Der börsennotierte Asset Manager LAIQON AG begibt eine Wandelanleihe im Volumen von bis zu 20 Mio. Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren mit Bezugsrecht für die Aktionäre. Die Verzinsung liegt bei 7,00% p. a., der Wandlungspreis bei 10,50 Euro. Die Emission wird von der mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank und CapSolutions begleitet. Wandelschuldverschreibungen, die nicht im Rahmen des Bezugsangebots (einschließlich der Mehrbezugsoption) bezogen und zugeteilt werden, sollen im Rahmen einer Privatplatzierung (nicht öffentliches Angebot) ausgewählten Anlegern zu den gleichen Konditionen zur Zeichnung angeboten werden. LAIQON ist in den vergangenen Jahren stark durch Akquisitionen und strategische Partnerschaften gewachsen. Die Wandelschuldverschreibung 2023/28 soll die Gesellschaft bankenunabhängig machen und für die kommenden Jahre durchfinanzieren und für die Wachstumsstrategie GROWTH 25 einen flexiblen Spielraum schaffen. CEO Dipl.-Ing. Achim Plate setzt nach einer Reihe von Akquisitionen, die zum Aufbau des Geschäftsmodells notwendig waren, nun vermehrt auf strategische Partnerschaften, bei denen die Gesellschaft mit relativ geringem Aufwand einen großen Effekt auf die Assets under Management (AuM) und den Umsatz hat.
BOND MAGAZINE: Wie entwickelt sich der Markt im Asset Management? Die Niedrigzinsphase war nicht so einfach für die Branche.
Plate: Trotz aller Widrigkeiten, die es am Kapitalmarkt gab, gibt es Mittelzuflüsse. Wir sind in den vergangenen Jahren nicht nur durch Akquisitionen, sondern auch organisch deutlich gewachsen – trotz Niedrigzinsphase, Corona-Pandemie und Krieg in der Ukraine. Im ersten Quartal 2023 hatten wir netto Mittelzuflüsse von rund 300 Mio. Euro. Wir sind damit organisch um 5,3% gegenüber dem Jahresende 2022 auf 6 Mrd. Euro AuM gewachsen. Wir haben inzwischen eine Größe erreicht, mit der wir auf einem Niveau von rund 1 Mrd. Euro pro Jahr organisch wachsen können. Dies haben wir bereits mit einem organischen Wachstum von 1,9 Mrd. Euro in den vergangenen drei Jahren angedeutet.
BOND MAGAZINE: Was bedeutet der Trend zur Digitalisierung für die Branche?
Plate: Ich habe den Eindruck, dass die Digitalisierung bei vielen der großen Asset Manager noch nicht genügend angekommen ist, eher nur bei Spezialanbietern, die das Thema sehr ernst nehmen. Kunden können z. B. bei uns Depots digital eröffnen, dies gilt auch für Vermögensverwaltungsmandate. Auch ist die Asset Allokation im Bereich der Nachhaltigkeit meines Erachtens nicht darzustellen, wenn man nicht ein digitales Set-up hat. Hierzu muss man immense Daten zusammenführen, um dies für jeden Titel nachzuvollziehen. Gerade für kleinere Titel gibt es diese Daten nicht von einem einzigen Anbieter, folglich muss man die Daten von mehreren Anbietern kombinieren. Wir haben ein Impact Modul entwickelt, das dies Daten-basiert kann.
BOND MAGAZINE: Und wie sieht dies von Kundenseite betrachtet aus?
Plate: Kunden erwarten ein digitales Reporting. Auch dies decken wir inzwischen selbst ab und benötigen dafür keinen Drittanbieter mehr. Wir können beispielsweise während des Onboardings eines Kunden dynamisch Dokumente, beispielsweise den Vertragsabschluss, digital generieren. Der Kunde kann auch selbst Daten ändern, wie die Höhe des Sparplans, oder Auszahlungen veranlassen. Ganz wichtig ist dabei, dass wir dies für unsere Partner individuell anbieten können, da sie unterschiedliche Präferenzen haben. Unser Angebot ist also White-Label-fähig.
BOND MAGAZINE: Wie ist LAIQON positioniert? Welche Themen decken Sie ab?
Plate: Wir positionieren uns als börsennotierter, bankenunabhängiger Asset Manager mit drei Geschäftsfeldern und über 50 WEALTH Produkten Lösungen für unterschiedlichste Kundengruppen: Als aktiver Asset Manager bieten wir Alphastrategien in Form von Publikumsfonds oder Spezialmandaten. Wir adressieren im Asset Management sowohl Privatkunden als auch institutionelle Kunden, die im Rahmen eines Spezialmandats eine aktive Strategie wünschen. In diesem Bereich sind wir vergleichbar mit Anbietern wie Flossbach von Storch oder Acatis. Dabei steht das Thema Nachhaltigkeit bei uns ganz oben auf der Agenda. Wir bieten zudem vermögenden Privatkunden im Wealth Management eine aktive Vermögensverwaltung mit individueller 360 Grad-Betreuung, bis hin zu Family-Office-Mandaten für sehr vermögende Familien.
