Der M&A-Markt ist nach Ansicht von The Platform Group CEO Dr. Dominik Brenner aktuell sehr attraktiv. The Platform Group plant, weitere profitable Plattform-Unternehmen zuzukaufen. Aktuell betreibt The Platform Group E-Commerce Plattformen in 21 unterschiedlichen Branchen. Eine der Fokusbranchen ist der Bereich Motortechnik. The Platform Group plant zudem auch einen weiteren Zukauf einer Luxusplattform im Modebereich.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist die The Platform Group aktiv?
Dr. Benner: Wir entwickeln Software, mit der wir Plattformen in verschiedenen Branchen betreiben. Mit diesen Plattformen bieten wir in 21 Branchen stationären Einzelhändlern und Herstellern ohne eigene E-Commerce Kompetenz oder Vertrieb die Möglichkeit, ihre Produkte, wie Fahrräder, Möbel, Maschinen oder Dentaltechnikartikel, online zu verkaufen. Die Produkte werden mit Hilfe der TPG-intern entwickelten Softwarelösung über unsere eigenen E-Commerce Plattformen oder mehr als 50 Drittplattformen wie zum Beispiel Amazon oder ebay verkauft. Der stationäre Händler, unser Partner, muss nichts weiter machen und wartet, bis ein Kauf zustande kommt. Wir kümmern uns um alle Leistungen in der Wertschöpfung des E-Commerce, machen also Content, Fotografie, Payment, Marketing, Kundensupport und Business Intelligence über unsere Software. Bei unseren Plattformen bevorzugen wir stets Nischen, um dort profitabel zu arbeiten.
BOND MAGAZINE: Sind Sie eher mit Amazon oder einem Private Equity-Unternehmen vergleichbar?
Dr. Benner: Weder noch. Private Equity-Unternehmen kaufen i. d. R. Unternehmen, um diese nach etwa 5 bis 7 Jahren wieder zu verkaufen, und dies mit einem hohen Leverage. Wir planen keinen Exit und möchten die Unternehmen dauerhaft behalten. Wir nehmen auch wenig Fremdkapital auf. Wir nutzen Amazon als Verkaufskanal; dementsprechend ist Amazon auch kein Konkurrent für uns. Wir verkaufen die Produkte auf über 50 Kanälen.
BOND MAGAZINE: Der Einzelhändler stellt die Produkte also einmal in Ihre Software ein und die Produkte werden dann automatisch in allen Kanälen platziert.
Dr. Benner: Ja, das ist richtig. Die Produkte sind dann bei den eigenen Online-Shops und beispielsweise auch bei Amazon, Otto, Walmart oder bei La Redoute in Frankreich online. Wir verkaufen für den Händler weltweit und stellen sicher, dass die Produkte bei allen maßgeblichen Plattformen vertreten sind.
BOND MAGAZINE: Was macht der Händler und was machen Sie, wenn ein Kunde etwas kauft?
Dr. Benner: Im ersten Schritt programmieren wir die Schnittstelle für den Händler. Die Händler haben häufig ältere ERP-Systeme. Anschließend fotografieren wir alle Produkte und kümmern uns um die Beschreibung, sowie um Listing und Marketing. Ebenso machen wir alle Payment-Prozesse, den Kundensupport und Steuerabführungen im Ausland. Wenn ein Kunde etwas kauft, muss der Händler die Ware nur noch zur Abholung für den DHL-Boten bereitstellen. Das Thema Aftersales wird von uns abgedeckt, wir organisieren die Zahlungsabwicklung und ggf. gehen Retouren bei uns ein.
BOND MAGAZINE: Einer Ihrer Fotografen geht also beispielsweise zu einem Schuhhändler und fotografiert die Schuhe?
Dr. Benner: Die Händler haben keine Produktfotos. Wir haben zentrale Shootingstandorte und senden die Ware in diesem Beispiel dann zum Händler zurück. Bei größeren Produkten erfolgen die Aufnahmen vor Ort.
