Die Hörmann Finance GmbH bietet eine neue Unternehmensanleihe mit einer Laufzeit von 5 Jahren und einem Volumen von bis zu 30 Mio. Euro, die zur vorzeitigen Refinanzierung der Anleihe 2013/18 dient. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert CFO Johann Schmid-Davis die Strategie des Unternehmens.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist Hörmann Finance aktiv?
Schmid-Davis: Hörmann Finance ist in drei Geschäftsbereichen aktiv. Im Automotive-Bereich sind wir einer der führenden Nutzfahrzeugzulieferer in Europa. Abgesehen von Volvo beliefern wir alle großen Hersteller, von MAN über Daimler hin zu DAF und Scania. Im Geschäftsbereich „Engineering“ planen und bauen wir als Generalunternehmer weltweit Gewerbebauten. Der Fokus liegt aktuell auf der boomenden Logistikbranche, insbesondere der Entwicklung von Hochregallagern. Unter anderem haben wir für Green Bay Packaging, einen der weltweit größten Papierhersteller, ein neues Hochregallager in den USA gebaut. Der Bereich „Kommunikation“ entwickelt und fertigt Kommunikations- und Warnsysteme, z. B. Sirenen, für Kunden wie beispielsweise die Deutsche Bahn, E.ON und RWE.
BOND MAGAZINE: In welcher Form werden Funkwerk und VacuTec eingebracht und ab wann werden diese erstmals voll konsolidiert?
Schmid-Davis: Beide Unternehmen werden liquiditätsneutral ohne zusätzliche Verschuldung in die Hörmann Finance eingebracht. Bei der Funkwerk AG erfolgt die Übernahme von weiteren rund 53% der Anteile von der Hörmann Funkwerk Holding GmbH über die Verrechnung von Forderungen, sodass Hörmann Finance letztlich gut 78% der Anteile hält. Von der VacuTec Messtechnik GmbH übernimmt Hörmann Finance im Zuge einer Sachkapitalerhöhung 90% der Anteile. Die Transaktionen sollen bis Jahresende abgeschlossen sein, sodass beide Unternehmen im Geschäftsabschluss 2017 erstmalig voll konsolidiert werden.
BOND MAGAZINE: Wie sollen sich Umsatz und Ertrag künftig auf die drei Segmente „Automotive“, „Engineering“ und „Kommunikation“ verteilen?
Schmid-Davis: Mit den angesprochenen mehrheitlichen Übernahmen der Funkwerk und der VacuTec sowie deren Integration in die Bereiche „Kommunikation“ bzw. „Engineering“ erreichen wir eine weitere Diversifizierung unseres Geschäftsmodells. Nach Vollkonsolidierung beider Firmen wird die Umsatz- und Ertragsbasis der beiden Bereiche zum Teil deutlich erhöht und sorgt so dafür, dass die operativen Ergebnisse der drei Säulen in Zukunft gleichmäßig verteilt sind. Auch im Bereich „Automotive“ sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt. Hier haben wir weitere Neukunden, u.a. DAF und Audi, gewinnen können. Darüber hinaus werden die Auslagerung lohnintensiver Aktivitäten in unser neues Werk in der Slowakei und die angestrebte Effizienzsteigerung durch Automatisierung, insbesondere unserer Werke in Penzberg und Gustavsburg, unsere Nutzfahrzeugsparte weiter stärken.
BOND MAGAZINE: Unterliegt Ihr Umsatz saisonalen Schwankungen?
Schmid-Davis: Insbesondere der Geschäftsbereich „Automotive“ unterliegt den branchentypischen Schwankungen. Einem starken 2. Quartal folgen in der Regel im Juli und im August zwei schwächere Monate, wenn die großen Hersteller ihre Werke schließen. Im vierten Quartal zieht das Geschäft wieder an und wir können für gewöhnlich einen Jahresendspurt hinlegen. Im Geschäftsbereich „Kommunikation“, in dem wir im Sirenengeschäft viele öffentliche Auftraggeber haben, verzeichnen wir ebenfalls zum Jahresende einen steigenden Umsatz. Der Bereich „Engineering“ unterliegt normalerweise keinen saisonalen Schwankungen.
