Die ESTO Holding OÜ, Tallinn/Estland, plant die Emission einer 3-jährigen besicherten Unternehmensanleihe mit einem Volumen von bis zu 15 Mio. Euro. Die Gesellschaft bietet Zahlungslösungen für Onlineshops, ähnlich wie Klarna. ESTO ist jedoch auf die baltischen Märkte fokussiert und möchte die starke lokale Marktposition weiter ausbauen. Ziel ist es, die Nummer 1 bei der Zahlungsabwicklung im e-Commerce im Baltikum zu werden, wie CEO Mikk Metsa im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert.
BOND MAGAZINE: In welchem Bereich ist ESTO tätig?
Metsa: Wir helfen Händlern zu verkaufen, das ist unser Kerngeschäft. Wir helfen aber auch Kunden beim Kauf. Wir integrieren unsere Zahlungslösungen in Onlineshops. Wenn ein Kunde bei einem Onlineshop einkauft, dann sind unsere Zahlungslösungen bereits integriert.
BOND MAGAZINE: Welche Zahlungsmöglichkeiten bieten Sie?
Metsa: Wir bieten verschiedene Zahlungsmöglichkeiten, u.a. die direkte Sofortbezahlung über die Bank des Kunden. Die führenden Banken im Baltikum sind alle bei uns angeschlossen. Wir bieten aber auch Zahlungsziele und Ratenkredite mit Laufzeiten von einem Monat bis zu 48 Monaten an, als auch Mietkauf. Es gibt auch die Möglichkeit, jetzt zu kaufen und später zu zahlen, nachdem das bestellte Produkt geliefert worden ist. Das bieten wir über Onlineshops ohne Mehrkosten für den Käufer. Wir erhalten dafür eine Fee von den Onlineshops.
BOND MAGAZINE: Wer sind Ihre Mitbewerber und mit welchen Unternehmen sind sie am ehesten zu vergleichen?
Metsa: International sind unsere Mitbewerber Klarna, Zip Pay, Afterpay, Affirm und vielleicht auch PayPal. Zu unseren Mitbewerbern zählen aber auch lokale Banken und weitere Start-ups, die e-Commerce-Zahlungslösungen anbieten. Die Branche boomt zurzeit. Wenn man Erfolg haben möchte, dann muss man aber mehr bieten als die anderen.
BOND MAGAZINE: Sie konzentrieren sich auf das Baltikum, oder?
Metsa: Ja, wir haben zwar ein globales Produkt, aber wir sind im Baltikum präsent mit einem eigenen Kundensupport und eigenen Vertriebsmitarbeitern. Viele Betreiber von Onlineshops im Baltikum sind in allen drei baltischen Staaten aktiv. Wir sind in Estland, Litauen und Lettland mit eigenen Mitarbeitern vor Ort.
BOND MAGAZINE: Gibt es Pläne, die Aktivitäten auf andere Länder auszuweiten?
Metsa: Ich möchte die Expansion in andere Länder nicht ausschließen, es gibt aber keine konkreten Pläne. Wir haben in Estland einen sehr hohen Marktanteil, den wollen wir auch in Litauen und Lettland erreichen. Wir sind gut aufgestellt, um dies zu erreichen.
BOND MAGAZINE: Sie erhalten Kreditzinsen von den Käufern und Fees von den Onlineshops.
Metsa: Ja, das ist korrekt. Wir bekommen Zinsen für die Darlehen und sonstige Gebühren von den Käufern sowie eine kleine Fee von den Onlineshops.
BOND MAGAZINE: Wer sind Ihre Gesellschafter?
Metsa: Unsere Gesellschafter sind ausnahmslos Unternehmer aus Estland, die in den Bereichen Technologie, Finanzen und Marketing/Werbung tätig sind.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie das Kapital aus der Anleiheemission verwenden?
Metsa: Ein Großteil der Emissionserlöse wird zur Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten verwendet. Zusätzlich soll auch das Kreditportfolio in Estland erhöht werden. Wir bieten unsere Zahlungslösungen in rund 1.000 Onlineshops in Estland an.
BOND MAGAZINE: Welche Finanzierungen wollen Sie refinanzieren?
Metsa: Wir wollen Private Debt in Höhe von knapp 10 Mio. refinanzieren.
BOND MAGAZINE: Und in welchen Bereichen wollen Sie wachsen?
