Johann Schmid-Davis, CFO, HÖRMANN Industries GmbH, blickt zuversichtlich auf die weitere Geschäftsentwicklung. Im laufenden Jahr 2023 sieht er extreme Nachholeffekte in der Nutzfahrzeugindustrie. Es bleibt das Ziel, mittelfristig einen inflationsbereinigten Umsatz von mehr als 750 Mio. Euro und eine nachhaltige EBIT-Marge von 5% zu erreichen, wie er im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert.
BOND MAGAZINE: Was hat sich in den letzten ein bis zwei Jahren bei HÖRMANN Industries getan?
Schmid-Davis: Ich würde gerne sogar noch etwas weiter zurückblicken. Seit 2019, als wir zu unserer letzten Anleiheemission gesprochen haben, hat eine globale Krise die nächste abgelöst. Dies hat bekanntermaßen für alle Unternehmen sehr herausfordernde Geschäftsjahre mit sich gebracht. Bei HÖRMANN hat in dieser Zeit speziell unser Geschäftsbereich Automotive, in dem wir die Nutzfahrzeugindustrie beliefern, unter Stilllegungen der Produktionskapazitäten großer OEM-Kunden gelitten. Im Gegensatz dazu hat unser Geschäftsbereich Communication stark von den staatlichen Konjunkturprogrammen im Bahnbereich profitiert. Gleichzeitig haben wir auch im Bereich Intralogistik großes Potenzial gesehen, weshalb wir letztes Jahr unsere gesamte Logistiksparte neu sortiert und daraus einen eigenen Geschäftsbereich geformt haben. Unser vierter Geschäftsbereich Engineering hat generell eine wichtige Bedeutung in der Unterstützung der anderen Bereiche, weil wir hier unsere Ingenieurkompetenz und sehr viel technisches Know-how bündeln. Aufgrund dieser diversifizierten Geschäftsstrategie konnten wir in Summe alle drei Geschäftsjahre mit positiven Ergebnissen abschließen.
BOND MAGAZINE: Und wie sieht Ihre aktuelle Geschäftslage aus?
Schmid-Davis: Im laufenden Jahr 2023 sehen wir jetzt extreme Nachholeffekte in der Nutzfahrzeugindustrie mit entsprechend hohen Umsätzen in unserem Automotive-Bereich. Der Communication-Bereich hat sich wieder auf ein normales Geschäftsniveau eingependelt, aber mit immer noch sehr guten wirtschaftlichen Kennzahlen. Bei Intralogistics sind wir mit sehr hohen Auftragsbüchern in dieses Jahr gestartet, so dass wir auch hier ein starkes Wachstumsjahr sehen. Wir sind entsprechend recht zuversichtlich für unsere weitere Geschäftsentwicklung.
BOND MAGAZINE: Welchen Umsatzanteil der einzelnen Segmente streben Sie mittelfristig an?
Schmid-Davis: Unser größter Umsatzträger ist mit rund 400 Mio. Euro nach wie vor der Automotive-Bereich. Die größte Wachstumsdynamik sehen wir aktuell aber in unseren Geschäftsbereichen Intralogitics und Communication, angetrieben von den Megatrends Digitalisierung, Urbanisierung und Mobilität. Mittelfristig wollen wir in diesen beiden Segmenten Umsätze von jeweils über 200 Mio. Euro erreichen. Entsprechend allokieren wir in diesen zwei großen Wachstumsfeldern die Investitionen.
BOND MAGAZINE: Welchen Umsatzanteil erzielen Sie mit dem größten Kunden Traton?
Schmid-Davis: Mit unserem größten Kunden, der Traton-Gruppe und hier speziell MAN, haben wir in unserem Geschäftsbereich Automotive im abgelaufenen Geschäftsjahr etwas über 20% unseres Konzernumsatzes erzielt. In den letzten Jahren ist es uns hier aber gelungen, weitere wichtige Kunden aufzubauen, wie z.B. DAF, John Deere, Daimler Truck, Mercedes Benz mit den Vans, und damit einen deutlich besseren Kundenmix in diesem Segment zu etablieren.
