Die KTG Energie AG emittiert eine Unternehmensanleihe im Volumen von 25 Mio. Euro im Entry Standard. Bei einer Laufzeit von 6 Jahren bietet die Gesellschaft einen Kupon von 7,250%. Im Interview mit dem BOND MAGAZINE erläutert CEO Dr. Thomas R. G. Berger sie Strategie.
BOND MAGAZINE: Herr Dr. Berger, bitte umreißen Sie doch das Geschäftsmodells der KTG Energie AG?
Dr. Berger: Die KTG Energie AG ist der drittgrößte deutsche Produzent erneuerbarer Energie aus Biogas. Das Unternehmen betreibt seit 2006 Biogasanlagen in Deutschland und deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der Planung und der Errichtung bis zum Betrieb der Anlagen ab. Derzeit laufen Biogasanlagen mit einer Produktionskapazität von rund 30 Megawatt am Netz, davon 22,5 MW unter Volllast und zahlreiche weitere befinden sich im Bau oder in Planung. Damit können über eine viertel Millionen Menschen mit sauberer, umweltfreundlicher Energie versorgt werden.
BOND MAGAZINE: Wie begründen Sie die Zukunftsfähigkeit dieses Geschäftsmodells?
Dr. Berger: Die wachsende Weltbevölkerung und der Klimawandel sind die entscheidenden Megatrends für den Energiemarkt. Sie führen zu einer steigenden Nachfrage nach erneuerbaren Energien. Biogas hat in diesem Zusammenhang gegenüber der Solar- und der Windenergie einen ganz entscheidenden Vorteil: Biogas produziert unabhängig von Wetter und Tageszeit rund um die Uhr Energie und ist damit grundlastfähig. Hinzu kommt, dass Biogas durch seine Speicherbarkeit den Energiebedarf auch in Spitzenzeiten kurzfristig und variabel decken kann. Daneben besticht Biogas durch seine Vielseitigkeit. Es kann durch Verbrennung in Generatoren zur Stromerzeugung genutzt werden. Dabei wird Wärme frei, die von der KTG Energie AG beispielsweise zur Beheizung von Kindergärten und privaten Wohnungen verwendet wird. Gereinigt kann Biogas außerdem direkt ins Gasnetz eingespeist werden oder als Kraftstoff dienen. Dies sind aus unserer Sicht entscheidende Faktoren, welche die zukünftige Bedeutung von Biogas am deutschen Energiemix und damit auch die Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells unterstreichen.
BOND MAGAZINE: Unter dem griffigen Satz „Deutschland vermaist“ werden derzeit die Monokulturen auf den Äckern kritisiert, die der Trend zu erneuerbaren Energien mit sich bringt. Sehen Sie aufgrund der aktuellen Debatte eine Gefahr für Ihr Geschäftsmodell?
Dr. Berger: Ganz klar nein. Im integrierten KTG Geschäftsmodell setzen wir durch den Zweitfruchtanbau auf die KTG-Energie-Lösung für Tank und Teller. So kann auf der einen Seite Biogas als Strom, Wärme, Erdgasersatz oder Treibstoff genutzt werden. Auf der anderen Seite bieten sich als Einsatzstoffe vielfältigste nachwachsende Rohstoffe an. So können unter anderem Zweitfrüchte wie beispielsweise Hirse aber auch Reststoffe wie Gülle und Stroh eingesetzt werden. Damit eröffnen sich auch der Landwirtschaft neue Ertragspotenziale. Sie können zunächst Getreide für die Nahrungsmittelproduktion anbauen. Nach der Ernte im Sommer werden dann die Zweitfrüchte ausgesät und im Spätherbst für die Energieproduktion geerntet. Das Ergebnis: Gesunde Nahrung und saubere Energie von einem Acker. Durch die Zugehörigkeit zu einem der führenden Agrarunternehmen Europas ist die KTG Energie AG unabhängig von externen Rohstofflieferanten. Denn die Belieferung mit Rohstoffen für die Herstellung von Biogas ist durch den Anbau auf den Ackerflächen der KTG Agrar AG garantiert. Somit ist die Versorgungssicherheit für die KTG Energie AG und ihre Energiekunden dauerhaft gewährleistet.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der anstehenden Anleiheemission verwenden?
