SANHA-Geschäftsführer Bernd Kaimer sieht hohe Markteintrittsbarrieren. Denn für fast alle Anwendungsfelder, Werkstoffe und Verbindungstechnologien sind in vielen Ländern separate Produktzertifizierungen erforderlich. SANHA hält allein 250 Zertifizierungen, die jeweils bis zu 100.000 Euro kosten können.
BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie die Eckdaten der neuen Anleihe.
Kaimer: Unsere neue Anleihe 2024/29 hat ein Zielvolumen von 20 Mio. Euro und ist über eine Laufzeit von fünf Jahren mit einem attraktiven Zinssatz von 8,75% p.a. ausgestattet. Als Schutzrechte für die Investoren haben wir in den Anleihebedingungen unter anderem vorgesehen: eine Ausschüttungsbeschränkung, eine Negativverpflichtung, eine Transparenzverpflichtung sowie eine Positivverpflichtung. Zudem haben Anleger ein Sonderkündigungsrecht im Falle eines Kontrollwechsels und Drittverzugs.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist SANHA tätig?
Kaimer: SANHA ist Spezialist für Rohrleistungssysteme. Unsere Produkte finden sich in ca. 30 Branchen und 50 Ländern, unter anderem in den Bereichen Sanitär-Heizung, Klimatechnik, Gasversorgungsanlagen, Brandlöschanlagen, Druckkluft, technische Gase oder Wasserversorgungen im Allgemeinen wie Bewässerungsanlagen oder Tränken. Im Grunde genommen sind wir dadurch Grundversorger, denn unsere Produkte sind im täglichen Einsatz für alle Medien, die wir täglich brauchen. Durch neue Anwendungsfelder wie Wasserstoff, für dessen Einsatz bestimmte Produktsegmente von uns bereits zertifiziert sind, oder durch neue Gesetzgebung wie der europäischen Trinkwasserverordnung entstehen auch ständig zusätzliche Anwendungsfelder, die wir durch unsere Innovationskraft und unser technisches Know-how bedienen können.
BOND MAGAZINE: Welche Markteintrittsbarrieren gibt es und für welche Produkte benötigen Sie eine Zertifizierung?
Kaimer: Die Markteintrittsbarrieren sind ausgesprochen hoch: Einerseits kostet es viel Kapital, um ausreichend effiziente und automatisierte Maschinen und Werkzeuge anzuschaffen, die die rund 75% der 10.000 Produkte aus unserem Sortiment zu wettbewerbsfähigen Herstellkosten fertigen können. Zudem sind für fast alle Anwendungsfelder, Werkstoffe und Verbindungstechnologien in vielen Ländern weltweit separate Produktzertifizierungen erforderlich. Wir halten allein 250 dieser Zertifizierungen, die jeweils bis zu 100.000 Euro kosten können. Zudem spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle: Viele Kunden verlangen zum Beispiel bereits jetzt sogenannte EPDs (Environmental Product Declarations), die den CO2-Fußabdruck eines jeden Produktes abbilden. Ohne EPDs können Sie teilweise nicht mehr verkaufen. Und in Zukunft bekommen Sie ohne ein valides Nachhaltigkeitsmanagement bzw. einen zumindest befriedigenden Nachhaltigkeitsbericht auch keine Finanzierung mehr.
BOND MAGAZINE: Das Vorratsvermögen macht einen hohen Anteil an Ihrer Bilanzsumme aus. Kann man das ggf. reduzieren?
Kaimer: Ein guter Punkt: Neben dem notwendigen Maschinenpark stellt auch das Lager am Ende eine hohe Markteintrittsbarriere dar. Alle von SANHA im Katalog angebotenen 10.000 Produkte müssen auch lagermäßig verfügbar sein, d.h. lieferbar innerhalb von 24 Stunden. Das gilt nicht nur für die Schnelldreher, sondern das gesamte Sortiment. Der Markt verlangt eine Lieferquote von 98%, denn wenn ein Produkt fehlt, kann die Installation des Rohrleitungssystems nicht fertiggestellt und übergeben werden. Dies erfordert in Verbindung mit entsprechenden Sicherheitsbeständen einen hohen Bestand an Fertigprodukten. Die Vormaterialien lassen wir „just in time“ in die Produktion kommen und die Halbfertigprodukte ergeben sich aus den Durchlaufzeiten. In Summe benötigen Sie dann eben über 60 Mio. Euro, um rund 120 Mio. Euro Umsatz zu tätigen. Da das Material aber nicht verderblich ist und die Produktlebenszyklen über 50 Jahren liegen, können wir damit gut umgehen.
BOND MAGAZINE: Der Personalaufwand ist im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Welche Gründe hat das?
