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Marktausblick Januar 2025: Aktuelle Einschätzungen der DWS zu Konjunktur, Märkten und Anlageklassen

Die Experten der DWS erläutern ihre aktuelle Ein­schätzung zu Kon­junktur, Märkten und Asset­klassen. Anleihen mit mittlerer Laufzeit werden als beson­ders aussichts­reicht erachtet. Staats­anleihen aus Schwellen­ländern erschei­nen lang­fristig aussichts­reich, kurzfristig dürften hohe US-Zinsen belasten.

Markt & Makro - Vincenzo Vedda, Global Chief Investment Officer
„Wohl und Wehe der Kapitalmärkte hängt einmal mehr maßgeblich an den USA“

„An US-Aktien führte auch 2024 mal wieder kein Weg vorbei. Der S&P 500 brachte es auf ein sattes Jahresplus von 24 Prozent. Allerdings wurde die Marktrallye von nur sehr wenigen Technologiewerten getragen – die großen Technologietitel, die sogenannten glorreichen Sieben, legten um zwei Drittel zu. Wie sehr die Aktienmärkte vom Wohl einiger weniger Werte abhängen, verdeutlicht auch diese Zahl: Die Hälfte der Jahresrendite in Höhe von 16 Prozent des MSCI AC World, der 2.650 Aktien enthält, ging auf das Ergebnis von acht Werten zurück. Aber auch andere Aktienmärkte bescherten Anlegern im vergangenen Jahr außerordentlich hohe Renditen: Der japanische Nikkei legte in Landeswährung um 21 Prozent zu – in Dollar schrumpfte das Plus allerdings wegen der starken Abwertung des Yen auf weniger als neun Prozent. Der deutsche Leitindex Dax kam trotz der mauen Konjunkturlage auf erstaunliche 20 Prozent. „Dass diese Ergebnisse 2025 so fortgeschrieben werden können, ist nicht sehr wahrscheinlich“, sagt Chefanlagestratege Vincenzo Vedda. Es gebe mehrere Anzeichen, die zur Vorsicht mahnten. Da sei zum einen die rasante Kursentwicklung, die weit über dem Normalmaß liege: Seit dem Zwischentief im Oktober 2022 hat der MSCI global fast 60 Prozent und der S&P 500 fast 70 Prozent zugelegt. Zudem hielten Fondsmanager so wenig Kasse wie seit zehn Jahren nicht mehr und die Übergewichtung von US- und Finanzaktien sei so hoch wie nie zuvor. Mögliche Auslöser für Korrekturen gebe es einige. Zum einen die fragile geopolitische Lage mit den vielen Krisenherden. Auch für die erfolgsverwöhnten US-Tech-Titel werde es zunehmend schwieriger, ihr Wachstumstempo beizubehalten und damit ihre hohen Bewertungen zu rechtfertigen. Trotz dieser Unsicherheiten ist Vedda grundsätzlich positiv gestimmt für das Aktienjahr 2025: „Die US-Konjunktur und die Arbeitsmärkte sind stabil. Die Unternehmensgewinne erholen sich weiter und bei den Renditen von langfristigen Staatsanleihen dürften wir das meiste der Aufwärtsbewegung gesehen haben.“

Konjunktur: US-Wachstum dürfte deutlich dynamischer bleiben als in der Eurozone

▪  Die US-Wirtschaft zeigt sich weiterhin robust. Die von Donald Trump geplanten Deregulierungen, handelspolitischen Maßnahmen und eine expansive Finanzpolitik dürften sich insgesamt positiv auf das US-Wachstum auswirken.

▪  Die Wachstumsschwäche in der Eurozone scheint sich dagegen erst einmal fortzusetzen. Geändert haben sich allerdings die Gründe: Nach Problemen auf der Angebotsseite ist es nun die Nachfrageseite, die schwächelt.

Inflation: Zwei-Prozent-Marke noch ein Stück entfernt

▪  In den USA sinkt die Inflationsrate. Sollte es zu Zöllen in höherem Umfang kommen und die Migration stark eingeschränkt werden, könnte sich der Rückgang verlangsamen.

▪  Dass der Weg hin zum Inflationsziel von zwei Prozent kein einfacher ist, zeigen die jüngsten Zahlen aus Deutschland. Die Preissteigerung lag im Dezember bei überraschend hohen 2,6 Prozent. In der Eurozone ist die Inflationsrate ebenfalls gestiegen, aber nicht so stark:  2,4 Prozent im Dezember nach 2,2 Prozent im November.

Notenbanken: Europäische Zentralbank dürfte Zinsen schneller senken als US-Fed

▪  Die US-Notenbank dürfte vorsichtig agieren, was weitere Zinssenkungen angeht, da ein inflationäres Aufwärtsrisiko nach wie vor besteht. Wir gehen von zwei Zinssenkungen im laufenden Jahr aus.