Metsa: Wir möchten in unserem Kerngeschäft im Baltikum wachsen. Wir helfen Onlineshops zu verkaufen und Käufern zu kaufen. Bei beiden Zielgruppen können wir künftig weitere Serviceleistungen bieten und unsere Marktposition stärken. Wir können beispielsweise (Kredit-)Karten in unsere Zahlungslösung integrieren und auch juristischen Personen Zahlungslösungen anbieten. Wir möchten auch eine Versicherung für die gekauften Produkte anbieten. Wir machen das mit einer baltischen Versicherung und wir bieten die Versicherung zusammen mit einer Finanzierung von uns. Wir bieten damit sowohl den Verkäufern als auch den Käufern einen Mehrwert. Wir planen in Zukunft auch die Ausgabe von Kreditkarten, als Plastikkarten und virtuelle Karten. Im Fokus der Überlegungen steht immer unser Kerngeschäft, das wir für Verkäufer und Käufer noch attraktiver machen möchten.
BOND MAGAZINE: Wie ist die Struktur des Onlinehandels im Baltikum? In Deutschland gibt es zwar sehr viele Onlineshops, es dominieren aber einige wenige Anbieter wie z.B. Amazon und Zalando.
Metsa: Das ist im Baltikum anders. Am weitesten entwickelt ist e-Commerce in Estland. Der erste Onlineshopping-Boom war in Estland vor etwa acht Jahren. Viele Händler haben in der Zeit ihre Onlineshops gegründet, es sind aber auch viele reine Onlineshops entstanden. Der Markt wächst konstant. Der zweitgrößte e-Commerce-Markt im Baltikum ist Litauen. Die Entwicklung ist ähnlich wie in Estland, aber zeitlich etwas später. In Litauen haben einige Onlineshops, die in den baltischen Staaten aktiv sind, ihren Firmensitz, aber auch internationale Anbieter bedienen die baltischen Märkte zum Teil von Litauen aus. Zara und Zalando haben beispielsweise Niederlassungen in Litauen. An dritter Stelle kommt der lettische Markt, der zurzeit deutlich wächst. Es gibt in Lettland sowohl globale als auch lokale Anbieter.
BOND MAGAZINE: Es gibt also nicht einen Anbieter, der den Markt dominiert, wie z.B. Amazon in Deutschland?
Metsa: Nein, es gibt im Baltikum keinen Onlineshop, der den Markt dominiert und Amazon ist im Baltikum nicht aktiv. Es gibt einen starken Anbieter, der sowohl in Finnland als auch im Baltikum tätig ist, die PGU Group. Die Gesellschaft betreibt Onlinesupermärkte und hat mit zwei anderen e-Commerce-Anbietern fusioniert. Das Unternehmen hat eine starke, aber keine dominierende Marktstellung.
BOND MAGAZINE: Die Gesellschaft verkauft auch Lebensmittel online?
Metsa: Ja. Während der Coronapandemie sind Essenslieferdienste stark gewachsen. Auch die großen Supermarktketten wie Maxima und Rimi haben Onlineshops aufgebaut und liefern Lebensmittel. Die Essenslieferdienste liefern jetzt auch Lebensmittel, die noch nicht zubereitet wurden, so wie die Supermärkte. Der Markt ist zurzeit stark in Bewegung.
BOND MAGAZINE: Was unterscheidet Sie von den anderen Anleiheemittenten aus Lettland und Estland, die Konsumentenkredite vergeben?
Metsa: Viele Menschen, die Konsumentenkredite (von Nicht-Banken) in Anspruch nehmen, haben keine Ersparnisse und kein hohes Einkommen. Sie nehmen zuerst einen Kredit auf, und nutzen diesen u.a. für Käufe. Bei unseren Kunden ist das i.d.R. anders. Die Käufer haben häufig das Geld, um die Produkte sofort zu bezahlen. Sie sehen dann bei der Kaufabwicklung, dass es die Möglichkeit gibt, später zu zahlen oder in Raten zu zahlen und nutzen dies.
Die großen Banken, die im Baltikum aktiv sind, haben unseren Markt nicht im Fokus. Sie machen ihr Geschäft mit Hypotheken und Firmenkrediten. Wir sind hingegen auf die Abwicklung von Zahlungen bei Onlinekäufen spezialisiert und möchten das für die Verkäufer und Käufer so angenehm wie möglich machen.
Wir wachsen stark und wir konzentrieren und auf die baltischen Staaten. Wir sind kein Start-up mehr, wir arbeiten seit Jahren profitabel. Wir wollen die Nummer 1 bei der Zahlungsabwicklung im e-Commerce im Baltikum werden.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, https://www.fixed-income.org/
Eckdaten der ESTO-Anleihe
Emittent | ESTO Holding OÜ (Estland) |
Format | Senior Secured |
Emissionsvolumen | bis zu 15 Mio. Euro |
Laufzeit | 3 Jahre |
Kupon | noch nicht bekannt |
Financial Advisor & Sole Global Coordinator | Aalto Capital, München |
Bookrunner | Signet Bank, Riga/Lettland |
Internet | www.esto.ee |