus rechtlichen Gründen hier nicht herausgeben. Aber selbstverständlich stehen wir als KGAL für alles ein, was physible macht! Es gibt keine Hintertür. Als Asset-Manager leben wir vom Vertrauen der Anleger. Wenn es in der Garantie irgendeinen Wurm gäbe, wäre das beim Rating aufgefallen. Bei Mittelstandsanleihen gab es sicherlich Probleme. Aber die KGAL-Gruppe hat einen niedrigen Leverage, wir haben eine Eigenkapitalquote von über 60%. Und die Passivseite der Bilanz besteht vorwiegend aus Rückstellungen, nicht aus Fremdkapital. Bei einer Bilanzsumme von rund 200 Mio. Euro haben wir ca. 30 Mio. Euro Fremdkapital. Wir haben langlaufende Fonds, erzielen daraus langfristige Gebühren und sind hochprofitabel.
BOND MAGAZINE: Welcher Anteil Ihrer Kosten ist durch langfristige Einnahmen gedeckt?
Waltenbauer: Mehr als 100%! Wiederkehrende Einnahmen, z.B. in Form von Gebühren, decken über 100% unserer Kosten. Unsere Recurring Income/Cost-Ratio ist bei über 100%. Wir sind sehr solide!
BOND MAGAZINE: Der Kupon von 3,00% erscheint bei einem SPV, auch wenn es eine Garantie gibt, eher niedrig. Die im Prime Standard notierte DIC Asset AG hat beispielsweise bei institutionellen Anlegern gerade eine Anleihe mit einem Kupon von 3,50% platziert. Was spricht da für ein Investment in die physible-Anleihe?
Waltenbauer: Zunächst einmal das Investment Grade-Rating von Euler Hermes. Mit einem Kupon von 3,00% sehen wir uns gut positioniert. Wir haben positives Feedback von unseren institutionellen Investoren bekommen, bei denen wir die 30 Mio. Euro problemlos platzieren könnten. Aber physible richtet sich an Privatinvestoren. Zudem können wir uns derzeit auch günstiger finanzieren. Unsere Banklinien werden niedriger verzinst.
BOND MAGAZINE: Das ist bei vielen Anleiheemittenten so. Aber man kann sich bei der Finanzierung diversifizieren und von Banken unabhängiger machen, zudem sind viele Bankkredite besichert. Da ist man mit einer Anleihe i.d.R. flexibler.
Waltenbauer: Bei Bankkrediten sind wir meines Erachtens flexibler. Wir können die Banklinien jederzeit zurückführen, wenn wir diese nicht benötigen, und zahlen keine Bereitstellungsprovisionen. Es gibt nur bei einem kleineren Teil unserer Linien eine Zweckbindung, ansonsten können wir die Mittel ebenfalls flexibel verwenden. Sie haben aber recht, Banklinien sind zum Teil besichert.
BOND MAGAZINE: Die Anleihe hat die „I“ im Namen. Weitere Anleiheemissionen sind geplant, wenn ich Sie richtig verstanden habe.
Waltenbauer: Ja, das ist unser Plan. Wir schauen jetzt, ob die Anleihe bei Privatanlegern gut funktioniert. Wir sind zuversichtlich, dass dies der Fall ist, daher ist die „I“ ganz bewusst gewählt.
BOND MAGAZINE: Wenn ich die Anleihebedingungen richtig verstehe, dann darf physible das Kapital aus der Anleihe auch jetzt schon außerhalb der KGAL-Gruppe investieren.
Waltenbauer: Ja, selbstverständlich, physible darf das machen. Das ist jetzt noch nicht der Plan, da physible noch kein eigenes Portfolio-Management hat. Langfristig ist das auch eine Frage der Flexibilität. Wenn eine Transaktion nur komplizierter wird, wenn KGAL dazwischensteht, dann soll physible das künftig natürlich direkt machen.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, https://www.fixed-income.org/
Tab. 1: Geschäftsentwicklung der Garantin
| 2017 | 2016 |
Erträge aus dem Dienstleistungs- und Provisionsgeschäft | 72,7 | 59,2 |
EBIT | 43,4 | 32,9 |
Konzernergebnis | 40,7 | 27,4 |
Angaben in Mio. Euro, Quelle: Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung
Tab. 2: Eckdaten der Garantin
| 2017 | 2016 |
Bilanzsumme | 214,6 | 237,4 |
Eigenkapital | 115,3 | 98,7 |
Angaben in Mio. Euro, Quelle: Konzernbilanz
Tab. 3: Eckdaten der physible-Anleihe
Emittent | physible GmbH |
Garant | KGAL GmbH & Co. KG |
Zeichnungsfrist | bis 12.10.2018 |
Kupon | 3,00% p.a. |
Zinszahlung | halbjährlich |
Laufzeit | 15.10.2023 |
Volumen | bis zu 30 Mio. Euro |
Anleiherating | BBB (durch Euler Hermes Rating) |
Rating der Garantin | BBB- (durch Euler Hermes Rating) |
WKN / ISIN | A2LQST/ DE000A2LQST9 |
Segment | m:access, Börsse München |
Internet | www.physible.de |