BOND MAGAZINE: Sie hatten 2014 eine Umsatz- und Ertragsdelle, worauf war diese zurückzuführen?
Schmid-Davis: Der Umsatz- und Ertragsrückgang war in erster Linie auf einen Nachfragerückgang seitens unseres größten Kunden MAN zurückzuführen. Durch die Ukraine-Krise und die Einführung der EURO-VI-Abgasnorm für Lkws verzeichnete MAN 2014 einen starken Absatzrückgang, der auch auf unser Ergebnis durchgeschlagen ist. Wir haben es allerdings im Anschluss durch Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung geschafft, die Ertragskraft des Konzerns 2015 wieder deutlich zu steigern.
BOND MAGAZINE: Welchen Umsatzanteil erzielen Sie mit MAN?
Schmid-Davis: Im Jahr 2015 haben wir knapp 52 Prozent der Konzernumsätze mit MAN erzielt. Dieser Umsatzanteil konnte durch den Auf- und Ausbau weiterer Kundenbeziehungen, z. B. mit Daimler, Audi und DAF, in den letzten Jahren deutlich gesenkt werden. Allerdings sind wir auch sehr stolz auf unsere guten Beziehungen zu MAN. Jeder Lkw von MAN in Europa ist mit einem Rahmenlängsträger von Hörmann Finance ausgestattet. Hier sind wir Single Source-Lieferant. Zudem hält MAN 40 Prozent an unserem Werk in Gustavsburg und auch unser neues Werk in der Slowakei ist in unmittelbarer Nähe zum dortigen MAN-Werk gebaut und ermöglicht somit eine enge Zusammenarbeit und kurze Lieferwege.
BOND MAGAZINE: Welche Entwicklung erwarten Sie beim Nutzfahrzeugmarkt?
Schmid-Davis: Aktuelle Studien erwarten im europäischen Nutzfahrzeugmarkt bis 2022 ein stabiles Marktwachstum von jährlich durchschnittlich über 5 Prozent. Und auch für unsere Hauptkunden wird eine gute Entwicklung prognostiziert. Da wir uns im Bereich „Automotive“ bewusst auf den europäischen Markt konzentrieren, können wir absatzseitig optimistisch in die Zukunft blicken. Darüber hinaus erhöhen wir durch das neue Werk in der Slowakei und eine deutlich stärkere Automatisierung in unseren deutschen Werken unsere Flexibilität, um zukünftig besser auf Marktrückgänge reagieren zu können.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?
Schmid-Davis: Der Emissionserlös dient der vorzeitigen Rückzahlung unserer ausstehenden 50-Mio.-Euro-Anleihe. Da die neue Anleihe ein maximales Volumen von 30 Mio. Euro haben wird und die Differenz aus unseren Barmitteln gezahlt wird, werden wir somit unsere Finanzverbindlichkeiten insgesamt reduzieren.
BOND MAGAZINE: Welche strategischen Ziele haben Sie?
Schmid-Davis: Wir streben in den nächsten Jahren in allen drei Geschäftsbereichen ein gesundes und vor allem nachhaltiges Wachstum an. Organisches Wachstum steht dabei im Vordergrund. Das bedeutet nicht, dass wir anorganisches Wachstum über Akquisitionen grundsätzlich ausschließen. Allerdings sind Zukäufe aktuell im Marktumfeld einer konjunkturellen Hochphase schwierig geworden. Wie bereits geschildert, werden wir im Bereich „Automotive“ durch die höhere Automatisierung unserer inländischen Werke und die Kostenvorteile des slowakischen Werks unsere Ertragspotenziale optimieren. Darüber hinaus arbeiten wir daran, unser Kundenportfolio weiter auszubauen. In den Bereichen „Engineering“ und „Kommunikation“ werden wir uns verstärkt auf internationale Projekte konzentrieren. Hier haben wir mit dem bereits angesprochenen großen Logistikprojekt Green Bay Packaging in den USA bewiesen, dass wir über ein hervorragendes Know-how verfügen.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, http://www.fixed-income.org/
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