Die Ekosem-Agrar AG, deutsche Holdinggesellschaft der auf Milchproduktion in Russland ausgerichteten Unternehmensgruppe EkoNiva, plant die Emission einer Unternehmensanleihe mit einem Volumen von bis zu 100 Mio. Euro. Die Anleihe hat einen Kupon von 7,50% und eine Laufzeit von 5 Jahren. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert Vorstand Stefan Dürr seine Strategie.
BOND MAGAZINE: Im letzten Jahr hatten Sie kommuniziert, dass Sie einen Börsengang anstreben. Weshalb ist es kein Börsengang geworden, sondern wieder eine Anleihe?
Dürr: Wir hatten in der Tat einen Börsengang geprüft und auch ein sogenanntes Pilot Fishing durchgeführt. Dabei haben wir positives Feedback zum Unternehmen bekommen. Die Investoren hatten auch keine Aversion gegen Investments in Russland. Allerdings waren die Investoren wegen der US-Sanktionen verunsichert. Wir haben das Thema Börsengang aber nicht für alle Zeiten auf Eis gelegt. Wenn sich die politische Situation entspannt, dann können wir uns auch einen Börsengang vorstellen.
BOND MAGAZINE: Mit Blick auf Ihre Bilanz und die Kennzahlen würde Ihnen mehr Eigenkapital ganz gut stehen.
Dürr: Ich hätte nichts gegen einen Börsengang gehabt. Das Marktsentiment war zu dem Zeitpunkt wegen der Sanktionen jedoch negativ. Aktuell sind wir über russische Banken am günstigsten finanziert.
BOND MAGAZINE: Ja, weil die Finanzierungen subventioniert sind.
Dürr: Ja, das ist richtig. Wir möchten aber auch den Zugang zum deutschen Kapitalmarkt nicht verlieren. Wir sehen, dass die Kursentwicklung unserer Anleihen positiv ist und dass Anleihegläubiger Vertrauen in uns haben. Wir bieten auch ein attraktives Zinsniveau.
BOND MAGAZINE: Sie möchten die Mittel aus der Anleiheemission u.a. für das weitere Wachstum verwenden. Sie haben aber schon einen hohen Leverage. Wäre es daher nicht sinnvoll, den Fuß vom Gas zu nehmen und sich solider aufzustellen?
Dürr: Das diskutieren wir intern natürlich auch. Wir sehen aber aktuell große Chancen im Markt. Es gibt in der russischen Landwirtschaft zurzeit eine große Umverteilung der Landflächen. Banken sind restriktiver geworden und es gibt daher viele Übernahmemöglichkeiten. Ein weiterer Grund sind die Subventionen. Früher sind alle Bereiche gefördert worden, dann ist der Pflanzenbau rausgeflogen, dann sind Hühner und Schweine rausgeflogen. Aktuell wird nur noch die Milchwirtschaft gefördert. Der russische Landwirtschaftsminister hat gesagt, dass es die Förderung für die Milchwirtschaft noch in diesem und im nächsten Jahr geben wird. Ob es die Förderung darüber hinaus noch gibt, können wir heute nicht sagen. Vielleicht macht es auch Sinn, die Förderung mittelfristig zurückzufahren. Deshalb möchten wir in diesem und im nächsten Jahr noch so viel bauen wie möglich. Denn die Förderung bleibt für die gesamte Kreditlaufzeit subventioniert. Es würden dann künftig keine neuen Kredite mehr subventioniert. Zudem haben wir eine Schwelle bei der Größe erreicht, bei der es Sinn macht, weiter zu wachsen, gerade bei der Milchverarbeitung. Wir sind vergleichsweise groß, und sind auch in vielen Lebensmittelketten vertreten, aber für TV-Werbung sind wir in der Milchverarbeitung noch ein bisschen zu klein.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, https://www.fixed-income.org/
(Foto: Stefan Dürr, Vorstand © Ekosem-Agrar AG)
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