In den USA schwächen sich der Arbeits- und Immobilienmarkt zwar leicht ab. Das hat aber noch keinen starken negativen Einfluss auf die Konjunktur, dämpft aber die Inflation und insbesondere die Inflationserwartungen. Der Immobilienmarkt ist seit einiger Zeit überhitzt. Aber die Lage ist in keiner Art und Weise mit der Subprime-Krise der Jahre 2007 und 2008 zu vergleichen. Die heutige Marktstruktur ist solider und die Abkühlung gesund. Entsprechend rechnen wir vorerst nicht mit einer Rezession. Aktuelle und vorauseilende Konjunkturindikatoren wie Auftragseingänge, Konsumausgaben und die noch steile Zinskurvenstruktur deuten aktuell auf genügend Konjunkturmomentum. Zudem entwickeln sich die Unternehmensgewinne trotz Wirtschaftsabschwächung sehr solide. Selbst bei einer milden Rezession dürfte dies zumindest dem Aktienmarkt und Unternehmensanleihen eine gewisse Stütze verleihen.
Die Notenbanken behalten weiterhin die Kontrolle über die Inflationserwartungen und damit auch über das Vertrauen in die langfristige Geldwertstabilität und das konjunkturelle Wachstum. Die Zinskurvenstruktur bleibt der wichtigste und zuverlässigste Frühindikator. Eine weitere Abflachung wäre ein Rezessionssignal und eine steilere Kurve am langen Ende ein gefährliches Signal steigender Inflationserwartungen. Kurzfristig könnten sich ‚Risky Assets‘ erholen, da viel Negatives eingepreist ist (beispielsweise eine milde Rezession) und deshalb bei teilweise günstigen Bewertungen Raum für positive Überraschungen besteht. Die langfristigen Zinsen dürften konsolidieren. Mittelfristig verbleibt aber wegen dem Bilanzabbau der US-Notenbank Fed ein von vielen Marktteilnehmern unterschätzter Belastungsfaktor. Ein potenzielle Markterholung in den kommenden Wochen werten wir deshalb nach wie vor als ‚Ruhe vor dem Sturm‘.
Die Fed hat ihre Geldpolitik überraschend weiter verschärft und den geplanten Bilanzabbau bekräftigt. Mittelfristig könnte sich dies als eine zu restriktive Geldpolitik erweisen und einen so genannten ‚policy mistake‘ darstellen. Zwar wird die EZB ab Ende Juli ebenfalls die Leitzinsen erhöhen, bleibt aber wesentlich weniger restriktiv als die Fed. China und Japan lockern ihre Geldpolitik dagegen weiter und wirken damit nicht nur konjunkturell, sondern auch geldpolitisch global ausgleichend. Zudem hat die EZB ein ‚Anti-Fragmentierungs-Tool‘ angekündigt. Damit will sie verhindern, dass die Zinsen in den Euro-Peripheriestaaten weiter ansteigen. Bereits die Ankündigung dieses Plans hat zu einer Beruhigung bei den langfristigen Zinsen in Italien und Spanien geführt. Dies belegt vorerst eine hohe Wirksamkeit. Die über diese Methode in Staatsanleihen der Peripheriestaaten investierten Gelder werden zudem ‚sterilisiert‘. Das heißt, die EZB verkauft oder emittiert andere Wertpapiere, um die Geldmenge insgesamt nicht zu erhöhen. Damit dürfte insgesamt ein für den Euro positiver Einfluss entstehen.
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Foto: Beat Thoma © Fisch Asset Management
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