Europa und als Leader-Nation Deutschland schienen Anfang 2022 die große Corona-Krise überwunden zu haben, als Wladimir Putin am 24. Februar entschied die Welt in eine neue Krise zu stürzen. Russland marschierte in die Ukraine ein und versuchte schnellstmöglich bis Kiew vorzurücken, um seine Ansprüche als Weltmacht deutlich zu machen – gegenüber Europa und auch den USA. Das Ziel: Putins Russland wird sich nicht auf eine kleine Regionalmacht reduzieren lassen. Von Anfang an reagierte Europa und die USA mit Sanktionen gegen Putin, und versuchte mit Waffenlieferungen die Ukraine zu unterstützen. Was auch nachweislich zumindest teilweise zum Erfolg führte. Denn die Ukraine wehrt sich erfolgreich. Inwieweit die wirtschaftlichen Sanktionen zum Erfolg führen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest sitzt Putin am Gashahn für Europa und damit insbesondere für Deutschland, das überproportional von den Gaslieferungen abhängig ist.
Die steigenden Energiekosten für Privathaushalte und auch insbesondere für die Industrie haben der sowieso schon durch die Pandemie bedingten hohen Inflation noch einmal einen nachhaltigen Schub gegeben. Selbst die Falken in der EZB mussten nun reagieren und haben zum zweiten Mal am 8. September die Basiszinsen um 75 Basispunkte angehoben. Weitere Zinserhöhungen sind zu erwarten. Für die EZB ist es im Gegensatz zur FED kaum möglich eine Rezession zu verhindern, denn wir werden es in Europa – solange der Angriffskrieg in der Ukraine andauert – weiterhin mit hohen und wahrscheinlich auch immer noch steigenden Energiekosten zu tun haben.
Es liegt auch auf der Hand, dass höhere Energiekosten und die von der EZB vorgegebenen Zinserhöhungen zu einer gesamteuropäischen Schuldenkrise führen. Jedes Land der EU schafft Hilfsprogramme, um die schlimmsten Auswirkungen dieser Energiekrise, Privat-, Firmeninsolvenzen und damit verbundene Armut, abzufangen. Die öffentliche und private Verschuldung aller großen EU-Volkswirtschaften liegt bei über 200 Prozent ihres jeweiligen Bruttonlandproduktes. Was auch als ein Signal für die Schwäche der Eurozone gesehen werden muss, ist die deutliche Abwertung des Euros gegenüber dem Dollar von über 10 Prozent seit Anfang dieses Jahres. Die Energiekrise, ausgelöst durch die Sanktionen Putins gegen die EU, zeigt eindeutig Wirkung. Somit müssen deutsche Unternehmen zu höheren Preisen ihre Rohstoffe einkaufen – man betrachte auch u. a. die Bauindustrie – was zu höheren Preisen führt, was final die Inflation weiter anheizt. Sie dreht sich immer schneller.
Die Bundesregierung hat bisher drei Hilfspakete insbesondere für Privathaushalte als Nutznießer über rund 100 Milliarden Euro beschlossen. Bundeskanzler Scholz stellt noch mindestens ein weiteres in Aussicht. Einige internationale Finanzexperten sehen die fiskalischen Kennziffern aber in einer ganz anderen Dimension. Die zusätzlichen Energiekosten in diesem Winter könnten mehr als eine Billion Euro betragen. Was die Inflation und die massive Gefahr einer Rezession weiter ansteigen lässt, egal welche Maßnahmen die EZB ergreift. Dass die Regierung preisauftriebssenkende Maßnahmen wie das 9,00 Euro Ticket oder den Benzinpreisdeckel streicht, um dann der Bevölkerung ein Hilfspaket über 65 Mrd. Euro anzubieten, mit dem diese wiederum die gestiegenen Preise weiter treibt, kann ja nur noch mit Kopf-schütteln betrachtet werden. Mit der Wahl in Italien am Wochenende bekommt die EZB vermutlich ein weiteres Ei in ihr Nest gelegt. Kein berauschendes Umfeld für Finanzierungs-vorhaben der Unternehmen?
Nicht nur große energieintensive Unternehmen, sondern auch viele KMU, letztendlich die Hauptarbeitgeber in Deutschland, stehen vor einem extrem herausfordernden Winter. Für viele Industriebetriebe gilt, müssen Gasöfen abgeschaltet werden, können sie oft nicht wieder in Betrieb genommen werden. Für alle Unternehmen, die auf Zulieferungen angewiesen sind, gilt: Nicht nur die nach der Pandemie unterbrochenen und notdürftig geflickten Lieferketten für Rohstoffe und Materialien sind ein Problem, sondern auch die stetig steigenden Kosten durch Währungsverluste gegenüber der Leitwährung „Dollar“ und eine Verteuerung der gesamten Produktionskosten. Damit steht auch die „Exportnation“ Deutschland auf dem Prüfstand.
Diese Probleme lassen sich nur durch ein Bündel von Maßnahmen lösen. Eine Maßnahme gerade für KMU wird es sein, kapitalmarktfähig zu sein. Unternehmen werden durch ihre Produktionskosten in höhere Vorleistung gehen. Dafür benötigen sie zusätzliches Kapital, was Ihnen die Banken, um nicht ihr Eigenkapital zu belasten, nicht zur Verfügung stellen werden – erst recht nicht zu den notwendigen Konditionen. Deswegen, um nicht die unternehmerische Existenz zu gefährden, werden KMU strukturell stärker an den Kapitalmarkt kommen müssen. Auch in derzeit unbestritten komplizierten Zeiten. Denn die Zyklen drehen immer schneller. Wer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat ist vmtl. nicht gut aufgestellt und fliegt aus der Kurve.
Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart. mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates & Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds. Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.
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Foto: Kai Jordan © mwb Wertpapierhandelsbank AG
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