Kaimer: Im Zuge der allgemeinen Kostenentwicklung sind auch die Lohnkosten deutlich gestiegen, das ist richtig. In Belgien geschieht das durch das politische Instrument der Lohnindexierung, in Polen der schiere Druck des Marktes, der allein im vergangenen Jahr Lohnsteigerungen von mehr als 15% verlangt hat, und in Deutschland hat man u.a. den Mindestlohn erheblich angehoben. Das führte in Summe zu einer Steigerung von über 12% im Personalaufwand im ersten Halbjahr 2024, was wir allerdings durch eine verbesserte Rohertragsmarge kompensieren konnten. Bei anhaltender Inflation müssen die Mitarbeiter aber auch mehr verdienen, das ist klar. Um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben und dem zukünftigen Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, investieren wir stark in Automatisierung und Digitalisierung.
BOND MAGAZINE: Sie sagten bei einer Kapitalmarktkonferenz, dass Sie Ihre Produkte auch über Onlineportale verkaufen. Das sind aber reine B2B-Portale, oder?
Kaimer: Korrekt, das sind ausschließlich B2B-Portale. Unsere Produkte sind ausschließlich für Profis, weil sie in sensible Anwendungen wie Brandschutz, Trinkwasser oder Gas fließen. Wenn sich hier der Endverbraucher tummeln würde, hätte er im selbst verursachten Schadensfall große Probleme mit seiner Versicherung.
BOND MAGAZINE: Sie bieten einen Umtausch der Anleihe 2013/26 in die neue Anleihe 2024/29 an. Die Anleihe 2013/26 wurde zweimal verlängert. Woran lag das?
Kaimer: Wir haben die Mittel einfach länger benötigt als ursprünglich geplant. Das lag einerseits im Jahr 2017 an einer deutlich verzögerten Umsetzung von neuen, europäischen Regulierungen im Markt, zum Beispiel der Drinking Water Directive, die einen niedrigeren Bleigehalt im Trinkwasser fordert und somit bleifreie Legierungen forciert. Andererseits wurden wir 2020 durch Corona und die damit verbundenen Effekte zeitlich zurückgeworfen. Seit Beginn der Erstplatzierung haben wir allerdings unsere Zinsen immer pünktlich gezahlt und uns bei den Verlängerungen im Rahmen des Schuldverschreibungsgesetzes bewegt, ohne Anleger mit einer nominalen Verschlechterung ihrer Position zu konfrontieren. Das wird uns auch heute positiv von vielen treuen Anlegern gespiegelt, wofür wir auch dankbar sind. Wer von Anfang an dabei war, hat in Summe hohe Zinszahlungen erhalten und keinen Nachteil erlitten, trotz Verlängerung. Die positive Umsatz- und Ertragsentwicklung in den letzten drei Jahren bestätigt auch unsere Strategie, die immer schon langfristig ausgelegt war. Wenn Sie so wollen, ernten wir nun die Früchte, die wir in den vergangenen Jahren gesät haben.
BOND MAGAZINE: Es gibt eine Umtauschprämie von 30 Euro je Anleihe 2013/26 (im Nominalwert von 1.000 Euro), also 3%. Macht es dann für Anleger nicht viel mehr Sinn, die alte Anleihe in die neue Anleihe zu tauschen, als die neue Anleihe zu zeichnen?
Kaimer: Ja, Inhaber der Anleihe 2013/16 realisieren ad hoc 30 Euro Umtauschprämie, das ist korrekt. Zudem realisieren sie sofort 8,75% Zinsen anstelle von 6,00%. Der Umtausch ist insofern sehr sinnvoll. Ein Verkauf der Altanleihe über die Börse und eine Neuzeichnung würden in dieser Konstellation sicher keinen Sinn ergeben. Wir als Emittentin freuen uns über treue Bestandsinvestoren ebenso wie über Neuzeichner.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Eckdaten der SANHA-Anleihe 2024/29
Emittent | SANHA GmbH & Co. KG |
Kupon | 8,75% |
Zeichnungsfrist | 05.11.-03.12.2024 (SANHA-Website), 18.11.-06.12.2024 (Börse Frankfurt) |
Umtauschfrist für Anleihe 2013/26 | 06.11.-02.12.2024 |
Umtauschprämie | 30 Euro (einmalig 3,0%) |
Valuta | 10.12.2024 |
Laufzeit | 10.12.2029 (5 Jahre) |
WKN / ISIN | A383VY / DE000A383VY6 |
Emissionsvolumen | 20 Mio. Euro |
Stückelung | 1.000 Euro |
Listing | Open Market, Börse Frankfurt |
Lead Manager und Bookrunner | Quirin Privatbank |
Internet / Wertpapierprospekt | www.sanha.com/investor-relations |