BOND MAGAZINE: Sie hatten im letzten Jahr einen negativen Cashflow. Woran lag das?
Schmid-Davis: Wir haben im letzten Jahr aufgrund unseres Wachstumskurses sowie starker Preissteigerungen eine extreme Entwicklung in unserem Working Capital gesehen. So haben wir von 2021 auf 2022 einen Aufbau von über 40 Mio. Euro bei unserem Working Capital verzeichnet, zum einen durch unsere sehr hohen Auftragsbestände, gerade in den projektorientierten Geschäften, die wir abgearbeitet haben, und zum anderen durch die stark gestiegenen Stahlpreise, die wir zunächst vorfinanzieren mussten. In einigen Bereichen haben wir auch gezielt Vorratshaltung erhöht, um lieferfähig zu bleiben.
BOND MAGAZINE: Welche Auswirkungen hatten die Preisturbulenzen an den Rohstoff- und Energiemärkten für Sie? Ihre Verträge enthalten Materialpreisklauseln, oder?
Schmid-Davis: Ja, wir haben in den Verträgen mit unseren Kunden Materialpreisklauseln enthalten. Zudem wurden in unseren bisherigen Vereinbarungen zum Teil auch Energiegleitklauseln mit aufgenommen, um für starke Energiepreissteigerungen einen Ausgleichsmechanismus zu haben. Bisher haben wir für extreme Preissteigerungen immer sehr partnerschaftliche Lösung mit unseren Kunden gefunden.
BOND MAGAZINE: Welchen Konsequenzen hätte eine konjunkturelle Eintrübung für Sie?
Schmid-Davis: Gerade die vergangenen drei Jahre haben deutlich gezeigt, dass wir mit den multiplen Krisen gut klargekommen sind. Die breite Diversifizierung mit unseren vier Geschäftsbereichen Automotive, Communication, Intralogistics und Engineering verleiht uns eine hohe Resilienz und Stabilität. Somit verfügen wir über ein sehr stabiles Fundament, das wir weiter ausbauen wollen. Die vergangenen Jahre haben wir außerdem gezielt genutzt, um neue Wachstumsfelder zu besetzen und unsere Ertragskraft weiter nachhaltig zu steigern.
BOND MAGAZINE: Sie emittieren eine neue Anleihe, wie sind die Eckpunkte?
Schmid-Davis: Unsere neue Unternehmensanleihe 2023/2028 (ISIN NO0012938325, WKN A351U9) hat ein Emissionsvolumen von 50 Mio. Euro, eine Laufzeit von 5 Jahren und einen Zinssatz von 6,50% bis 7,50% p.a. Der Emissionserlös soll primär zur Refinanzierung unserer bestehenden Anleihe 2019/2024 eingesetzt werden. Vorgesehen sind Notierungsaufnahmen im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse sowie in das Nordic ABM Segment der Börse Oslo. Die Anleihe mit einem Nennbetrag von 1.000 Euro kann vom 21. bis voraussichtlich 30. Juni 2023, 12:00 Uhr MEZ über Banken und Online-Broker an der Börse Frankfurt gezeichnet werden. Die Emission umfasst zudem ein freiwilliges Umtauschangebot einschließlich einer Mehrerwerbsoption für Anleger der bestehenden Anleihe 2019/2024, das noch bis zum 28. Juni 2023, 18:00 Uhr MEZ, läuft.
BOND MAGAZINE: Bei der Umtauschprämie sind Sie ein bisschen geizig.
