Die Karlsberg Brauerei GmbH emittiert ihre dritte Unternehmensanleihe mit einem Zielvolumen von 40 Mio. Euro, einer Laufzeit von 5 Jahren und einem Kupon zwischen 4,25% und 4,75% p.a. Der finale Zinssatz wird nach Ende der Angebotsfrist auf Basis der erhaltenen Zeichnungsaufträge festgelegt und per Preisfestsetzungsmitteilung publiziert. CEO Christian Weber sieht Wachstumspotenzial insbesondere bei alkoholfreien Bieren, aber auch bei Biermischgetränken, wie er im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE betont. Zudem haben sich laut CFO Martin Adam die Kennzahlen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.
BOND MAGAZINE: Die Karlsberg Brauerei ist mit der Kernmarke Karlsberg im Südwesten Deutschlands aktiv und mit MiXery deutschlandweit.
Weber: Das ist richtig. Als regionale Brauerei vertreiben wir unsere Biere unter der Marke Karlsberg, darunter auch alkoholfreie Biere, in der Region. MiXery war eine Produktinnovation in den 90er Jahren. Wir haben den Trend zu Biermischgetränken mitbegründet. MiXery ist ein nationales Geschäft.
BOND MAGAZINE: Dann haben Sie einen regionalen Vertrieb für Karlsberg-Biere und einen bundesweiten Vertrieb für MiXery?
Weber: Wir unterscheiden nach Vertriebskanälen. Wir haben einen Vertrieb, der sich auf die Gastronomie konzentriert und einen Vertrieb, der sich auf den Lebensmitteleinzelhandel und Getränkeabholmärkte konzentriert. MiXery wird fast ausschließlich über den Lebensmitteleinzelhandel vertrieben. Karlsberg hat eine Mischstruktur aus Gastronomie und Handel. Der Gastronomievertrieb ist regional organisiert, der Vertrieb für den Lebensmitteleinzelhandel ist bundesweit aktiv.
BOND MAGAZINE: Mit den Biermischgetränken von MiXery sprechen Sie eher eine jüngere Zielgruppe an?
Weber: Die Marke MiXery gibt es seit 1996. Biermischgetränke richten sich eher an eine jüngere Zielgruppe, es gibt aber sicher auch viele Kunden, die MiXery seit den 90er Jahren trinken. Es ist in Deutschland Tradition Bier zu mischen, daher sprechen wir auch eine breite Zielgruppe an.
BOND MAGAZINE: In Deutschland geht der Bierkonsum zurück, aber der Markt für alkoholfreie Biere wächst, oder?
Weber: Es gibt einen Mengenrückgang bei alkoholhaltigem Bier, der beträgt ca. 1 bis 3% pro Jahr. Das hat mit Demographie, aber auch mit Lifestyle zutun. Wir erleben, dass Konsumenten bewusster konsumieren und daher Getränke, die einen klaren Mehrwert bieten, erfolgreich sind. Für uns als Brauerei sind dies regionale Produkte und vielfältige Geschmackswelten. Wie Sie richtig sagen, wächst jedoch der Markt für alkoholfreie Biere, die oft anstelle von Softdrinks oder Cola konsumiert werden. Auch der Markt für alkoholfreie Biermischgetränke wächst deutlich, wie z.B. alkoholfreies Radler oder Gründels Fresh, einem alkoholfreien Bier-Apfel-Mischgetränk. Der Markt für alkoholfreie Biere oder Biermischgetränke ist in den letzten Jahren deutlich interessanter geworden. Der Mengenrückgang bezieht sich somit ausschließlich auf alkoholhaltige Biere. Insgesamt wächst unser Markt und auch der Umsatz im Biermarkt steigt insgesamt.
BOND MAGAZINE: Wie hat sich die Coronakrise auf den Absatz bei Ihnen ausgewirkt?
Weber: Corona hatte insbesondere Auswirkungen auf das Gastronomiegeschäft während des Lockdowns. Das war eine große Herausforderung. Seitdem Gastronomiebetriebe wieder geöffnet sind, gibt es wieder eine deutliche Entspannung. Corona hatte einen Einfluss auf unser Geschäft, denn im ersten Halbjahr fehlt natürlich der Gastronomieumsatz aus der Zeit des Lockdowns. Aber wir haben das erste Halbjahr insgesamt sehr positiv abgeschlossen.
