Dr. Hubertus Bartsch, geschäftsführender Gesellschafter der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH (NZWL) ist davon überzeugt, dass die Gesellschaft auch in Zukunft vom Trend zur Elektromobilität profitieren wird. Geplant sind weitere Investitionen in neue Produkte bei Hybrid- und alternativen Antrieben sowie in Produkte der E-Mobilität, wie er im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert. Durch die regelmäßige Emission von vergleichsweise kleinen Anleihen möchte er die Fälligkeitsstruktur optimieren.
BOND MAGAZINE: Sie emittieren im Jahresrhythmus eine neue Anleihe. Welchen Vorteil hat dies aus Ihrer Sicht?
Dr. Bartsch: Der Vorteil liegt für uns eindeutig in einer gut diversifizierten Fälligkeitsstruktur. Diese wollen wir weiter optimieren, indem wir regelmäßig vergleichsweise kleinere Anleihevolumen begeben. Diese Finanzierungsstrategie hat sich für uns seit 2014 nachweislich bewährt. Gleichzeitig können wir so unseren Investoren fortlaufend die Möglichkeit geben, zu attraktiven Konditionen ihre alten Anleihen zu tauschen oder zusätzliche Mittel zu investieren und so ihr Investment in unser Unternehmen fortzuschreiben.
BOND MAGAZINE: Wie sind die Eckpunkte der neuen Anleihe, wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?
Dr. Bartsch: Unsere Anleihe bietet über die Laufzeit von fünf Jahren einen attraktiven Kupon von 9,50% p.a. Die Anleihebedingungen beinhalten als besondere Schutzrechte für die Investoren vor allem eine Ausschüttungsbeschränkung, eine Verschuldungsbegrenzung, eine Veräußerungsbegrenzung für Vermögensgegenstände, eine Negativverpflichtung, eine Transparenzverpflichtung sowie eine Positivverpflichtung. Zudem besteht für die Anleger ein Sonderkündigungsrecht bei einem Kontrollwechsel und Drittverzug. Die Anleihemittel dienen der Finanzierung unseres weiteren Wachstums. Geplant sind weitere Investitionen in neue Produkte bei Hybrid- und alternativen Antrieben sowie in Produkte der E-Mobilität.
BOND MAGAZINE: Wie ist Ihre aktuelle Geschäftsentwicklung?
Dr. Bartsch: Sehr solide, denn im 1. Halbjahr 2023 konnten wir einen Konzernumsatz in Höhe von 85,7 Mio. Euro erzielen, was gegenüber dem Vorjahreswert von 78,1 Mio. Euro eine Steigerung von 9,7% bedeutet. Erfreulich ist, dass unser Geschäft dabei zusätzlich zum Pkw-Bereich auch durch Neuaufträge im Nutzfahrzeug-Bereich gefestigt wurde. In diesem Bereich konnten wir das Neugeschäft ausbauen und ein fortgesetztes Wachstum erzielen. Unser Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) betrug 9,6 Mio. Euro nach 11,2 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Unser Konzernhalbjahresüberschuss lag bei 0,1 Mio. Euro im Vergleich zu 1,5 Mio. Euro im 1. Halbjahr 2022. Unser Konzerneigenkapital belief sich zum 30. Juni 2023 auf 25,4 Mio. Euro (31. Dezember 2022: 26,9 Mio. Euro), gleichbedeutend mit einer Eigenkapitalquote von 18,2% (31. Dezember 2022: 19,4%). Unsere liquiden Mittel nahmen im Vergleich zum 31. Dezember 2022 von 17,5 Mio. Euro auf 26,2 Mio. Euro zu. Aus der laufenden Geschäftstätigkeit haben wir im 1. Halbjahr 2023 einen Cashflow in Höhe von 12,0 Mio. Euro (1. Halbjahr 2022: 12,2 Mio. Euro) erwirtschaftet.
BOND MAGAZINE: Wie ist der Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr zu erklären?
Dr. Bartsch: Unsere Ertragsentwicklung wurde im 1. Halbjahr 2023 beeinflusst von weiter steigenden Materialpreisen und einem Sondereffekt aus unrealisierten Währungskursdifferenzen in Höhe von 0,7 Mio. Euro, der im Vorjahr 0,3 Mio. Euro betrug. Bereinigt um diesen Sondereffekt lag das EBITDA bei 10,3 Mio. Euro (bereinigter Vorjahreswert: 10,9 Mio. Euro) und der Halbjahresüberschuss bei 0,8 Mio. Euro (bereinigter Vorjahreswert: 1,2 Mio. Euro). Wir können also mit unserer operativen Ertragskraft durchaus zufrieden sein.
