Multitude (vormals Ferratum) arbeitet derzeit an der Refinanzierung der Anliehe 2019/23. Bei den derzeitigen Problemen von Mitbewerbern am Kapitalmarkt sei es ein wenig wie im Sport, sagt Multitude CFO Bernd Egger im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE. Es mache mehr Sinn, sich auf seine eigene Performance zu fokussieren – und die sei gut. Externe Faktoren und das Marktumfeld könne man nicht beeinflussen. Mit der Neukreditvergabe sei Multitude nicht generell zurückhaltend, aber sehr wohl selektiv, das heiße, sehr risikobewusst.
BOND MAGAZINE: Sie möchten Ihre Anleihe 2019/23 durch eine neue Anleihe refinanzieren. Wie sind die Eckpunkte der neuen Anleihe?
Egger: Die Anleihe ist mit der Anleihe 2019/23 an sich gut vergleichbar – wir haben uns jedoch dazu entschieden, die Laufzeit mit drei Jahren kürzer anzusetzen. Der Grund dafür ist im Wesentlichen, dass wir auch jenen Investoren entgegenkommen wollen, die aktuell ein geringeres Interesse haben, lange Commitments einzugehen. Zudem wollen wir, ganz offen gesagt, aktuell etwas höhere Preisniveaus für nicht zu lange fixieren. Das Zielvolumen ist ebenso geringer. Die aktuelle Anleihe hat knapp 100 Mio. Euro ausstehend, wir zielen nun auf 50+ Mio. Euro ab – je nach Marktkonditionen.
BOND MAGAZINE: Wie ist Ihre aktuelle Geschäftsentwicklung und wie entwickeln sich die einzelnen Geschäftsbereiche?
Egger: Wir haben ein in der Gesamtbetrachtung sehr zufriedenstellendes Jahr hinter uns, mit steigender Profitabilität und sehr stabiler Performance in dem insgesamt bekanntermaßen volatileren Marktumfeld. Die Business Unit Ferratum hat gerade ein Rekordquartal hinter sich, mit 15 Mio. Euro EBIT in Q3, SweepBank wächst, und CapitalBox arbeitet auf die Zielsetzung hin, 2023 einen substanziellen Beitrag zu den ambitionierten Profitabilitätszielen, die wiederum deutlich über 2022 liegen sollen, zu liefern. Die wirtschaftlichen Herausforderungen wie Inflation, Zinsanstieg haben wir bisher gut gemeistert.
BOND MAGAZINE: Analysten sind sehr positiv. Ist das Erreichen der Analystenprognosen, insbesondere die Steigerung im nächsten Jahr, realistisch?
Egger: Die Zielwerte für 2023 beziehen sich für alle Business Units und konsolidiert auf Profitabilitätswachstum. Dazu ist neben Wachstumsbereitschaft vor allem stringentes Risikomanagement und hohes Kostenbewusstsein nötig. Alle diese Komponenten sind gegeben, also halten wir Profitabilitätswachstum für 2023 für erreichbar. Es ist aktuell nicht im Vordergrund zu viel Risiko zu nehmen, sondern solide Performance zu liefern.
BOND MAGAZINE: Die Branche ist derzeit stark in Bewegung. PlusPlus Capital musste den Cross Default einer erst im Juli emittierten Anleihe melden. Am Markt wird der Default eines weiteren Emittenten aus Estland innerhalb der nächsten Tage erwartet. International Personal Finance, der größte europäische Anbieter von Konsumentenkrediten mit dem besten Rating, refinanziert gerade eine 7,75%-GBP-Anleihe durch eine neue Anleihe, die mit 12,00% verzinst wird. Wie beeinflusst all dies das Investoren-Feedback?
Egger: Es ist ein wenig wie im Sport: Es macht mehr Sinn, sich auf seine eigene Performance zu fokussieren – und die ist gut. Externe Faktoren und das Marktumfeld können wir nicht beeinflussen. In unseren Investorengesprächen geht es unter anderem darum, darzustellen, dass auch in den vergangenen drei Jahren jede Menge Herausforderungen gut gelöst wurden. Das Unternehmen ist mehr als 17 Jahre am Markt, entwickelt sich stabil und gut und ist profitabel. Das sollte für Bondinvestoren attraktiv sein.
BOND MAGAZINE: Sie haben schon lange eine relativ hohe Cashposition. Sind Sie mit der Vergabe von Darlehen zurzeit etwas zurückhaltend und planen Sie einen Abbau der Cashposition?