BOND MAGAZINE: Ein börsennotierter Weinhändler hat gute Zahlen gemeldet. Wird in der Gastronomie insgesamt mehr Bier getrunken?
Weber: Ich glaube, dass der Weinhändler nicht so stark in der Gastronomie positioniert ist, sondern bei eigenen Weinshops und auch im Onlinehandel. Die Gesellschaft profitiert daher wohl eher von den Vertriebskanälen. Es gab natürlich keine Veranstaltungen oder Feste, das hat den Absatz von Bier sicher kurzfristig beeinflusst. Der Getränkekonsum ist aber immer auch saisonales Thema. Insgesamt ist der Verkauf von Getränken ein vergleichsweise stabiles Geschäft.
BOND MAGAZINE: Wie hat sich das Geschäft im ersten Halbjahr entwickelt?
Adam: Da uns während des Lockdowns der Gastronomieabsatz fehlte, war der Umsatz im ersten Halbjahr rückläufig. Dennoch konnten wir das adjustierte EBITDA von 11,3 Mio. Euro auf 11,6 Mio. Euro steigern. Wir hatten sehr früh mit entsprechenden Maßnahmen auf Corona reagiert und konnten beispielsweise noch Budgets kürzen, aber auch den Betrieb in der Struktur anpassen. Zusätzlich hat sich unsere Strategie der letzten Jahre, auf unsere starken Marken ein breites Produktsortiment und eine diversifizierte Vertriebsstruktur zu setzen, ausgezahlt und so haben wir uns trotz der Covid-19-Einflüsse im ersten Halbjahr 2020 gut behauptet.
BOND MAGAZINE: Sie haben Budgets gestrichen? Der Konsum zuhause ist doch etwa gleich geblieben?
Adam: Viele Maßnahmen hätten während des Lockdowns gar nicht den gewünschten Effekt erreicht. Zudem sind bei uns viele Ausgaben auch an Events und Feste gekoppelt.
BOND MAGAZINE: Das Geschäft läuft jetzt aber wieder weitgehend normal?
Weber: Die Menschen haben gelernt, mit der Situation zu leben, Außengastronomie ist stärker in den Fokus gerückt. Aber wir kommen jetzt wieder in eine andere Saisonalität. Im Herbst und Winter ist der Konsum anders als im Sommer. Aber insgesamt hat sich das Geschäft normalisiert.
BOND MAGAZINE: Es gibt aktuell nur keine großen Feste, die mit Fassbier beliefert werden.
Weber: Ja, genau.
BOND MAGAZINE: Sie sind mit der Kernmarke Karlsberg auf den Südwesten Deutschlands fokussiert. Wie weit reicht Ihr Vertriebsgebiet?
Weber: Unser Vertriebsgebiet für die Gastronomie hat einen Radius von ca. 100 km um den Firmensitz in Homburg (Saarland) – also von der französischen Grenze bis nach Trier (wo unser Hauptmitbewerber aus der Eifel aktiv ist), Richtung Mannheim und Westpfalz. Das Kerngebiet ist im Saarland, in der Region Kaiserslautern und Vorderpfalz.
BOND MAGAZINE: Welche Trends gibt es im Biermarkt – geht der Trend weiter Richtung alkoholfreie Biere und Biermischgetränke?
Weber: Alkoholfreie Biere sind auf jeden Fall ein starker Trend – in Kombination mit einem Natürlichkeitsthema. Beides ist ein Ausdruck eines bewussten Konsums, man setzt sich mehr damit auseinander, was man trinkt und was drin ist.
BOND MAGAZINE: Wir haben das Reinheitsgebot – deutsches Bier ist immer natürlich.
Weber: Genau. Deshalb profitiert das Segment der alkoholfreien Biere auch im Vergleich zu Cola oder Softdrinks. Da hilft das Reinheitsgebot natürlich. Die Mehrwegsysteme sind bei der Nachhaltigkeit auch sehr wichtig, ebenso wie Regionalität. Der Bezug zur Region und der Marke ist sehr bedeutsam, ebenso wer dahintersteht und wie es hergestellt wird. Vertrauen spielt hier eine große Rolle, gerade im Vergleich zu Großkonzernen. Die Produktvielfalt hat auch deutlich zugenommen.
