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„Wären alle Stricke gerissen, dann hätten wir die Anleihe aus der Liquiditätsposition zurückzahlen können“, Bernd Egger, CFO, Multitude SE

Multitude SE (vormals Ferratum) hat Anfang April die Anleihe 2019/23 (ISIN SE0012453835) um 40 Mio. Euro aufgestockt. Der Nettoerlös aus der Aufstockung wird zusammen mit den vorhandenen Barmitteln der Gruppe zur Refinanzierung der ausstehenden Anleihe mit Fälligkeit am 25. Mai 2022 (ISIN SE0011167972) und zur Umsetzung des Wachstumskurses und der Geschäftsstrategie der Gruppe verwendet. Auch nach der Aufstockung der Anleihe 2019/23 habe Multitude noch immer eine Net Cash-Position und damit eine hohe finanzielle Flexibilität, wie CFO Bernd Egger im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert. Im letzten Jahr hat die Gruppe den Turnaround beim Umsatz geschafft. Die im Jahr 2020 kommunizierte EBIT-Guidance eines EBIT-Wachstums von 50% p.a. für die nächsten Jahre ist nach wie vor gültig.

BOND MAGAZINE: Wie ist Ihre aktuelle Geschäftsentwicklung? Umsatz und Ergebnis waren 2021 etwas rückläufig.

Egger: Der Umsatz ist 2021 um etwa 7% zurückgegangen, da wir das Lending in einigen Ländern on hold gesetzt bzw. ausgesetzt haben. Wir hatten bereits vor der Pandemie beschlossen, uns aus einigen Ländern zurückzuziehen, weil die wirtschaftliche Entwicklung nicht den Erwartungen entsprach. Der Umsatzrückgang ist auf den Rückzug aus diesen Ländern zurückzuführen. Wir haben aber gerade mit den neueren Aktivitäten und auch in der konsolidierten Betrachtungsweise einen Umsatzanstieg. Wir hatten auch Mitte letzten Jahres die Guidance ausgegeben, dass wir auf Quartalsbasis in der zweiten Jahreshälfte wachsen möchten. Das haben wir auch erreicht. Die Kreditrisiken waren 2021 deutlich unter denen des Vorjahres. Dies hat die Strategie bestätigt, sich aus einzelnen Märkten zurückzuziehen. Wir haben auch stark in neue Bereiche investiert, die noch nicht profitabel sind. Auch im ersten Quartal 2022 konnten wir den positiven Trend fortsetzen.

BOND MAGAZINE: Aus welchen Märkten haben Sie sich zurückgezogen?

Egger: Wir haben uns aus UK zurückgezogen. Die Aktivitäten in Polen, Spanien und Neuseeland haben wir on hold gestellt. Es kann sein, dass wir die Aktivitäten in diesen Ländern, die wir on hold gesetzt haben, künftig wieder aufnehmen werden.

BOND MAGAZINE: Auf Quartalsbasis wachsen Sie wieder. Analysten erwarten für das laufende Jahr und für das nächste Jahr ein deutliches Wachstum. Was sind die Wachstumstreiber?

Egger: Unser Ziel ist es, in allen Business Units zu wachsen. Für das Wachstum haben wir keine Guidance genannt. Unsere neuen Aktivitäten wachsen sehr deutlich. SweepBank ist 2021 um rund 250% gewachsen.

BOND MAGAZINE: Welchen Umsatz erzielen Sie mit SweepBank?

Egger: 2021 waren es rund 9 Mio. Euro. SweepBank hat den stärksten Beitrag zum Wachstum geliefert.

BOND MAGAZINE: In welchen Märkten sind Sie mit SweepBank aktiv und welche Möglichkeiten bietet SweepBank dem Kunden?

Egger: Wir haben ein Angebot bei SweepBank, das dem längerfristigen Finanzierungsbedarf mit niedrigeren Risiken anspricht. Zudem ist es die mobile App, die Zahlungsdienstleistungen und weitere Serviceleistungen enthält. Die App ist in Finnland und Lettland live, Deutschland ist der nächste Schritt. Das Prime Lending ist live in fünf Ländern: in Schweden, Finnland, Deutschland, Lettland und Dänemark.

