Die Karlie Group, ein Hersteller von Accessoires für Haustiere, emittiert eine Anleihe im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren beträgt der Kupon 6,750%. Die Zeichnungsfrist beginnt am 18. Juni. Im Anschluss ist die Notierung im Entry Standard für Anleihen vorgesehen. Im Gespräch mit BOND MAGAZINE erläutert die Geschäftsführerin Dr. Angelika Westerwelle die Unternehmensstrategie sowie die Mittelverwendung aus der Anleiheemission.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist Karlie tätig?
Dr. Westerwelle: Die Karlie Group entwickelt, produziert und vertreibt Accessoires für den Heimtiermarkt. Wir bedienen alle Kategorien außer Futter – also für Hunde, Katzen, Kleintiere, Vögel, Fische alles rund um Leinen, Näpfe, Spielzeug, Aquarien usw. In unserem Markt verfügen wir über eine große Bekanntheit und sind einer der zwei führenden Anbieter in Deutschland und Europa.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?
Dr. Westerwelle: Wir planen einen Mix aus Refinanzierung, Expansions-Finanzierung und operativen Investitionen. Auf der Passiv-Seite unserer Bilanz werden wir ein Bankdarlehen und einen Vendor Loan der Alteigentümer ablösen. Wir wollen in China ein Produktionsunternehmen erwerben, mit dem wir langjährig zusammenarbeiten und bereits umfangreiche Geschäftsprozesse aufgesetzt haben. Operative Projekte betreffen vor allem den Ausbau der Vertriebsaktivitäten – national wie international. Auch die begonnenen Maßnahmen zur weiteren Steigerung der Produktivität kosten kurzzeitig noch etwas Geld, bieten aber auch signifikantes Ertragspotenzial. Ein Beispiel ist die Sortimentsbereinigung, die nach dem Zusammenschluss erfolgen muss und die deutliche Einsparungen bei den Komplexitätskosten und Beschaffungskonditionen nach sich ziehen wird.
BOND MAGAZINE: „Best Quality“ gehört Ihrem Private Equity-Investor. Zu welchem Preis müssen Sie die Gesellschaft erwerben und zu welchem Preis hat Ihr Private Equity-Investor die Gesellschaft wann gekauft?
Dr. Westerwelle: Wir müssen nicht – wir können. Das ist ein Unterschied. Wir arbeiten aber schon lange mit „Best Quality“ zusammen und haben beste Erfahrungen gemacht. Nach der Übernahme können wir dort auf einen Schlag das Produktionsvolumen um 10 Mio. Euro erhöhen – allein mit dem Bedarf unserer Gruppe. Gleichzeitig sind dort zweistellige EBITDA-Margen möglich. Das Unternehmen ist profitabel und bietet dennoch Potenzial für weitere Rentabilitätssteigerungen. Perusa hat „Best Quality“ 2010 für 6,7 Mio. Euro erworben und anschließend verschiedene Maßnahmen umgesetzt, zum Beispiel einen Komplett-Umzug. Zur Festlegung des Kaufpreises wird jetzt ein Bewertungsgutachten durch eine der vier großen internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften erstellt. Meine Prognose: Der Kaufpreis wird zwischen 7 und 9 Mio. Euro liegen.
BOND MAGAZINE: Würde es nicht mehr Sinn machen, wenn Sie die Produkte bei „Best Quality“ und anderen unabhängigen Herstellern in China kaufen würden?
Dr. Westerwelle: Wir werden auch weiter eine breite Beschaffungsstruktur haben. Aber es ist ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie, auch die Produktion und damit die Marge dieser Wertschöpfungsstufe zu integrieren. Unser Ziel ist, „deutsche Qualität made in China“ anzubieten. Mit einer eigenen Produktion können wir beispielsweise auch große Einzelhändler sehr gut beliefern, die zunehmend auf Eigenmarken setzen.
BOND MAGAZINE: Einige der „Flamingo“-Snacks werden in China hergestellt. Wie sicher können Haustierhalter sein, dass die Qualität stimmt? In jüngerer Zeit sind sogar Lebensmittel für Babys, die in China hergestellt werden, ins Gerede gekommen.
