Die jüngsten Maßnahmen der Zentralbanken verleihen gerade den Unternehmensanleihemärkten, aber auch riskanten Anlagen im Allgemeinen kräftigen Rückenwind. Vor dem Hintergrund der positiven technischen Rahmenbedingungen an den europäischen Hochzinsmärkten könnte die aktuelle Rally noch Luft nach oben haben, auch wenn sich ein Nachlassen der Dynamik bereits andeutet.
An unserer insgesamt günstigen fundamentalen Einschätzung europäischer Unternehmensanleihen hat sich nichts geändert: Die Ausfallraten sind niedrig und dürften es auch bleiben. Die Refinanzierungsbedingungen sind überwiegend gut, und Europas Unternehmen verhalten sich insgesamt weniger spätzyklisch als ihre Wettbewerber in den USA.
Hieran wird nicht nur deutlich, dass gegenwärtig lediglich ein geringer Teil der Emissionserlöse in für Anleiheinhaber eher nachteilige Maßnahmen wie Fusionen und Übernahmen fließt. Die Grafik zeigt auch, dass die Emissionstätigkeit insgesamt zuletzt deutlich nachgelassen hat. Und ein vergleichsweise dünnes Angebot bei gleichzeitig steigender Anlegernachfrage verheißt Gutes für Anleger.
Unverändert attraktiv finden wir die Bewertungen: Die Mindestrendite (Yield-to-Worst) am europäischen High-Yield-Markt beläuft sich derzeit auf 5,1%. Das sind rund 400 Basispunkte mehr als bei europäischen Investment-Grade-Anleihen. Sie steht damit im krassen Gegensatz zu Renditen von bestenfalls null aus europäischen Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit.
Beim Ausblick sind wir allerdings nach wie vor zurückhaltend, wohl wissend, dass viele der Negativfaktoren, die dem Markt Anfang des Jahres schwer zu schaffen machten, weiter Bestand haben. Wir denken hierbei an den im günstigsten Fall nebulösen Ausblick für Öl und andere Rohstoffe, an das fragile Weltwirtschaftswachstum und natürlich an die allseits präsenten geopolitischen Risiken, darunter an erster Stelle das wie ein Damoklesschwert über Großbritannien hängende EU-Referendum. Auch den von einer neuerlichen Schwäche im US-Energiesektor und damit ganz allgemein vom US-Hochzinsmarkt ausgehenden Risiken für europäische Hochzinsanleihen messen wir weiterhin große Bedeutung bei. Aus unserer Sicht haben wir es mit einer abflauenden Rally zu tun, der Anleger nicht um jeden Preis nachlaufen sollten. Zumal die Sommermonate tendenziell eine volatilere Phase für Hochzinspapiere sind.
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