Egger: Einen Teil des vorhandenen Cash werden wir zur Rückführung der Anleihe 2029/23 nutzen. Mit der Neukreditvergabe sind wir nicht generell zurückhaltend, aber sehr wohl selektiv, das heißt, sehr risikobewusst. Wir haben z. B. im Segment CapitalBox den Fokus 2022 auf operative Verbesserungen, ich meine damit beispielsweise weitere Automatisierung von Prozessen, gelegt, und nicht auf Wachstum um jeden Preis. Wir wollen aber immer wachstumsbereit sein, und Cash-Management benötigt immer etwas Vorlaufzeit.
BOND MAGAZINE: Wie viel Cash haben Sie in der Bank und im Non-Bank-Bereich?
Egger: Etwas mehr als 150 Mio. Euro, davon mehr als die Hälfte außerhalb der Bank.
BOND MAGAZINE: Die Inflation steigt in vielen Ländern sehr deutlich. Viele Menschen können sich immer weniger leisten. Besteht die Gefahr, dass die Qualität des Kreditportfolios leidet und Ausfälle steigen?
Egger: Wir haben nunmehr fast zwei volle Jahre steigende Inflation hinter uns, insofern ist die Herausforderung nicht mehr neu. Es war bereits 2021 und das gesamte Jahr 2022 hindurch wichtig, uns über adaptierte Underwriting-Modelle darauf einzustellen. Zudem berücksichtigen unsere datengestützten Risikobewertungsmodelle forward looking data, d. h. höhere Inflationserwartungen wurden bereits frühzeitig in Affordability Checks, also Tests der Rückzahlungsfähigkeit, abgebildet. Nicht zuletzt dadurch konnten Credit Losses unter Kontrolle behalten werden. Für 2023 sehe ich die wirtschaftliche Herausforderung Europas eher in geringer Wachstumsdynamik. Aber auch darauf kann man sich einstellen. Selbst bei geringerer Gesamtnachfrage erwarte ich eine Fortsetzung des Trends hin zu Online-Business-Modellen.
BOND MAGAZINE: Bei einer konjunkturellen Eintrübung werden Banken noch zurückhaltender bei der Kreditvergabe. In welchen Bereichen sehen Sie dabei Chancen für Multitude?
Egger: Wir haben über die letzten Jahre bewiesen, dass das Business Model robust ist. Der soeben erwähnte Trend, finanzielle Angelegenheiten online zu erledigen, ist nicht umzukehren. Daraus ergeben sich Wachstumschancen, in jedem wirtschaftlichen Umfeld.
BOND MAGAZINE: Wie ist der aktuelle Stand bei SweepBank, wie sind die nächsten Ausbauschritte?
Egger: Im Vordergrund steht ein rascher Weg zur Profitabilität. Wir haben in SweepBank sehr schlanke Strukturen hergestellt. Konzentration auf bestehende Märkte vor neuen Märkten ist daher die Devise für 2023. Ziel ist, 2024 auf EBIT-Basis profitabel sein.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Foto: Bernd Egger, CFO © Multitude
„Die Business Unit Ferratum hat gerade ein Rekordquartal hinter sich“, Bernd Egger, CFO, Multitude
Mittelstandsanleihen – aktuelle Neuemissionen
Emittent |
Zeichnungsfrist |
Kupon |
Green Bond |
---|---|---|---|
19.11.-10.12.2024 |
8,00% |
nein |
|
08.11.-02.12.2024 über Gubor, 08.11.-04.12.2024 über Börse |
7,50%-8,50% |
nein |
|
05.11.-03.12. Zeichnung (Website), 18.11.-06.12. Zeichnung (Börse), 06.11.-02.12. Umtausch |
8,75% |
nein |
|
22.11.2024-19.11.2025, 22.11.-09.12.2024 über Börse |
8,50% |
nein |
|
28.08.2024-27.08.2025 |
10,00% |
nicht formal |
|
24.10.-07.11.2024 über Börse, 24.10.2024-20.10.2025 über WeGrow |
8,00% |
ja |
|
27.05.2024-23.05.2025 |
8,00% |
ja |
|
15.03.2024-14.03.2025 |
6,75% |
ja |
|
06.05.-2024-31.03.2025 über NEON EQUITY, 06.05.-21.05.2024 über Börse |
10,00% |
nein |
|
06.10.2023-02.10.2024 |
8,00% |
ja |
|
27.10.2023-26.10.2024 |
8,00% |
nicht formal |
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