Der Krieg in der Ukraine hat zwar weiterhin nur einen beschränkten direkten Einfluss auf die Finanzmärkte. Allerdings nehmen die indirekten Folgen in Form höherer Inflationserwartungen, einer damit verbundenen restriktiveren Geldpolitik in den USA und der Eurozone und gleichzeitig fallendem Konsumentenvertrauen immer mehr zu. Deshalb setzt sich die deutliche Abkühlung der globalen Konjunktur fort. Im Moment wirken allerdings noch verschiedene wichtige positive Faktoren wie starke Arbeitsmärkte, hohe Kreditimpulse, viel Liquidität bei den Konsumenten und wieder etwas steilere Zinskurven, welche das mittelfristige Rezessionsrisiko weiterhin vermindern. Gleichzeitig lockern China und Japan ihre Geldpolitik und wirken damit auch global ausgleichend bei der Geldversorgung. Dennoch kompensieren die chinesischen und japanischen Lockerungen den restriktiveren Kurs in den USA und Europa nicht vollständig.
Trotz des insgesamt noch ausgewogenen Umfelds bestehen potenzielle Gefahren in Form von steigenden Inflationserwartungen und dem ‚Quantitative Tightening‘ (Verkäufe von Staatsanleihen) der US-Notenbank ab Mai. Die Inflationsdynamik hat zwar möglicherweise ihren Höhepunkt überschritten (aufgrund von Basiseffekten, einer globalen konjunkturellen Abkühlung und etwas stabileren Energiepreisen). Dennoch könnte der Rückgang langsamer als erhofft erfolgen und damit zu höheren langfristigen Inflationserwartungen führen. Dies wäre ein ernsthaftes Problem, das zu Zweitrunden-Inflationseffekten führen kann. Im Rahmen der daraus möglicherweise folgenden noch restriktiveren Geldpolitik ist hier eine stärker als erwartete Reduktion der Zentralbankbilanz (Staatsanleihenverkäufe) denkbar.
Falls dieser Bilanzabbau der US-Notenbank in der Größenordnung von monatlich rund 100 Milliarden US-Dollar ab Mai erfolgen sollte, sind starke Korrekturen, sogar im zweistelligen Minusbereich, an den Aktien- und Kreditmärkten denkbar. Aktuell sind die globalen Devisen- und Finanzmärkte aber noch im Gleichgewicht und die Markttechnik ist neutral. Viel Negatives, insbesondere die restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank, ist eingepreist. Auch sind die Markterwartungen aktuell realistisch und vorsichtig. Dennoch sollten sich Investoren vor Augen führen, dass das Chancen/Risiko-Verhältnis derzeit stark asymmetrisch ist. Die Rückschlagrisiken überwiegen die Chancen auf weitere Kurssteigerungen. Bereits kleinere Störungen, beispielsweise aufgrund erhöhter Volatilität an den Devisenmärkten, könnten zu heftigen Marktkorrekturen führen. Daher gilt es nun die Entwicklungen genau zu verfolgen und Anlageentscheidungen entsprechend auf die fragile Situation auszurichten.
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Foto: © Beat Thoma, CIO © Fisch Asset Management
Aktuell überwiegen Risiken gegenüber Chancen
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