▪  Die Europäische Zentralbank dagegen dürfte eine lockerere Geldpolitik verfolgen, um so der Wachstumsschwäche in der Eurozone entgegenzuwirken. Wir erwarten vier Zinssenkungen bis Dezember 2025.

Risiken: Verschärfung der geopolitischen Risiken

▪  Die Risiken des vergangenen Jahres sind im Wesentlichen auch die des neuen Jahres: Die diversen geopolitischen Krisen und eine mögliche weitere Eskalation gehören zu den großen Bedrohungen unserer Zeit.

▪  Für die Aktienmärkte sehen wir insbesondere zwei Risikofaktoren: erstens, dass das Gewinnwachstum niedriger ausfällt als erwartet und zweitens, dass die Renditen zehnjähriger US-Anleihen auf fünf Prozent steigen.

Aktien - Philipp Schweneke, Co-Head europäische Aktien
"Drei Gründe, die 2025 für europäische Nebenwerte sprechen könnten“

2024 entwickelten sich europäische Nebenwerte zum dritten Mal in Folge schlechter als der breite Markt. Einen positiven Aspekt gibt es allerdings: Die relative Underperformance gegenüber dem breiten Markt lag vergangenes Jahr nur noch bei minus 3,6 Prozent – 2022 waren es noc minus 14 Prozent. „Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass es zu einem Umschwung kommen könnte, und die Marktteilnehmer positiver gestimmt sind“, sagt Philipp Schweneke, Co-Head für europäische Aktien. Im Wesentlichen sprächen drei Gründe für die verbesserten Aussichten. 

Erstens entwickle sich das Zinsumfeld weiter positiv. „Wir erwarten, dass die Zinsen in der Eurozone im Laufe des Jahres auf zwei Prozent fallen werden. Das sollte sich positiv auf die zinssensitiven Nebenwerte auswirken“, so Schweneke. Insbesondere dürfte das die Investitionsbereitschaft bei den Unternehmen fördern, erwartet der Nebenwertexperte. Erste Anzeichen habe es bereits im dritten Quartal 2024 gegeben,  die Kreditvolumina im Euroraum seien da bereits gestiegen. Zweitens gebe es zumindest leicht positive Zeichen in Sachen wirtschaftlicher Entwicklung. Die Frühindikatoren stabilisierten sich, wenn auch auf niedrigem Niveau. Wenn sich die Wirtschaftsdaten in der Eurozone weiter verbessern sollten, stünden die Chancen gut, dass Nebenwerte davon überdurchschnittlich profitierten. 

Ein Fokus in Schwenekes Anlagestrategie liegt deshalb auf zyklischen Sektoren, konkret auf Industrie- und Konsumwerten. Aussichtsreich seien aber auch Unternehmen, die von strukturellen Trends wie der Elektrifizierung profitierten oder Firmen aus dem E-Commerce-Sektor. Drittens sprächen sowohl das erwartete Gewinnwachstum, das 2025 knapp doppelt so hoch ausfallen dürfte wie bei Standardwerten, sowie die nach wie vor historisch tiefen Bewertungen für Neben-werte. Für den breiten globalen Markt, insbesondere für US-Aktien, sind die Grundvoraussetzungen für das Jahr 2025 nicht ganz so gut. So lange die Gewinnentwicklung bei den Unternehmen nach wie vor positiv ist, könnten damit die hohen Bewertungen gerechtfertigt werden. Allerdings mahne eine Aktienrisikoprämie, die so niedrig sei wie Ende der 90er Jahre, zur Vorsicht. Das größte Risko für den Markt liege aber wohl darin, dass die Anleiherenditen deutlich steigen. Das könnte die Kurse von Standard- und von Nebenwerten unter Druck setzen.

Aktien USA: Kurzfristiger Schub durch US-Wahl

▪  Die geplante Deregulierung dürfte sich in steigenden US-Unternehmensgewinnen niederschlagen.

▪  Wegen des durch die Wahl entstandenen Momentums haben wir den US-Aktienmarkt im Vergleich zum MSCI All Countries World kurzfristig auf neutral hochgestuft. Wir favorisieren derzeit den Gesundheitssektor, der unserer Ansicht nach ein defensives Wachstum zu einem vernünftigen Preis bietet.

Aktien Deutschland: Warten auf Rückenwind für den Industriesektor

▪  Warten auf den Aufschwung – momentan gibt es noch kaum Anzeichen, dass die deutsche Wirtschaft aus ihrer Depression erwacht. Ein Jahresplus von ca. 21 Prozent beim Leitindex Dax ist da schon eine Marke.

▪  Das Potenzial für Kurssteigerungen dürfte bei der derzeitigen Bewertung allerdings überschaubar sein, solange vom globalen Produktionszyklus kein Rückenwind für den nach wie vor wichtigen Industriesektor kommt.

