Die Apassionata Entertainment GmbH plant durch die Emission einer Anleihe im Volumen von 30 Mio. Euro den Bau eines Pferdeerlebnisparks mit permanenter Spielstätte in München zu finanzieren. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert CFO Dr. Thomas Bone-Winkel die Strategie und das Finanzierungskonzept.
BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie das Konzept des Apassionata Erlebnisparks.
Bone-Winkel: Apassionata ist in den vergangenen Jahren zu einer der bedeutendsten Live-Entertainment-Shows avanciert. Mit mehr als 450.000 verkauften Tickets pro Jahr zählt Apassionata zusammen mit König der Löwen und dem Cirque du Soleil zu den Top-Drei-Events dieses Bereichs in Europa. Mit diesem Erfolg und unserer Erfahrung im Rücken haben wir uns entschieden, zusätzlich zu dem Tourgeschäft einen ganzjährig geöffneten stationären Erlebnispark auf einem Gelände mit einer Fläche von 54.000 Quadratmetern zu errichten. Es wird der erste Pferdefreizeitpark der Welt: Wir verdoppeln damit unser Angebot, verstetigen unseren Erfolg und schaffen Synergien, die sich positiv auf die Profitabilität unserer Gruppe auswirken.
BOND MAGAZINE: Wie läuft Ihr Stammgeschäft?
Bone-Winkel: Mit der laufenden Tour besuchen wir 29 Städte in Europa. Es werden weitere Städte hinzukommen, geplant sind derzeit 34. Innerhalb der kommenden beiden Jahre soll die Anzahl der Vorstellungen von 100 auf 120 ausgebaut werden. Die Touren finden jeweils im Winterhalbjahr statt. Die Umsätze liegen derzeit bei über 20 Mio. Euro, das EBITDA bei rund 5 Mio. Euro, bereinigt um interne Verrechnungen. Eine weitere Ausdehnung der tourenden Show ist nicht beabsichtigt, weil eine en suite Produktion, also ein stationäres Theater, mit mindestens 30% EBITDA-Marge sehr viel profitabler betrieben werden kann als eine Tour, die eine EBITDA-Marge von höchstens 25% erreicht.
BOND MAGAZINE: Könnten Sie aus den Erlösen des Stammgeschäfts die Anleihe vollständig bedienen?
Bone-Winkel: Ja. Die Anleihe kostet uns etwa 2,5 Mio. Euro Zinsen pro Jahr, unser EBITDA erreicht rund 5 Mio. Euro jährlich.
BOND MAGAZINE: Wo genau ist der Erlebnispark geplant?
Bone-Winkel: Er wird in München errichtet, in Fröttmaning, unmittelbar an der U-Bahn und in direkter Nachbarschaft zur Allianz-Arena. Die Besucher der Allianz-Arena, die mit der Bahn anreisen, werden also auch an unserem Park vorbei laufen und aufmerksam.
BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie sich für den Standort München entschieden?
Bone-Winkel: München ist für APASSIONATA der Top-Standort nach der Erfahrung aus zwölf Jahren Tour mit dem Besuch von nahezu 70 Städten in Europa. Im Durchschnitt verkaufen wir 14.000 Tickets pro Wochenende, in München sind es 29.000 Eintrittskarten. Der durchschnittliche Ticketpreis in München beträgt 54 Euro gegenüber 42 Euro je Ticket im Durchschnitt der anderen Tourstädte. Gleichzeitig herrscht in München der geringste Wettbewerb im Bereich Live Entertainment und Family Entertainment.
BOND MAGAZINE: Wäre an dem Standort ein Biergarten ohne Pferdeerlebnispark nicht wirtschaftlich sinnvoller?
Bone-Winkel: Da hätten wir mit der Konkurrenz zur nahe gelegenen Allianz-Arena nicht mithalten können. Und jetzt haben wir mehr Stars mit mehr Beinen, die eben eine Attraktion der besonderen Art bieten.
BOND MAGAZINE: Wie lange läuft der Pachtvertrag für das Grundstück?
Bone-Winkel: Der Pachtvertrag läuft zwölf Jahre.
BOND MAGAZINE: Mit welchen Besucherzahlen rechnen Sie?
Bone-Winkel: Wir kalkulieren mit 300.000 Show- und 600.000 Parkbesuchern pro Jahr.
BOND MAGAZINE: Wie skalierbar ist das Geschäftsmodell?
Bone-Winkel: Wir planen zunächst mit sechs Shows pro Woche. Je nach Zuspruch können wir das Programm auf 14 Shows pro Woche erweitern. Der Park ist auf eine Kapazität von 1,8 Millionen Zuschauer pro Jahr ausgelegt. Darüber hinaus werden wir die Eröffnung weiterer Parks an anderen attraktiven Standorten prüfen.
BOND MAGAZINE: Welche Besucherzahlen müssen Sie beim Erlebnispark und bei der Pferdeshow mindestens haben, um den Break Even zu erreichen?
Bone-Winkel: Um den Break Even zu erreichen, müssen wir jährlich 150.000 Show- und 300.000 Parkbesucher für APASSIONATA begeistern.
BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie sich für eine Projektfinanzierung via Anleihe entschieden?
Bone-Winkel: Es handelt sich ja nicht um eine klassische Projektfinanzierung, weil das bestehende Geschäft die Anleihe bedienen wird. Eine Finanzierung mit 60% Anleihe und 40% Eigenkapital ist kosteneffektiver als 100% Eigenkapital und eine Finanzierung mit 100% Fremdkapital wäre instabil. Darüber hinaus ist die Laufzeit der Anleihe kongruent mit der erwarteten Amortisationsdauer der Investition.
BOND MAGAZINE: Wie lange ist die Bauzeit und wann sollen die ersten Shows im neuen Erlebnispark starten?
Bone-Winkel: Die Bauzeit für das Theater im Apassionata-Park beträgt nach Plan etwa acht Monate. Danach werden die Proben im November/Dezember 2015 stattfinden. Das Theater im Apassionata-Park wird im Januar 2016 Premiere feiern. Die Außenanlagen werden danach angelegt und im Frühjahr bepflanzt, so dass der Apassionata-Park im Juni 2016 öffnen kann. So haben wir die Theaterpremiere im Winter und die Parkeinweihung im Sommer – so ist es am besten.
BOND MAGAZINE: Die Anleihe soll Ihnen einen Emissionserlös von 30 Mio. Euro bringen. Wie hoch sind die Gesamtkosten für die Realisierung des Parks?
Bone-Winkel: Die vollständige Mittelverwendung zur Realisierung des Apassionata-Parks (und des Theaters im Park) besteht aus folgenden Positionen: 25,0 Mio. Euro Baukosten, 10,0 Mio. Euro Produktionskosten der Show, 3,0 Mio. Euro Baukosten- und Produktionskosten-Überschreitungsreserve, 3,5 Mio. Euro als Sicherheit an die Stadt für den Rückbau, 1,5 Mio. Euro Contingency, Transaktionskosten, etc., 7,0 Mio. Euro Werbung und Anlaufkosten. Das macht insgesamt 50,0 Mio. Euro.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die anderen Mittel einwerben?
Bone-Winkel: Die Mittelherkunft zur Realisierung des gesamten Projektes besteht aus folgenden Positionen: 30 Mio. Euro durch die Anleihe sowie 20 Mio. Euro Equity, Mezzanine, Brauereivertrag, Friends & Familie, etc.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
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Soeben erschienen: BOND YEARBOOK 2015
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