Mit 8,3% im Jahresvergleich übertraf die US-Inflation im April die Markterwartungen. Der Anstieg war aufzunehmende Lebensmittelpreise und den Kern-VPI (Verbraucherpreisindex) zurückzuführen, wohingegen die Energiepreise zurückgingen. Der Kern-VPI stieg im Jahresvergleich um 6,3%. (Quelle: Bloomberg). Ausschlaggebend dafür waren ein sprunghafter Anstieg der Flugpreise, einer volatilen Kategorie, hohe Ausgaben für „wohnen“, der wichtigsten der acht Komponenten des Index, und die Inflation bei Neuwagen; die Deflation bei Gebrauchtwagen verlangsamte sich.
Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung der VPI-Daten für April sagte der Fed-Vorsitzende Powell: „Die Inflation ist viel zu hoch. Wir handeln rasch, um sie wieder zu senken."
Seit März hat die Fed die Zinssätze bereits um 75 Basispunkte (bps) auf 0,75% - 1% erhöht (Quelle: Bloomberg). Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Federal Open Market Committee – FOMC) hat für seine nächsten Sitzungen im Juni und Juli mindestens zwei Zinserhöhungen um jeweils einen halben Prozentpunkt angekündigt. Fed-Vertreter haben angedeutet, dass weitere Zinserhöhungen über den langfristigen neutralen Nominalsatz (2,40%) hinaus ohne Pause wahrscheinlich sind. Während der FOMC-Pressekonferenz am 4. Mai spielte der Vorsitzende Powell die Bedeutung des neutralen Zinssatzes herunter und bemerkte: „Es ist im Grunde ein Konzept. Es ist nichts, was wir mit Genauigkeit bestimmen können. Wir können ihn nur innerhalb eines breiten Spektrums von Unsicherheiten bestimmen.“
Der geldpolitische Kurs der Fed wird davon abhängen, inwieweit die US-Wirtschaft der Verschärfung der finanziellen Bedingungen standhalten kann. Kurzfristig erwarten wir, dass die Haltung der Fed sehr hawkish bleiben wird. Der Chef der Zentralbank sagte kürzlich dem Wall Street Journal: „Die Inflation muss auf glaubhafte Art und Weise zurückgehen. Solange das nicht der Fall ist, werden wir weitermachen. Sollte das bedeuten, dass wir uns über das allgemein akzeptierte neutrale Niveau hinaus bewegen, werden wir nicht zögern, das zu tun.“
Die Inflation könnte nun ihren Höchststand überschritten haben. Die Aprilzahlen fielen unter den Höchstwert vom März (8,5% gegenüber dem Vorjahr), und der schwächer als erwartet ausgefallene Erzeugerpreisindex (PPI) untermauert diese Einschätzung. Die Inflationsrate des Dallas Trimmed Mean PCE (Personal Consumption Expenditures = Persönliche Konsumausgaben), bei der die stärksten monatlichen Preisschwankungen herausgerechnet und die durchschnittlichen verbleibenden Preisänderungen ermittelt werden, ist ermutigend. Die Trimmed Mean PCE Inflationsrate für einen Monat verlangsamte sich im Jahresdurchschnitt auf 3,1%, nachdem er im Februar noch 4,0% betragen hatte. Die Kennzahl deutet darauf hin, dass die Inflation im Januar ihren Höhepunkt erreichte, als die Trimmed Mean PCE Inflationsrate eine einmonatige Jahresrate von 6,3% erreichte. (Quelle: Bloomberg)
Die Botschaft der Fed an die Finanzmärkte ist jedoch vorerst eindeutig. Die Zentralbank wird dem Kampf gegen die hohe Inflation weiterhin Vorrang vor künftigen Wachstumssorgen einräumen.
Zu Beginn des zweiten Quartals zeichnen die harten Wirtschaftsdaten ein optimistischeres Bild als die weichen Wirtschaftsindikatoren. Im April verzeichnete die Produktion im verarbeitenden Gewerbe drei Monate in Folge solide Zuwächse. Außerdem könnte die steigende Kapazitätsauslastung darauf hindeuten, dass die Beeinträchtigungen der Lieferketten abnehmen. Trotz der Kaufkrafterosion aufgrund der höheren Inflation und der jüngsten Eintrübung der Verbraucherstimmung stiegen die Einzelhandelsumsätze im April kräftig an und nahmen den vierten Monat in Folge zu.
Was sind die Folgen für die Finanzmärkte?
Insgesamt sind die Märkte noch dabei, die Verschärfung der Finanzbedingungen zu verdauen. Die erwartete reale Inflationsrate in den USA über einen Zeitraum von fünf Jahren, der in fünf Jahren beginnt, ist seit Januar 2022 erheblich gestiegen, und zwar um fast 100 Basispunkte von etwa -0,40% auf 0,37%. Die fünfjährige Termin-Inflationserwartung liegt jedoch immer noch 70 Basispunkte unter ihrem Höchststand von 2018. (Quelle: Bloomberg)
Die Befürchtung einer hawkishen Haltung der Zentralbanken in den Industrieländern (d.h. Zinserhöhungen bis in den restriktiven Bereich) und ein erhöhtes Rezessionsrisiko in den Jahren 2023-2024 deuten auf ein sehr negatives Umfeld für riskante Anlagen hin.
Wie bewerten die Märkte das Rezessionsrisiko? Laut J.P. Morgan Research preisen die Aktienmärkte in den USA und im Euroraum eine 70%ige Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Rezession ein, verglichen mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit bei Investment-Grade-Krediten, einer 30%igen Wahrscheinlichkeit bei Hochzinsanleihen und einer 10-20%igen Wahrscheinlichkeit an den Geldmärkten. Wir wären da vorsichtiger als J.P. Morgan. Die Inflation wird sich stark auf die Verbrauchernachfrage auswirken, insbesondere in Europa, und die Zentralbanken werden ihre Geldpolitik weiter straffen, solange es keine Anzeichen für eine Abschwächung der Inflation gibt. Dies ist mittelfristig nicht das beste Umfeld für risikoreiche Anlagen selbst wenn es zu einer kurzfristigen Entspannung kommen sollte.
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Foto: Audrey Bismuth © La Française AM
Schwieriges Umfeld für risikoreiche Anlagen: hohe Inflation und straffe Geldpolitik
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