BOND MAGAZINE: Und das dritte Geschäftsfeld?
Plate: Im dritten Geschäftsfeld Digital Wealth adressieren wir digital affine Kunden. Über unseren Robo-Advisor growney bieten wir Kunden, die sich an den Kapitalmarkt herantasten, u. a. ETF-Sparpläne. Dies ist bereits ab einer Sparrate von 25 Euro pro Monat möglich. Mit unserer selbst entwickelten KI-Lösung LAIC sprechen wir zudem vermögendere Kunden an, sowohl institutionelle Investoren als auch Privatanleger. Wir sind sehr breit aufgestellt.
BOND MAGAZINE: Wird die Digitalisierung in der Branche noch stärker an Bedeutung gewinnen?
Plate: Die Digitalisierung ist der Megatrend in unserer Branche. Wenn man das nicht beherrscht, wird man irgendwann keine Kunden mehr haben. Viele junge Menschen nutzen Neobroker, aber wenn sie ein gewisses Vermögen aufgebaut haben, werden sie merken, wie schwer es ist, dies zu bewahren und zu verwalten. Auch diese Zielgruppe wird ihr Vermögen verwalten lassen, davon bin ich überzeugt. Aber auch ältere und vermögende Menschen nutzen längst digitale Lösungen.
BOND MAGAZINE: Sie sprachen nachhaltiges Investieren bereits an. Welche Bedeutung haben nachhaltige Produkte langfristig für Sie?
Plate: Ohne nachhaltige Investmentprodukte hat man am Markt keine Chance mehr! Asset Manager ohne nachhaltige Produkte werden ihre Marktstellung nicht halten können, davon bin ich überzeugt. Wir sind dabei in der Industrie erst am Anfang eines Trends hin zu nachhaltigen Investments. Zielbild unserer Strategie 2023/25 ist der Ausbau unseres gesamten Produkt- und Lösungsportfolios im Hinblick auf die Berücksichtigung von Artikel 8 und 9 der Offenlegungsverordnung im Finanzsektor. Wir möchten den CO2-Footprint pro Jahr um 7% reduzieren. Neben der Regulatorik ist aber eines besonders wichtig: Auch die Performance muss dabei stimmen. Nachhaltiges Investieren setzt nicht außer Kraft, dass die Performance- und Risiko-Vorgaben erfüllt werden. Man muss beides unter einen Hut bringen.
BOND MAGAZINE: Sie haben mehrere strategische Partnerschaften geschlossen. Welche sind besonders bedeutend für LAIQON?
Plate: Eine große Signalwirkung hat das Joint Venture mit der meine Volksbank Raiffeisenbank eG. Wir wollen in diesem Joint Venture gemeinsam eine zukunftsweisende Vermögensverwaltung für gehobene Kunden in der Region Oberbayern/München aufbauen. Die meine Volksbank Raiffeisenbank eG ist als größte Volksbank Raiffeisenbank Bayerns und zehntgrößte Genossenschaftsbank in Deutschland eine der Leuchtturmbanken im Finanzverbund der Volks- und Raiffeisenbanken Mit über 370.000 Endkunden, davon rund 40.000 gehobenen Kunden, betreut die Bank ein Kundenvolumen von rund 22 Mrd. Euro in über 82 Filialen in der Region. Es gibt also ein sehr großes Kundenpotenzial für eine Vermögensverwaltung mit guten Produkten. Unser Produktportfolio der „meine Bayerische Vermögen“ wird dabei sämtliche Themen der Vermögensverwaltung im Bereich liquider und illiquider Anlagen abdecken. Das Ganze wird kombiniert mit einer exzellenten Betreuung, einem transparenten Reporting und State-of-the-Art Vermögensverwaltungsprozessen.
BOND MAGAZINE: Sie hatten das Thema White Label angesprochen. Ist dies für die Skalierung des Geschäftsmodells auch sehr wichtig?
Plate: Ja, unbedingt. Mit unserer eigenentwickelten Plattform können wir ein datengetriebenes Wealth-Produkt- und -Lösungsportfolio für Kunden und Partner mit hoher Skalierbarkeit anbieten. Dadurch sind wir in der Lage, für jeden Partner White-Label-Produkte zu entwickeln.
BOND MAGAZINE: Sie haben Gespräche mit der Union Investment Gruppe aufgenommen, Ziel ist eine Kooperation zur Auflage eines neuen Investmentproduktes. Wann könnte diese Kooperation starten?
Plate: Wir sind wie berichtet mit der Union Investment Gruppe in Gesprächen. Dabei sprechen wir über eine Kooperation und eine gemeinsame Produktentwicklung. In die jetzt fortgeführten intensiven Gespräche mit der Union Investment Gruppe über diese Produktentwicklung bringen wir im Wesentlichen unsere Erfahrung im Bereich der digitalen Portfoliostrukturierung mit unserem risikobasierten Investmentansatz unseres WealthTech LAIC ein. Mit der Union Investment Gruppe hätten wir selbstredend ein bedeutendes Vertriebspotenzial.
