Die Covid-Lockdowns in China, Unterbrechungen der globalen Lieferketten sowie geopolitische Spannungen werfen ein Schlaglicht auf die Schattenseiten der Globalisierung. Die Folgen sind Trends wie Nearshoring, von dem Mexiko profitieren sollte, oder verstärkte Bemühungen weniger von teuren Rohstoffimporten abhängig zu sein, wie es Indien vormacht. Auch binnenmarktorientierte Unternehmen beispielsweise in Brasilien können dabei ihre Stärken ausspielen.
Dem sogenannten Nearshoring wenden sich Unternehmen zu, welche die Verteilung ihrer Produktionsstätten in geographisch ferne Länder mittlerweile als Nachteil erkennen. Entsprechend soll die Produktion stärker in Kundennähe verlegt werden. Wir gehen davon aus, dass insbesondere Mexiko aufgrund seiner geografischen Nähe zu den USA zu den Gewinnern dieses Trends gehören wird. Vorteilhaft sind die entsprechend niedrigen Transportkosten, existierende Handelsabkommen mit den USA und Kanada sowie die relativ stabile politische Situation. Gleichzeitig liegen die durchschnittlichen Löhne im Fertigungssektor etwa 45 Prozent unter den chinesischen Löhnen. Auch bei der Qualifikation der Arbeitskräfte muss sich Mexiko nicht verstecken. Es hat innerhalb der OECD-Länder eine der höchsten Quoten von Absolventen im Maschinenbau.
Analysten schätzen, dass ein Anstieg des Anteils der US-Importe im Fertigungssektor um 3-7% eine Steigerung des mexikanischen Bruttoinlandsprodukts um rund 1-3% zur Folge haben könnte. Wir sind der Ansicht, dass gerade der Immobiliensektor für Industrieanlagen sowie der Industrie- und Automobilsektor von diesem Trend profitieren sollten.
Auch die relativ große Binnenwirtschaft in Brasilien kann sich den globalen Trends zu einem gewissen Grad entziehen. Dort sind einige lokal tätige, fundamental gut aufgestellte Unternehmen zu finden. Dank einer stabilen Konsumnachfrage hat das wirtschaftliche Wachstum im Land kontinuierlich positiv überrascht, und auch die Zentralbank hat den Zinsanhebungszyklus inzwischen abgeschlossen. Mit der Wahl von Lula da Silva zum neuen Präsidenten lassen wir einerseits die Unsicherheit über den Wahlausgang hinter uns und erwarten zwar eine linksgerichtete, aufgrund des knappen Ausgangs und der Mehrheitsverhältnisse im Kongress jedoch eine gemäßigte Politik des neuen Präsidenten. Gleichzeitig konnten sich viele Emittenten trotz des weitgehend für Neuemissionen geschlossenen internationalen Markts am lokalen Markt refinanzieren und der anhaltende Appetit lokaler Investoren stützt die Kurse. Generell sehen wir aktuell Lateinamerika positiv und sind dort entsprechend übergewichtet.
Aber auch in Asien gibt es Investitionsopportunitäten außerhalb des bisherigen Globalisierungsgewinners China. Interessant finden wir beispielsweise indische Produzenten erneuerbarer Energie. Dieser Sektor hat für Indien strategische Wichtigkeit, speziell aufgrund seines Bestrebens, Emissionen und die Abhängigkeit von Ölimporten zu reduzieren. Inzwischen macht erneuerbare Energie bereits rund 30% der installierten Kapazität des Landes aus, und eine gute Diversifizierung sowohl in Bezug auf die Energieform als auch die geografische Lage reduziert auch die Anfälligkeit gegenüber Wetterbedingungen.
Zur Investition in die jeweiligen Unternehmen sehen wir das Anlageuniversum der Unternehmensanleihen in Hartwährung als attraktive Möglichkeit und dabei sticht auch das High-Yield-Segment hervor. Die dort erzielbaren Ablaufrenditen befinden sich mit rund 11% inzwischen auf den Rekordständen der vergangenen zehn Jahre und lediglich im Moment der Corona-Panik im März 2020 wurden die aktuellen Levels noch übertroffen. Dabei verfügen die High-Yield-Unternehmen aus den Emerging Markets ganz grundsätzlich über kontinuierlich bessere Kennzahlen als ihre Pendants aus den Industriestaaten. Auch im historischen Vergleich sind die Unternehmen aktuell fundamental sehr gut aufgestellt und die Nettoverschuldungsquote beispielsweise befindet sich auf dem tiefsten Stand seit 2012. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihre Bilanzstruktur optimiert und sich entsprechend zu günstigen Zinsen refinanziert. So sind die Fälligkeiten für den größten Teil der Unternehmen im Moment tragbar und die Unternehmen haben keinen Druck, sich aktuell zu refinanzieren. Aus Anlegersicht spricht für diese Anleihen außerdem, dass sie eine kürzere Duration aufweisen als vergleichbare High Yield Bonds aus den Industriestaaten oder Staatsanleihen aus Schwellenländern. Damit sind sie weniger zinssensitiv, was sich gerade in einem Umfeld steigender Zinsen auszahlt.
Für die kommenden Wochen und Monate erwarten wir, dass die Unsicherheit über die weltweite wirtschaftliche Entwicklung und damit die Volatilität an den Märkten anhalten wird – und wir in eine Phase wirtschaftlicher Abkühlung eintreten. Zwar betrifft dies auch EM High-Yield-Corporates in Hartwährungen, nichtsdestotrotz sollten die guten Fundamentaldaten der Emittenten dieser Abkühlung zu einem Teil abfedern können. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die Anlageklasse mittelfristig attraktive Renditen in Aussicht stellt und damit für einen langfristig orientierten Investor eine gute Einstiegsmöglichkeit darstellen kann.
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Foto: Tanja Kusterer © Fisch Asset Management
Mit Schwellenländeranleihen von der Deglobalisierung profitieren
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