BOND MAGAZINE: Wie ist die Strategie mit SweepBank? Bei einem unserer letzten Gespräche sagten Sie, dass mittelfristig auch Angebote von Partnern eingebunden werden können.

Egger: Wir bieten mit SweepBank eine Online-Kontoführung und Zahlungsmöglichkeiten wie bspw. Google Pay, aber auch Deposits, dies alles in der App. In einem weiteren Schritt können Services von Dritten eingebunden werden, wie z.B. Versicherungsprodukte von Partnern. Aber auch Cashback ist denkbar. In Finnland bieten wir SweepDeals. Nutzer können damit zu vergünstigten Konditionen bei Partnernetzwerken einkaufen.

BOND MAGAZINE: Wie kann man sich das genau vorstellen?

Egger: Der Nutzer bekommt beim Einkauf über unsere App einen Rabatt und zahlt weniger. Geplant, aber noch nicht live, ist ein Cashback-Modell.

BOND MAGAZINE: Also so ähnlich wie das einige Kreditkartenanbieter machen – man bekommt beispielsweise 2% des Einkaufs- oder Tankvolumens als Cashback?

Egger: Ja, so ähnlich. Gut, dass Sie das ansprechen, eine Kreditkartenfunktion ist in der App ebenfalls geplant.

BOND MAGAZINE: Sie haben die drei Geschäftsbereiche Ferratum, SweepBank und CapitalBox. Über SweepBank haben wir gerade gesprochen. Welche Leistungen bieten Ferratum und CapitalBox?

Egger: Ferratum bietet das eher kurzlaufende Konsumentenkreditgeschäft. CapitalBox vergibt Kredite an KMU. Im Fokus stehen kleine und sehr kleine Unternehmen.

BOND MAGAZINE: CapitalBox hat in den Niederlanden mit Buchhaltern zusammengearbeitet, die Unternehmenskunden vermittelt haben. Sie sind klassisch online/mobile tätig. Wie wurden die Aktivitäten zusammengeführt?

Egger: Wir nutzen in den Niederlanden beides. Wir arbeiten mit Buchhaltern und Financials Service Providern zusammen, bieten aber auch unseren Service online. Möglicherweise werden wir mit Financial Service Providern auch in anderen Ländern zusammenarbeiten, wenn sich die Erfahrungen aus den Niederlanden als positiv erweisen. Es macht Sinn, beim Vertrieb flexibel zu sein.

BOND MAGAZINE: Wie ist die Geschäftsentwicklung bei CapitalBox?

Egger: CapitalBox ist bis Februar 2020 sehr stark gewachsen. Zu Beginn der Pandemie haben wir das Neugeschäft reduziert mit dem Ziel, die Assetqualität zu sichern. Das ist auch gelungen. Wir haben uns zudem auf etwas größere Kunden und längere Laufzeiten konzentriert. Jetzt steht wieder das profitable Wachstum im Vordergrund.

BOND MAGAZINE: Wie entwickelt sich der klassische Bereich Ferratum?

Egger: Der Bereich Ferratum entwickelt sich sehr positiv. Im Bereich Ferratum konnten wir die Profitabilität 2021 steigern. Wir haben uns aus einigen Märkten zurückgezogen, darüber haben wir bereits gesprochen. Dies betraf insbesondere das Ferratum-Geschäft. Es ist uns gelungen, eine stabile Kostenbasis herzustellen und die Kreditqualität deutlich zu erhöhen. Trotz des rückläufigen Umsatzes war die Entwicklung bei Ferratum sehr positiv.

BOND MAGAZINE: In vielen Ländern schreitet die Regulierung weiter voran. Ist eine Konsequenz daraus, dass Kredite mit längeren Laufzeiten und Kunden mit besserer Bonität stärker in den Fokus rücken?

Egger: Ja, genau. Zinsniveaus und Kreditqualität muss man sinnvoll in Einklang bringen. Niedrigere Zinsen sind okay, wenn sich dies im Risiko widerspiegelt. Die Strategie hin zu längeren Laufzeiten und geringeren Kreditrisiken haben wir seit etwa zwei, zweieinhalb Jahren, sowohl im Consumer als auch im KMU-Bereich.