BOND MAGAZINE: Sie sind in sehr verschiedenen Branchen tätig, wie z. B. im Schuhhandel oder mit fashionette im Luxus-Modehandel. Diese Märkte sind sehr fragmentiert, der Handel mit gebrauchten Maschinen ist wohl weniger stark fragmentiert und Sie haben vermutlich eine stärkere Marktstellung. In welchen Bereichen sind die Margen am attraktivsten für Sie, wo am geringsten?
Dr. Benner: Die schwächsten Margen haben wir bei Medikamenten. In diesem Bereich können wir maximal 10% mit dem Apotheker vereinbaren. Die Dentaltechnik hat mittlere Margen. Bei MöbelFirst, also bei Luxus-Möbeln, haben wir die höchsten Margen. In diesem Bereich erhalten wir eine sogenannte Take-Rate von ca. 27% vom Händler.
BOND MAGAZINE: 27% für Sie – das ist attraktiv!
Dr. Benner: Ja. Wir haben eine Beispielrechnung: Ein Modehändler macht z. B. einen Umsatz von 1,1 Mio. Euro in seinem Ladengeschäft und etwa 300.000 Euro Online-Umsatz. Wenn man die Kosten für Miete, Personal, usw. berücksichtigt, dann erwirtschaftet der Händler online einen etwas höheren Gewinn als in seinem Ladengeschäft. Es ist also auch für die Einzelhändler sehr attraktiv, mit uns zusammenzuarbeiten.
BOND MAGAZINE: Wie sind die Margen bei gebrauchten Maschinen?
Dr. Benner: Diese haben sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt, sind aber geringer als im Luxusbereich. Hier hat man eine Rohmarge von 10-15 %. Es ist ein weltweiter Markt, der sehr kompetitiv ist, aber die Preise sind relativ hoch und wir haben eine starke Marktstellung mit Gindumac als Marktführer in Europa.
BOND MAGAZINE: Was verbirgt sich in Ihrer G+V hinter den Positionen „sonstige betriebliche Erträge“ und „sonstige betriebliche Aufwendungen“?
Hetkamp: Bei den sonstigen betrieblichen Erträgen gibt es zwei wesentliche Positionen: die sogenannten PPA-Effekte und aktivierte Eigenleistungen. Die PPA-Effekte (Purchase Price Allocation) entstehen, wenn wir ein Unternehmen erwerben, das ein Eigenkapital von z. B. 1 Mio. Euro hat und wir weniger als 1 Mio. Euro als Kaufpreis zahlen. Wir müssen den sogenannten „Badwill“ entsprechend als außerordentlichen Ertrag nach IFRS bilanzieren. Wenn wir das Unternehmen entsprechend günstig erwerben, hat das den Vorteil, dass keine Goodwill-Werte in der Bilanz entstehen und somit keine Gefahr der Wertberichtung dieses Goodwills entsteht. Und derzeit haben wir extrem gute Marktbedingungen für M&A, weil es nahezu keine Käufer gibt. Bei den aktivierten Eigenleistungen handelt es sich z. B. um selbst programmierte Software, auch die muss man nach IFRS bilanzieren.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen haben wir im Geschäftsbericht auf S. 89 detailliert aufgeführt. Diese umfassen z. B. Instandhaltungskosten für Gebäude, Rechtsberatungskosten usw. Wichtig ist vor diesem Hintergrund noch zu verstehen, dass wir immer ein bereinigtes EBITDA in unseren Finanzberichten zeigen, das um diese positiven, einmaligen PPA-Effekte bereinigt ist.
BOND MAGAZINE: Sie haben eine Beteiligung an der börsennotierten Mister Spex AG, die eine sehr hohe Cashposition hat, aber auch Geld verbrennt. Welche Strategie verfolgen Sie bei Mister Spex?
