Norman Villamin, CIO Wealth Management der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), diskutiert mögliche geldpolitischen Maßnahmen der Fed vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Coronavirus auf die Finanzmärkte:
„Trotz extremer Eindämmungsmaßnahmen in China seit Ende Januar deuten die Häufungen von Fällen in Südkorea, Singapur, Iran und Italien, die in den letzten Wochen aufgetreten sind, darauf hin, dass Chinas Bemühungen und die Maßnahmen der globalen Regierungen nicht ausgereicht haben, um die Infektion auf den Großraum China zu beschränken.
Während die menschliche Tragödie des Virusausbruchs unermesslich ist, stellen die wachsende Zahl geografischer Zentren sowie die anhaltende Unterbrechung des Flugverkehrs eine bedeutende wirtschaftliche Bedrohung für globale Lieferketten und Aktivitäten dar, die auf den globalen Finanzmärkten noch nicht eingepreist ist.
Obwohl wir davon ausgegangen waren, dass die politischen Entscheidungsträger in den USA und weltweit über ausreichende Instrumente verfügen, um die Auswirkungen eines vorübergehenden, lokal begrenzten Ausbruchs in China zu mildern, birgt ein längerer, globaler Ausbruch das Potenzial, das politische Instrumentarium und den politischen Willen von Regierungen auf der ganzen Welt zu testen.
Die US-Notenbank behält zwar die größte politische Flexibilität der westlichen Zentralbanken, könnte sich aber so lange zurückhalten, bis der von China ausgehende Nachfrageschock den Weg an die amerikanische Küste gefunden hat. Dies würde widerspiegeln, wie die US-Zentralbank bis 1998 auf die direkten Auswirkungen der asiatischen Finanzkrise von 1997 auf die amerikanische Finanzstabilität gewartet hat. Und obwohl die Fed angesichts der Finanzkrise in der Eurozone proaktiver agierte, wurde die Fed erst tätig, als systemische Bedrohungen für die US-Wirtschaft auftraten.
Trotz der Marktrückgänge seit Mitte Februar bleiben die finanziellen Bedingungen in den USA und im Euroraum derzeit noch hinter der Verschärfung zurück, die Ende 2019 zu Zinssenkungen und Bilanzausweitung geführt hat. Ebenso haben sich die US-Kreditspreads nach der Ende 2019 erfolgten Verengung zwar ausgeweitet, doch bleiben sie hinter den Spreads zurück, die die Zinssenkungen vom Juli und Oktober 2019 beflügelt haben.
Einige mögen in der Tat bezweifeln, dass die geldpolitischen Maßnahmen der Fed wirksam sein werden, da der gegenwärtige Anstieg der Volatilität vor dem Hintergrund des Bestrebens der Fed, die Ausweitung ihrer Bilanz zu unterbrechen, erfolgt. Dieser Ansatz knüpfte an den Anstieg Ende 2019 an und zielt darauf ab, die Stabilität der amerikanischen Geldmärkte sowie eine breitere Verlangsamung des globalen Liquiditätswachstums abzusichern. Vermutlich wird ein erneutes Liquiditätsmomentum dazu beitragen, die ‚Vitalität‘ zumindest vorübergehend wieder aufleben zu lassen.“
https://www.fixed-income.org/
(Foto: Norman Villamin © Union Bancaire Privée)
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