Die Folgen der stärkeren Risikoscheu unter Investoren zeigten sich auch an den Anleihemärkten. Die Marktkurse spiegelten entsprechend die höheren Risikozuschläge für das gestiegene politische Risiko in Europa und den USA wider.
Die Risikoprämien (Spreads) auf Staatsanleihen der europäischen Problemländer (vor allem Griechenland, aber auch Spanien, Irland und Portugal) stiegen deutlich im Vergleich zu zehnjährigen Bundesanleihen. Deutsche und amerikanische Staatsanleihen gelten als „sichere Häfen“ und profitierten daher von der Risikoaversion. Infolgedessen sanken die Renditen auf diese Papiere. Auch an den Kreditmärkten sowie den Märkten für Emerging-Markets-Anleihen fand eine Korrektur statt, wenn auch weniger ausgeprägt als an den Aktienmärkten.
Wie wichtig die Wahrnehmung der Politik durch den Markt ist, konnten wir vor knapp einem Jahr erleben. Noch bis März 2009 waren Investoren kaum vom Nutzen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Kreditkrise zu überzeugen. Erst als die internationale Zusammenarbeit im Anschluss an den G20-Gipfel in Gang kam und der IWF zusätzlich Mittel bereitstellte, änderte sich die Einstellung der Marktteilnehmer zur Wirksamkeit der Konjunkturpakete. In der Folge kam es zu einer beachtlichen Rally in allen risikoreichen Asset-Klassen.
In den letzten Wochen haben die politischen Unwägbarkeiten (Bewältigung der Schuldenkrise im Euro-Raum, Bankenreform in den USA, Geldpolitik in China) wiederum dramatisch zugenommen. Die Gefahr, dass die positive Einstellung, die der Markt seit März 2009 der Politik gegenüber hegt, ins Gegenteil umschlägt, ist jetzt weitaus größer. Insofern sind die höheren Risikoprämien, die der Markt seit mehreren Wochen einpreist, nachvollziehbar.
Auf kurze Sicht vorsichtiger
ING Investment Management (ING IM) geht davon aus, dass diese Unwägbarkeiten auch in den kommenden Monaten anhalten werden. Die Risikoprämien dürften daher auf hohem Niveau verharren. Insofern betrachtet ING IM die risikoreicheren Anleihemärkte vorerst mit größerer Vorsicht. Mittelfristig bleibt ING IM bei der positiven Einschätzung, vor allem wegen des nachhaltigen Liquiditätszuflusses und des anhaltenden Aufschwungs.
ING IM hat die positive Prognose für Investment-Grade-Anleihen vorerst zu negativ geändert. Diese Werte reagieren besonders empfindlich auf Trends im Finanzsektor und bei öffentlichen Finanzen. Nach wie vor favorisieren wir Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern. Schwellenländeranleihen und -währungen werden angesichts der Staatshaushaltsprobleme in den Industrieländern zunehmend attraktiver.
Bei Staatsanleihen hält ING IM eine neutrale Position. Bei einigen Ländern ergeben sich infolge der höheren Risikoprämien (in einigen Fällen sogar höher als bei Credits) attraktive Chancen. ING hält die Gefahr, dass es in den nächsten Jahren zu einer Staatspleite kommt oder dass die Eurozone auseinander bricht, für außerordentlich gering. Zu viel steht politisch auf dem Spiel. Solange sich die Märkte jedoch noch nicht beruhigt haben und keine konkreten Hilfsmaßnahmen verabschiedet wurden, bleibt ING IM vorsichtig.
Marktkurse passen sich höheren Risikoprämien an
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