Dr. Westerwelle: Schwarze Schafe gibt es leider in allen Ländern und in allen Industrien. Unser Lieferant in China ist seit vielen Jahren mit uns verbunden und ein international zertifiziertes Unternehmen, dessen Qualitätsstandards europäischen und amerikanischen Health-Standards entsprechen. Alle Snacks werden zudem von den nationalen Tiergesundheitsorganisationen in Europa regelmäßig geprüft. Und wir selbst haben eigene, regelmäßige Kontrollen. Die Produkte unterliegen den Normen der EU-Futtermittelverordnung. Die Qualität der Produkte stimmt.
BOND MAGAZINE: Wer sind Ihre größten Mitbewerber?
Dr. Westerwelle: In unserer Größenliga spielen in Europa nur noch Trixie und Zolux in Frankreich. Danach gibt es zahlreiche Anbieter in der Größenklasse um die 50 Mio. Euro Umsatz. Der Rest des Marktes ist noch deutlich kleiner und insgesamt sehr fragmentiert.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen und Regionen sehen Sie Wachstumspotenzial?
Dr. Westerwelle: Unser Markt wächst weltweit stabil – das ist das Schöne. Besondere Potenziale sehen wir in den Emerging Markets. Brasilien beispielsweise hat es 2012 geschafft, im weltweiten Pet-Markt vor Japan und nach den USA auf Platz 2 zu klettern. Auch China ist auf dem Vormarsch. Unternehmensseitig haben wir kurzfristig die größten Wachstumspotenziale in den Märkten, in denen wir auf einen eigenen Vertrieb umstellen. Deshalb steht für uns derzeit auch Europa im Fokus, selbst wenn von den Makro-Faktoren Süd-Amerika attraktiver wäre. Das bewahren wir uns noch etwas auf.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie Ihre Margen auf ein interessanteres Niveau steigern?
Dr. Westerwelle: Unsere EBITDA-Marge lag in Vergangenheit und Gegenwart bei etwa 7%. Damit kann man zwar gut arbeiten. Wir sehen aber deutliches Potenzial durch Sortimentsbereinigung, Bündelung von Einkaufsvolumina in unseren drei Teil-Konzernen und durch andere Kostensenkungsmaßnahmen. Zusätzliches Potenzial werden wir über die Integration der Produktion generieren.
BOND MAGAZINE: Es ist eine „bevorrechtige Aktienzuteilung“ für Erstzeichner beim Börsengang der Emittentin vorgesehen. Wann soll der Börsengang stattfinden und wie kann die „Erstzeichnung“ der Anleihe gegenüber dem Emittenten nachgewiesen werden – denn bei einer Börsenorder haben Sie die Daten der Investoren ja gar nicht?
Dr. Westerwelle: Da muss ich nochmal auf den brasilianischen Markt zurückkommen. Wir wollen jetzt erst einmal über die Integration der Produktion und über den Vertrieb in Europa weiter wachsen. Wir machen zuerst unsere Hausaufgaben bei der Integration und Verbesserung der Rendite. Aber darüber hinaus ist es schon unsere Vision, in ein paar Jahren ein kleiner, feiner, wirklich global aufgestellter Anbieter in unserem Markt zu sein. Das wollen wir auch über Akquisitionen erreichen, vielleicht auch in Märkten wie Brasilien. Dafür könnte ein Börsengang eine Möglichkeit sein. Aktuell gibt es aber keine konkreten Planungen. Erstzeichner ist jeder Anleihegläubiger, der durch geeignete Dokumente, wie etwa eine Kaufabrechnung einer Bank, nachweist, dass er im Rahmen des öffentlichen Angebots oder der Privatplatzierung der Anleihe diese erstmalig bei Begebung erworben hat, gegebenenfalls auch über einen Emissionsmittler.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
Tab. 1: Eckdaten zur Karlie-Anleihe
Emittent | Karlie Group GmbH |
Zeichnungsfrist | 18.06.-21.06.2013 |
Kupon | 6,750% |
Volumen | bis zu 30 Mio. Euro |
ISIN | DE000A1TNG90 |
WKN | A1TNG9 |
Zinstermin | 25.06. |
Laufzeit | 25.06.2018 |
Segment | Entry Standard für Anleihen |
Bookrunner | Viscardi |