BOND MAGAZINE: Ja, es gibt viel mehr verschiedene Produkte – früher hatten Sie vielleicht fünf verschiedene Biere, heute sind es mit Biermischgetränken vielleicht 20 oder 30. Macht das die Produktion und das gesamte Handling nicht sehr viel schwieriger und komplexer?
Weber: Komplexer in jedem Fall. Wir haben glücklicherweise eine Größe, mit der man das ganz gut stemmen kann. Die Komplexität führt jedoch auch zu einer Aufwertung der Branche. Die neuen Produkte und Geschmacksrichtungen machen Biere und Biermischgetränke natürlich auch für neue Zielgruppen interessant.
BOND MAGAZINE: Die Mittel aus der Anleiheemission wollen Sie vorwiegend zur Refinanzierung der Anleihe 2016/2021 verwenden?
Adam: Ja, der Emissionserlös soll zur vorzeitigen Ablösung der Unternehmensanleihe 2016/2021 (ISIN DE000A2AATX6, WKN A2AATX) im Volumen von 40 Mio. Euro dienen, die seit dem 28. April 2020 zu einem Kurs von 100,50% durch die Gesellschaft gekündigt werden kann.
BOND MAGAZINE: Wie sind Ihre bondspezifischen Kennzahlen?
Adam: Wir konnten die Verschuldung seit 2016 deutlich zurückführen, das adjustierte EBIT konnten wir seit 2017 fast verdoppeln, sodass sich die Kennzahlen in den letzten Jahren deutlich verbessert haben. Zum 31.12.2019 betrug die covenant-relevante adjusted EBIT Intererest Coverage oder auch Zinsdeckungsgrad 3,54 (Vorjahr 3,31). Unser Leverage, also total Net Debt / adjusted EBITDA betrug 2,51 (Vorjahr 3,06). Wir konnten unseren Verschuldungsgrad also spürbar senken.
BOND MAGAZINE: Sie emittieren die dritte Anleihe. Was macht den Anleihemarkt für Sie interessant?
Weber: Der öffentliche Kapitalmarkt ist natürlich immer mit einem gewissen Aufwand für den Emittenten verbunden. Die Anleihen haben uns als Unternehmen sicher auch geholfen, besser zu werden. Dies insbesondere in Bezug auf Covenants, Kennzahlen und Reporting. Wir werden von externen Investoren gemessen. Das bringt uns deutlich weiter. Die Möglichkeit als Familienunternehmen den Kapitalmarkt zu nutzen ohne Anteile verkaufen zu müssen, ich mache das in fünfter Generation, ist für uns superspannend. Wir haben 2016 in einem schwierigen Kapitalmarktumfeld (es gab damals viele Insolvenzen bei KMU-Anleiheemittenten) unsere zweite Anleihe begeben. Seitdem hat sich der Markt für Mittelstandsanleihen wieder positiv entwickelt, sodass wir uns bestätigt sehen. Wir selbst sind in einer Branche, die nicht besonders stark wächst, dafür aber vergleichsweise stabil ist und wir wollen jedes Jahr ein bisschen besser werden.
BOND MAGAZINE: Profitieren Sie als starker regionaler Brand durch eine bundesweite Aufmerksamkeit durch die Anleiheemission?
Weber: Es führt natürlich schon zu einer stärkeren Wahrnehmung, insbesondere in unserer Kernregion.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Eckdaten der neuen Karlsberg-Anleihe
Emittent | Karlsberg Brauerei GmbH |
Kupon | 4,25%–4,75% p.a. |
Umtauschfrist | 03.09.–17.09.2020 |
Zeichnungsfrist | 21.09.–23.09.2020, vorzeitige Schließung möglich |
Laufzeit | bis 29.09.2025 (5 Jahre) |
Valuta / Notierungsaufnahme | 29.09.2020 |
Emissionsvolumen | bis zu 40 Mio. Euro (Zielvolumen) |
WKN / ISIN | A254UR / DE000A254UR5 |
Corporate Rating | BB- (watch NEW), Creditreform Rating AG |
Joint Bookrunner und Joint Lead Manager | Bankhaus Lampe und IKB Deutsche Industriebank |
Internet | www.karlsberg.de |