Dr. Berger: Wir wollen das Kapital für Akquisen verwenden. Der Markt sieht sich derzeit starken Veränderungen ausgesetzt. Diese bieten solide aufgestellten Unternehmen gute Möglichkeiten, sich durch Akquise weitere Marktanteile zu sichern und die eigene Präsenz auszubauen. Wir können damit noch schneller unsere Ziele erreichen und unsere Synergieeffekte ausschöpfen. Es bleibt stets die Möglichkeit, bestehende Darlehen zurückzuführen sowie in die Bevorratung von Betriebsstoffen zu investieren.
BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie sich so kurz nach dem eigenen IPO für die Emission einer Unternehmensanleihe entschieden?
Dr. Berger: Wir sehen derzeit große Wachstumspotenziale für die KTG Energie AG, die wir nutzen möchten. Darüber hinaus verfolgen wir eine klare Finanzstrategie die sowohl auf Eigenkapital- als auch auf Fremdkapitalmaßnahmen beruht. Der Markt eröffnet Opportunitäten. Dieses Timing gibt der Markt vor. Wir müssen uns jetzt strategisch vorbereiten und finanziell gut aufstellen, um kurzfristig entstehende Möglichkeiten nutzen zu können. Die Anleihe gibt uns die dazu nötige Flexibilität.
BOND MAGAZINE: Mit dem Börsengang der KTG Energie AG sollte die Finanzierung der KTG-Gruppe für die nächsten Jahre gesichert sein. Was hat sich in den vergangenen Wochen daran geändert?
Dr. Berger: Nichts. Unser organisches Wachstum werden wir mit den Mitteln aus dem IPO finanzieren, wie geplant. Um horizontal Möglichkeit auszuschöpfen, benötigen wir zusätzliches Kapital, vor allem für Akquisitionen. Diese Möglichkeiten können sich kurzfristig ergeben. Dann müssen wir handlungsfähig sein, sonst macht das Geschäft ein anderer.
BOND MAGAZINE: Ihre Aktien wurden beim IPO nicht voll platziert. Wird daran weiter gearbeitet? Wie hoch dürfte der Anteilsbesitz Ihres Großaktionärs, der KTG Agrar AG, die aktuell 70,4% Ihrer Aktien hält, mittelfristig betragen?
Dr. Berger: Im Zuge des IPOs konnte die KTG Agrar AG die Wertigkeit der stillen Reserven bezogen auf die KTG Energie AG zeigen und über 10,0 Mio. Euro stille Reserven heben. Damit hat die KTG Agrar AG Liquidität geschaffen und profitiert weiter mit ca. 70% an den Erträgen der KTG Energie AG. Das ist eine komfortable Situation, mit der die KTG Agrar AG zufrieden ist.
BOND MAGAZINE: Die KTG Energie AG wird bei der Muttergesellschaft KTG Agrar AG voll konsolidiert. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Gesamtverschuldung der Unternehmensgruppe mit jetzt drei Anleihen und wie stellt man sich die Refinanzierung vor?
Dr. Berger: Die Mittelverwendung ist darauf fokussiert, kurzfristig Möglichkeiten zu schaffen, um Chancen wahrzunehmen, die langfristig mit klassischen Bankfinanzierungen zu Niedrigzinsen mit der KfW im Rücken abgelöst werden. Daran hat sich nichts geändert. Unser Geschäft ist sicherer und planbarer als jede Mietwohnung, weil unsere „Miete“ über die zweifache Schuldendienstzeit gesetzlich garantiert ist. Insgesamt sehen wir uns vor diesem Hintergrund als moderat fremdkapitalisiert – und das wollen wir auch beibehalten.
BOND MAGAZINE: Ihre Aktie wurde als Dividendenpapier am Markt positioniert. Die Dividendenrendite soll laut Research mittelfristig den Anleihekupon deutlich übersteigen. Sehen Sie hier nicht einen Zielkonflikt zwischen den Interessen der Aktionäre und denen der Anleiheinvestoren?
Dr. Berger: Als solide aufgestelltes Unternehmen ist unsere Finanzstrategie auf mehreren Säulen aufgebaut. Nach dem Börsengang sehen wir die Anleihe als komplementäres Finanzierungsinstrument, um unseren dynamischen Wachstumskurs nachhaltig zu verfolgen. Sowohl mit der Aktie als auch mit der Unternehmensanleihe können Anleger von unserem Geschäftsmodell profitieren. Der Anleiheinvestor hat den Vorteil, dass er zuerst „bedient“ wird; dafür hat der Aktionär eine höhere Gewinnchance. Das ist eine faire Verteilung von Chancen.
Das Interview führte Thomas Spengler.