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Schwellenländeranleihen: Politische Veränderungen eröffnen Chancen

Seit der Corona-Pandemie waren es vor allem makroökonomische Faktoren, die die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer bestimmten. 2024 markiert jedoch eine Trendwende: „Erstmals sind es wieder politische Veränderungen innerhalb der Schwellenländer selbst, die das Wachstum vorantreiben“, sagt Denise Simon, Co-Head im Emerging Market Debt-Team bei Lazard Asset Management. Daraus ergeben sich Gelegenheiten zur Alpha-Generierung, so die Expertin.

„Zum ersten Mal seit 2016 setzen eine ganze Reihe von Schwellenländern umfassende politische Veränderungen um“, erklärt Simon. Als Beispiele nennt sie Ägypten, Argentinien, die Türkei, Serbien, Montenegro, Tunesien, Pakistan und Sri Lanka. Dies schüre die Erwartungen bedeutender Spread-Verengungen in diesen Ländern. 

Auf dem Weg zur Normalisierung der Renditen

„Nachdem das Jahr 2022 für alle festverzinslichen Assetklassen eine Herausforderung darstellte, befinden wir uns derzeit im zweiten Jahr vergleichsweise ,leicht‘ zu erwirtschaftender Renditen bei Schwellenländeranleihen“, so Simon. Im vergangenen Jahr hätten EM-Anleihen eine Rendite von 10 bis 12 Prozent erzielt; für 2024 erwartet die Expertin ähnliche Ergebnisse. Bis 2025 rechnet sie mit einer Normalisierung der Renditen der Assetklasse. Das Portfoliomanagement in Bezug auf Schwellenländeranleihen sei wieder zur traditionellen Bottom-up-Länder- und Unternehmensanalyse zurückgekehrt, wobei der Schwerpunkt auf positiven politischen Veränderungen liege, die die Spreads in den Schwellenländern einengen würden.

Die Zentralbanken der Schwellenländer dürften die Inflation weiterhin erfolgreich bekämpfen können, was Spielraum für Zinssenkungen und niedrigere Renditen eröffne. „Bei EM-Lokalwährungsanleihen bleiben wir kurzfristig dennoch vorsichtig, da deren Renditeerwartungen stark von der Entwicklung des US-Dollars abhängen“, sagt Simon. „Mittelfristig dürften sich hier jedoch attraktive Chancen bieten, da der lange Zyklus des US-Dollars aus unserer Sicht bereits übermäßig ausgedehnt ist und bald zu Ende gehen dürfte.“

Die Rückkehr der Investoren

„Ein weiterer positiver Impuls, den wir für Schwellenländeranleihen erwarten, ist die Rückkehr der Anleger“, sagt Simon. In den letzten Jahren hätten Schwellenländeranleihen Abflüsse in Höhe von rund 135 Milliarden US-Dollar erfahren, als Anleger zugunsten von Private Credit, fremdfinanzierten Darlehen und anderen weniger liquiden Assetklassen umgeschichtet hätten. „Kapitalströme folgen in der Regel der Wertentwicklung und wir erwarten, dass die Zuflüsse in Schwellenländeranleihen Mitte 2024 zurückkehren werden“, erläutert die Expertin. „Wenn die Schwellenländer ihre Politik weiter verbessern, glauben wir, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird und die Assetklasse mindestens die Hälfte der Gelder wieder anziehen kann, die in den letzten Jahren abgeflossen sind.“

Risikofaktoren China und die US-Präsidentschaftswahl

Trotz der positiven Impulse durch politische Veränderungen, bestünden bestimmte Risiken jedoch weiter. So beobachten Simon und ihre Kollegen aufmerksam die Auswirkungen des langsameren Wachstums in China auf das EM-Anlageuniversum. „Trotz der Bemühungen der chinesischen Finanz- und Währungsbehörden, dem System Liquidität zuzuführen, ist die Risikobereitschaft gering geblieben, was zu einer anhaltenden Deflation im Land geführt hat“, führt Simon aus. „Zum Glück für die Schwellenländer wurde der Staffelstab in Sachen Wachstum an Indien weitergereicht, wobei auch Mexiko, Vietnam und Indonesien von Verlagerungen des globalen Handels profitieren.“

Auch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen im November 2024 dürfte Auswirkungen auf die Schwellenländer haben: „Eine mögliche Rückkehr von Donald Trump ins Amt des Präsidenten könnte die globale Handelspolitik wieder in eine restriktive Richtung lenken und sich negativ auf Europa und China auswirken“, erklärt die Portfoliomanagerin. „Dies würde nicht nur das globale Wachstum bremsen, sondern auch zum Inflationsdruck beitragen.“ Eine zweite Amtszeit Trumps könnte aus Sicht Simons generell negativ für EM-Anlagen sein. Allerdings bestehe auch die Möglichkeit, dass Kapital in die globalen Märkte fließe, wenn die Welt den Eindruck bekäme, dass der US-amerikanische Exzeptionalismus aufgrund der hohen Haushaltsdefizite und Zölle schwinde.

Fazit:

„Insgesamt halten wir an unserem konstruktiven Ausblick für Schwellenländeranleihen fest und wir erwarten, dass durch günstige politische Entwicklungen, Möglichkeiten zur Alpha-Generierung geschaffen werden“, fasst Simon zusammen. „Wir werden weiterhin potenzielle Risiken und globale Entwicklungen beobachten, um sicherzustellen, dass wir gut positioniert sind, um die Chancen mit Blick auf die nächsten 6-12 Monate zu nutzen.“

www.fixed-income.org
Foto: Denise Simon © Lazard Asset Management


 

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