BOND MAGAZINE: Welchen Umsatzanteil machen Sie aktuell in den Bereichen Elektro/Hybrid?
Dr. Bartsch: Der Umsatzanteil des Bereichs Elektro und Hybrid beträgt aktuell rund 13%. Er verteilt sich dabei zu je ca. 50% auf beide Antriebsarten.
BOND MAGAZINE: Welchen Einfluss haben die höheren Finanzierungskosten auf Ihr Ergebnis?
Dr. Bartsch: Die Finanzierungskosten lassen sich für uns auch in Zukunft bequem tragen – das zeigt sowohl unsere aktuelle als auch erwartete Geschäftsentwicklung. Allein im Geschäftsjahr 2022 lag unser operativer Cashflow bei 18,9 Mio. Euro.
BOND MAGAZINE: Wie entwickelt sich die Automobilnachfrage in China?
Dr. Bartsch: China ist und bleibt der mit Abstand größte Automobilmarkt der Welt. Laut VDA stieg die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022 um 10% auf 23,2 Mio. Dieser Wachstumstrend hat sich im 1. Halbjahr 2023 fortgesetzt. Mit 11,1 Mio. Neuzulassungen war ein Anstieg von 9,2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Davon profitieren auch wir in besonderem Maße durch unsere engen und langjährigen Kooperationen vor Ort mit VW und Great Wall, einem der fünf größten chinesischen Automobilhersteller.
BOND MAGAZINE: Welchen Umsatzanteil erzielen Sie in China? Wie gehen Sie mit geopolitischen Risiken um?
Dr. Bartsch: Im 1. Halbjahr 2023 lag der Umsatzanteil des China-Geschäfts bei ca. 25%. In den kommenden Jahren gehen wir hier von einem sukzessiven Anstieg aus – auch trotz der geopolitischen Risiken, die ja keineswegs neu für uns sind. Hier kommt uns sicherlich zugute, dass unsere Aktivitäten in China und Europa vollkommen unabhängig voneinander sind. Wir sind also in der Lage, die regionalen Bedarfe vom jeweiligen Standort aus vollständig zu bedienen.
BOND MAGAZINE: Das Branchensentiment am Anleihemarkt ist nicht sehr gut, wie gehen Sie damit um?
Dr. Bartsch: Aus unserer Sicht ist es sehr wichtig, auch im aktuellen Umfeld an unserer Finanzierungsstrategie konsequent festzuhalten – daher die neue Anleihe. Diese Zuverlässigkeit und Planbarkeit machen sicherlich auch einen Teil unseres tadellosen Kapitalmarkt-Track-Records aus – das wissen unsere Investoren schon seit Jahren zu schätzen. Deshalb war es uns wichtig, unseren bestehenden Anlegern ein attraktives Umtauschangebot zu unterbreiten, damit sie unser Unternehmen weiterhin begleiten können.
BOND MAGAZINE: Welchen Einfluss wird der Trend zur Elektromobilität mittelfristig auf NZWL haben? In welchen Regionen werden Sie mittelfristig welchen Umsatzanteil erzielen?
Dr. Bartsch: Wir sind davon überzeugt, dass wir auch in Zukunft vom Trend zur Elektromobilität profitieren werden. Hier kommt uns sicherlich zugute, dass wir schon seit 2012 in diesem Bereich aktiv sind – und zwar sowohl bei Pkw als auch bei Nutzfahrzeugen. Diese Aufstellung sowie unser bestehendes Produktportfolio und Know-hows stellen sicher, dass wir auch in Zukunft jederzeit voll leistungsfähig sein werden und dadurch die Nachfragen und Entwicklungen bei Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen vollumfänglich bedienen können. Der Umsatzanteil in Europa soll auch mittel- bis langfristig größer bleiben als in China.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Foto: Dr. Hubertus Bartsch © NZWL
Eckdaten der NZWL-Anleihe 2023/2028
Emittentin | Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH |
Kupon | 9,50% p.a. |
Zeichnungsfrist | 30.10.-13.11.2023 |
Umtauschfrist | 16.10.-08.11.2023 |
Umtauschprämie | 20 Euro je umgetauschter Anleihe im Nennwert von 1.000 Euro |
ISIN / WKN | DE000A351XF8 / A351XF |
Emissionsvolumen | bis zu 15 Mio. Euro |
Rating | B (stabil) durch Creditreform Rating |
Stückelung | 1.000 Euro |
Anwendbares Recht | Deutsches Recht |
Listing | Open Market |
Financial Advisor | Lewisfield Deutschland |
Bookrunner | Quirin Privatbank |
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