Dr. Benner: Wir haben bei Mister Spex eine Minderheitsbeteiligung, die bei uns ca. 2 % der Bilanzsumme ausmacht. Mister Spex ist niedrig bewertet und wir glauben daran, dass man das Brillengeschäft online rentabel betreiben kann und das Unternehmen künftig besser dasteht.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen wollen Sie zukaufen? Welche Branchen sind für Sie attraktiv?
Dr. Benner: Der M&A-Markt ist aktuell sehr attraktiv, entsprechend wollen wir weiter aktiv zukaufen. Wir streben i. d. R. Mehrheitsbeteiligungen an und wir wollen, wie bereits angesprochen, die Unternehmen dauerhaft im Bestand halten. Dabei achten wir auf einen angemessenen Umsatz, Profitabilität und weiteres Wachstumspotenzial. Wir suchen keine Restrukturierungsfälle und wir haben Fokusbranchen, in denen wir akquirieren möchten. Da wir bei allen akquirierten Unternehmen oft sehr teure Softwarelösungen durch unsere eigene Software ersetzen, können wir sofort Kostensynergien generieren und die Profitabilität steigern.
BOND MAGAZINE: Könnten Sie uns hier ein Beispiel nennen?
Dr. Benner: Eine unser Fokusbranchen ist der Bereich Motortechnik. Im vergangenen Jahr haben wir ein Unternehmen akquiriert, das im Bereich Forsttechnik, also Kettensägen, Rasenmäher usw., tätig ist. Zu den Kunden zählen mittelständische Forstbetriebe und Landwirtschaftsbetriebe. Das Geschäft läuft sehr gut und wir möchten in diesem Bereich zukaufen. Zudem planen wir auch einen weiteren Zukauf einer Luxusplattform.
BOND MAGAZINE: Meinen Sie Luxus-Mode oder -Möbel oder -Uhren?
Dr. Benner: Zu unseren potenziellen Targets zählt eine Luxus-Modeplattform im Ausland.
BOND MAGAZINE: Welchen Ausblick können Sie geben?
Hetkamp: Wir haben kürzlich im Rahmen unseres Kapitalmarkttags eine neue Mittelfristprognose bekannt gegeben. Wir erwarten, für das Geschäftsjahr 2025 ein Bruttowarenvolumen (GMV) von 1,1 Mrd. Euro (bisherige Prognose: 1,0 Mrd. Euro), einen Umsatz von mindestens 550 Mio. Euro (hierzu hatten wir zuvor keine Prognose veröffentlicht) sowie eine bereinigte EBITDA-Marge zwischen 7% und 10% erreichen zu können. Zudem streben wir mittelfristig unverändert einen Verschuldungsgrad zwischen 1,5 und 2,3 an.
BOND MAGAZINE: Sie planen weitere Akquisitionen. Sind diese bei der Prognose bereits berücksichtigt?
Dr. Benner: Nein, künftige Übernahmen sind noch nicht bei der Prognose berücksichtigt.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Foto: Dr. Dominik Benner © The Platform Group
Eckdaten The Platform Group-Anleihe
Emittent | The Platform Group AG |
Status | unbesichert |
Kupon | 8,00%-9,00% p.a. |
Zinszahlung | halbjährlich |
Zeichnungsfrist | 26.06.-03.07.2024, 12:00 Uhr |
Valuta | 11.07.2024 |
Laufzeit | 11.07.2028 |
Zielvolumen | 25 Mio. Euro, kann auf bis zu 70 Mio. Euro aufgestockt werden |
WKN / ISIN | A383EW / NO0013256834 |
Stückelung | 1.000 Euro |
Anwendbares Recht | norwegisches Recht |
Listing | Open Market Frankfurt und Nordic ABM Börse Oslo |
Lead Manager | Pareto Securities |
Trustee | Nordic Trustee AS |
Financial Advisors | bestin.capital GmbH und Lewisfield Deutschland |
Internet / Wertpapierprospekt | corporate.the-platform-group.com/de/ |