BOND MAGAZINE: Im vergangenen Jahr war das Ergebnis deutlich rückläufig, weil keine Performance Fees verbucht werden konnten.
Plate: Die Gründe dafür liegen einerseits in dem sehr schwierigen Kapitalmarktumfeld 2022, das unsere Ertragsseite wie bei allen anderen Marktteilnehmern auch, natürlich belastete. So konnten wir im Jahr 2021 noch 9,3 Mio. Euro Performance-Fees aus unserem aktiven Fondsmanagement abrechnen, im Jahr 2022 reduzierten sich diese auf 0,8 Mio. Euro. Zudem belasteten temporär die mit den Akquisitionen und weiteren Aufbauleistungen verbundenen Sonderaufwendungen das Ergebnis.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie den Emissionserlös aus der Wandelanleihe verwenden?
Plate: Ich gehe aufgrund des bisherigen positiven Feedbacks aus den inzwischen geführten Investorengesprächen davon aus, dass wir das Emissionsvolumen von 20 Mio. Euro erreichen werden. 2 Mio. Euro des geplanten Nettoemissionserlöses sind für Vertriebskooperationen und strategische Partnerschaften vorgesehen. 2 Mio. Euro planen wir für Marketing und Vertrieb ein. Weitere 2 Mio. Euro planen wir für die Weiterentwicklung unserer digitalen Plattform LAIQON DAP 4.0 und des WealthTech LAIC zu verwenden. 3 Mio. Euro wollen wir, zusammen mit frei verfügbarer Liquidität, für die Sondertilgung eines Bankdarlehens verwenden. 5 Mio. Euro planen wir für die anteiligen Kaufpreisraten von Akquisitionen aus dem Jahr 2019 ein. 6 Mio. Euro wollen wir in die Finanzrücklage einstellen. Das ist eine Reserve, um auf Opportunitäten zu reagieren.
BOND MAGAZINE: Weshalb wollen Sie das Bankdarlehen komplett zurückführen?
Plate: Wenn man wie wir so stark mit strategischen Partnern aus dem Bankensektor verzahnt ist, dann mögen es manche Kooperationspartner nicht, wenn man bei einer anderen Bank ein aufwändig zu reportendes Darlehen hat. Wir machen uns mit der Rückführung des Darlehens aus den Mitteln der Wandelanleihe bankenunabhängig.
BOND MAGAZINE: Sie haben viel zugekauft. Wie ist die weitere Strategie? Wollen Sie weiter zukaufen oder erstmal konsolidieren?
Plate: Weitere große Zukäufe stehen derzeit nicht auf der Agenda. Gegebenenfalls würde eine Akquisition im Ausland Wert schaffen. Im Fokus stehen für uns weitere Partnerschaften, bei denen wir mit relativ geringem Aufwand einen großen Effekt auf die AuM und den Umsatz erzielen. Wir suchen Plattformpartner, die für uns werttreibend sind. Ich glaube auch, dass unsere Investoren eine gewisse Phase ohne große Akquisitionen wünschen. Wir können dann das operative Wachstum zeigen. Wenn sich Opportunitäten ergeben, dann werden wir diese nutzen, aber nicht so aggressiv wie in den vergangenen Jahren.
BOND MAGAZINE: Im ersten Quartal konnten Sie die AuM wie angesprochen um 300 Mio. Euro steigern. Wenn ich das hochrechne, dann könnten Sie bis zum Jahresende schon annähernd den Bereich von 7 Mrd. Euro erreichen, oder?
Plate: Wenn sich das Wachstum entsprechend fortsetzt, dann sollte das erreichbar sein. Der Fokus unserer Gesellschaft liegt dabei neben der Fortführung aller Vertriebs- und Wachstumsinitiativen in der nachhaltigen Margen- und Profitablitätsverbesserung unseres Portfolios.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
Eckdaten der LAIQON-Wandelanleihe
Emittent | LAIQON AG |
Format | Wandelschuldverschreibung |
Kupon | 7,00% p.a. |
Bezugsfrist für Aktionäre | bis 17.05.2023 |
Privatplatzierung | bis 22.05.2023 |
Laufzeit | 24.05.2028 (5 Jahre) |
Stückelung | 1.000 Euro |
Wandlungspreis | 10,50 Euro |
ISIN / WKN | DE000A351P38 / A351P3 |
Internet | www.laiqon.ag |
LAIQON AG - Geschäftsentwicklung
| 2020 | 2021 | 2022 | 2023e | 2024e | 2025e |
Umsatz | 27,7 | 26,1 | 26,8 | 41,6 | 63,7 | 77,8 |
EBITDA | 7,0 | 4,6 | -6,0 | -1,9 | 12,9 | 23,4 |
Jahresüber-schuss | -0,7 | 5,2 | -10,2 | -5,5 | 2,6 | 9,1 |
Angaben in Mio. Euro, Quelle: SMC Research, Stand: 08.05.2023