BOND MAGAZINE: In den letzten Wochen ist das Risiko einer Rezession gestiegen. Wie würde sich eine konjunkturelle Eintrübung auf Ihr Geschäft auswirken?

Egger: Die Pandemie hat uns alle vor Herausforderungen gestellt. Die Kreditqualität steht im Vordergrund unserer Aktivitäten. Das Rückzahlungsverhalten der Kunden ist sehr gut geblieben. Wir haben in den letzten Jahren sehr viel gelernt, unser Geschäftsmodell angepasst und sind damit gut auf herausfordernde Zeiten vorbereitet. Gerade bei der Risikoeinschätzung haben wir uns deutlich verbessert. Wie sich eine mögliche konjunkturelle Abkühlung auf die Kundennachfrage auswirken würde, müsste man sehen.

BOND MAGAZINE: Während der Pandemie haben manche Banken die Öffnungszeiten weiter eingeschränkt. Sie waren von Beginn an nur online aktiv. Sind Sie technologisch im Vorteil?

Egger: Die Bereitschaft online Geschäfte abzuschließen, ist seit Beginn der Pandemie deutlich gestiegen. Das belegen zahlreiche Studien. Diese Veränderungen im Konsumentenverhalten sind nachhaltig und lassen sich nicht mehr umkehren. Die Pandemie hat diese Entwicklung meiner Meinung nach nur beschleunigt. Dies ist für Unternehmen mit onlinebasierten Geschäftsmodellen sehr positiv, stellt andere Unternehmen, die eine andere Fixkostenstruktur haben, aber natürlich vor Herausforderungen. Die von Ihnen angesprochenen Öffnungszeiten sind natürlich ein deutlicher Vorteil von online Geschäftsmodellen.

BOND MAGAZINE: Sie haben Ihre Anleihe 2019/23 um 40 Mio. Euro aufgestockt und damit Ihre am 25. Mai fällige Anleihe refinanziert. Aufgrund der geopolitischen Situation waren Sie mit der Refinanzierung relativ spät dran.

Egger: Ja, wir hatten zunächst auch geplant, die Anleihe in voller Höhe, also mit rund 80 Mio. Euro zu refinanzieren und dies wieder mit einer neuen 5-jährigen Anleihe. Dann kam es zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und einer Verschlechterung der Marktsituation. Viele Anleger waren bei Kapitalmarkttransaktionen zurückhaltend. Wir haben unsere Pläne dann geändert und die 2023 fällige Anleihe nur um 40 Mio. Euro aufgestockt. Die Aufstockung der 2023 fälligen Anleihe war für uns der richtige Schritt. Die Emission war auch deutlich überzeichnet. Wir haben zu 99% emittiert.

BOND MAGAZINE: Das war zu dem Zeitraum sehr gut.

Egger: Ja, absolut. Wir haben uns im Liquiditätsmanagement in den letzten Jahren einen großen Freiraum geschaffen.

BOND MAGAZINE: Sie haben Net Cash.

Egger: Ja. Wären alle Stricke gerissen, dann hätten wir die Anleihe aus der Liquiditätsposition zurückzahlen können. Wir haben mit der Transaktion unsere Ziele erreicht und eine hohe Flexibilität gesichert.

BOND MAGAZINE: Auch wenn eine Net Cash-Position sehr komfortabel ist, so ist es wohl nicht Ihr Ziel, eine solche Position langfristig zu haben. Sind Akquisitionen ein Thema?

Egger: Akquisitionen können ein Thema sein. Wir haben einen Mitarbeiter an Bord genommen, der sich ausschließlich mit diesen Themen beschäftigt.

BOND MAGAZINE: Welchen Ausblick können Sie für das laufende Jahr geben?

Egger: Wir haben im Jahr 2020 eine EBIT-Guidance für 2021 und 2022 gegeben, das geplante EBIT-Wachstum von 50% pro Jahr ist nach wie vor gültig.

BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org


 

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