Aktien Europa: Langfristig Potenzial, kurzfristig eher durchwachsen

▪  Einmal mehr konnten europäische Aktien im vergangenen Jahr nicht mit ihren US-Pendants mithalten. Die Dynamik der Wirtschaftsentwicklung und der Unternehmensgewinne spricht nach wie vor eher für US-Aktien. 

▪  Langfristig sehen wir weiter Aufholpotenzial, da der Bewertungsabschlag nach wie vor hoch ist und das verlorene Jahrzehnt des Gewinnwachstums vorbei zu sein scheint.  Am aussichtsreichsten derzeit: europäische Nebenwerte.

Schwellenländer: Indische Wirtschaft auf dem Sprung unter die Top 3

▪  Indien dürfte bis zum Jahr 2030 Deutschland und Japan hinter sich lassen und zur drittgrößten Volkswirtschaft hinter den USA und China aufsteigen.

▪  Deutlich niedrigere Arbeitskosten als in anderen asiatischen Ländern, verstärkte Infrastruktur-Investitionen, eine wachstumsfördernde Politik und die Aufnahme Indiens in wichtige Indizes sorgen für ein gutes Kapitalmarktumfeld.

Multi-Asset / Anleihen - Vera Fehling, Chief Investment Officer Westeuropa
Anleihen mittlerer Laufzeit besonders aussichtsreich

„Die Rahmendaten für die Entwicklung an den Aktien- und Anleihemärkten sind auch für 2025 positiv“, sagt Vera Fehling, Chief Investment Officer Westeuropa. Ein erwartetes solides globales Wirtschaftswachstum in Höhe von 3,1 Prozent, eine wohl weiter zurückgehende Inflation und Zentralbanken, die vermutlich die Zinsen weiter lockerten seien für beide Anlageklassen grundsätzlich ein gutes Umfeld. Allerdings dürfte es für Aktien schwer werden, an die sehr hohen Erträge aus den vergangenen beiden Jahren anzuknüpfen. Realistisch seien derzeit mittlere bis hohe einstellige Erträge.

Bei Anleihen hält Fehling Titel mit mittleren Laufzeiten für besonders aussichtsreich, da diese sich in einem Zinssenkungszyklus häufig gut entwickelten. Euro-Unternehmensanleihen hoher Bonität (Investment Grade) bleiben die Favoriten – die Nachfrage sei nach wie vor hoch und das Angebot vielfältig. Vorsichtiger ist Fehling dagegen, was die Aussichten von Anleihen niedriger Bonität (High Yield) angeht. Europäische und US-Hochzinsanliehen seien 2024 mit Erträgen von gut acht Prozent zwar äußerst lukrative Investments gewesen. Allerdings seien die Zinsaufschläge gegenüber Staatsanleihen inzwischen auf ein derart niedriges Niveau gesunken, dass eher mit einer Ausweitung gerechnet werden müsse, was die Kurse unter Druck bringen würde.

Staatsanleihen USA (10 Jahre)
Attraktives Renditeniveau

▪  Zehnjährige US-Anleihen haben einen rasanten Renditeanstieg hinter sich.

▪  Wir erwarten per Ende Dezember eine Rendite von 4,5 Prozent.

Staatsanleihen Deutschland (10 Jahre)
Leichtes Kurspotenzial für Bundesanleihen

▪  Die Gesamtrendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel 2024 nur knapp positiv aus.

▪  Wir erwarten einen leichten Renditerückgang im Laufe des Jahres und somit steigende Kurse.

Staatsanleihen Schwellenländer
Langfristig aussichtsreich, kurzfristig belasten hohe US-Zinsen

▪  Der erhoffte Rückenwind durch sinkende US-Zinsen bleibt wohl erst einmal aus. Das dürfte kurzfristig belasten.

▪  Das überdurchschnittlich hohe Zinsniveau spricht langfristig allerdings für Schwellenländer-Anleihen.

Währungen
Euro/Dollar: Derzeit spricht einiges für einen noch stärkeren Dollar

▪  Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar im vergangenen Jahr um etwa fünf Prozent abgewertet.

▪  Der Druck auf die europäische Gemeinschaftswährung könnte sich fortsetzen. Die deutlich positivere Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung in den USA dürfte tendenziell zu einer noch höheren Zinsdifferenz führen und damit den Dollarkurs eher weiter stärken.

Alternative Anlagen
Gold: Überschaubares Kurspotenzial nach imposanter Rallye

▪  Nach der imposanten Kursrallye im Jahr 2024 (plus 26 Prozent in Dollar) denken wir, dass sich der Goldpreis in einer relativ engen Handelsspanne bewegen dürfte.

▪  Per Jahresende sehen wir aber auch auf dem erhöhten Niveau durchaus noch etwas Potenzial. Eine Rallye wie im vergangenen Jahr erwarten wir allerdings nicht.

www.fixed-income.org
Foto: Vera Fehling © DWS


 

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