Schmid-Davis: Wir haben uns in den vergangenen zehn Jahren als verlässlicher und anerkannter Kapitalmarktteilnehmer und Anleiheemittent etabliert. Unsere bisherigen drei Anleihen haben selbst in den Krisenjahren kaum gelitten und eine positive Kursperformance ausgewiesen. Hinzu kommt, dass wir immer unsere Publizitätspflichten gewahrt haben und den Anlegern ein Höchstmaß an Transparenz bieten. Mit unserer neuen Anleihe 2023/2028 haben unsere bestehenden Investoren die Möglichkeit, sich vorzeitig eine deutlich attraktivere Verzinsung zwischen 6,50% und 7,50% p.a. zu sichern. Es sprechen also schon viele, wesentlich entscheidendere Aspekte für unsere neue Anleihe. Daher haben wir auch beschlossen, die Umtauschprämie und damit auch die Emissionskosten vergleichsweise gering zu halten.
BOND MAGAZINE: Sie haben eine Netto-Cash-Position. Weshalb begeben Sie überhaupt eine neue Anleihe?
Schmid-Davis: Wir haben sehr positive Erfahrungen mit unseren bisherigen Anleiheemissionen in den vergangenen zehn Jahren gemacht. Unsere diversifizierte Finanzierungsstruktur, die neben unserer Anleihe auch Konsortialrahmenkredite sowie einen KfW-Unternehmerkredit umfasst, hat sich vor allem in den herausfordernden letzten Jahren als sehr stabil und vorteilhaft bewiesen. Speziell die Anleihe hat sich dabei als verlässliche Sockelfinanzierung bewährt. Diesen Finanzierungsmix wollen wir beibehalten und regeln daher auch frühzeitig unsere Anleiherefinanzierung.
BOND MAGAZINE: Welche Akquisitionsziele kommen infrage?
Schmid-Davis: Wir wollen sowohl organisch wie anorganisch wachsen, insbesondere in unseren Wachstumsbereichen Intralogistics und Communication. Letztgenannten Geschäftsbereich haben wir erst kürzlich durch eine Akquisition in Polen gestärkt. Opportunistische Akquisitionen sind entsprechend immer ein Thema. Wichtig für uns ist es daher, die finanzielle Flexibilität zu bewahren, um dann auch schnell reagieren zu können, wenn sich eine Chance auftut.
BOND MAGAZINE: Wird die alte Anleihe nach der Emission der neuen Anleihe gekündigt?
Schmid-Davis: Ja, wir wollen die jetzige bestehende Anleihe umtauschen bzw. vorzeitig refinanzieren. Daher werden wir binnen drei Monaten die alte Anleihe, die nicht umgetauscht wurde, kündigen und zurückzahlen.
BOND MAGAZINE: Welchen Ausblick können Sie geben?
Schmid-Davis: Es bleibt unser Ziel mittelfristig einen inflationsbereinigten Umsatz von mehr als 750 Mio. Euro und eine nachhaltige EBIT-Marge von 5% zu erreichen. Dafür sollen speziell die Geschäftsbereiche Communication und Intralogistics organisch und – wenn es Sinn macht – auch anorganisch wachsen und in Summe unsere drei „kleineren“ Geschäftsbereiche zusammen mittelfristig rund die Hälfte des Umsatzes erzielen.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Eckdaten zur HÖRMANN Unternehmensanleihe 2023/28
Emittent | HÖRMANN Industries GmbH |
Kupon | 6,50%–7,50% p.a. |
Umtauschangebot für Anleihe 2019/24 | 19.06.–28.06.2023, |
Zeichnungsfrist | 21.06.–30.06.2023 |
Status | nicht nachrangig, nicht besichert |
Emissionsvolumen | 50 Mio. Euro (Zielvolumen), |
ISIN / WKN | NO0012938325 / A351U9 |
Stückelung | 1.000 Euro |
Laufzeit | 11.07.2028 (5 Jahre) |
Valuta | 11.07.2023 |
Trustee | Nordic Trustee AS |
Sole Lead Manager | Pareto Securities, Frankfurt Branch |
Listing | Open Market und Nordic ABM |
Internet |