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EVN AG: Umsatz steigt im ersten Halbjahr 2021/22 deutlich, Ergebnis rückläufig

Im ersten Halbjahr 2021/22 lagen die Temperaturen in allen drei Kernmärkten der EVN unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Preise für Primärenergie und CO2-Emissionszertifikate unterlagen in der Berichtsperiode einem massiven Anstieg und signifikanten Marktverwerfungen, getrieben durch die voranschreitende Konjunkturerholung nach Covid-19 einerseits sowie den Krieg in der Ukraine andererseits. Im Einklang mit diesen Trends verzeichneten auch die Marktpreise für Grund- bzw. Spitzenlaststrom im Berichtszeitraum einen signifikanten Anstieg: Die Spotmarktpreise für Grund- bzw. Spitzenlaststrom lagen mit durchschnittlich 211,0 Euro pro MWh bzw. 251,4 Euro pro MWh um ein Vielfaches über den Vorjahreswerten von 48,1 Euro pro MWh bzw. 58,9 Euro pro MWh.

Anstieg im Umsatz, EBIT und Konzernergebnis unter Vorjahresniveau

Die Umsatzerlöse der EVN verzeichneten im ersten Halbjahr 2021/22 einen Anstieg um 65,5% auf 2.126,7 Mio. Euro, getrieben durch eine Vielzahl von Einzeleffekten: In Südosteuropa brachten vor allem die stark gestiegenen Strompreise deutliche Zuwächse im Energievertrieb, gleichzeitig führten im Netzbetrieb witterungsbedingte Mengeneffekte zu höheren Umsatzerlösen. In Österreich wiederum wirkten sich die per 1. Jänner 2021 von der E-Control festgelegten Netznutzungsentgelte positiv auf die Netzerlöse aus. Weitere wichtige Impulse lieferten Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung sowie positive Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften. Zudem konnte ein Anstieg der Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung durch den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber den Entfall der Umsatzerlöse aus dem Kraftwerk Walsum 10 nach Abgabe der Beteiligung der EVN und Beendigung des Strombezugs aus der Anlage großteils ausgleichen. Zuwächse ergaben sich schließlich auch im internationalen Projektgeschäft.

Die sonstigen betrieblichen Erträge reduzierten sich im Periodenvergleich um 67,1% auf 54,4 Mio. Euro, hauptsächlich verursacht durch den Entfall eines positiven Einmaleffekts im Zusammenhang mit der Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts im Vorjahr.

Analog zur Umsatzentwicklung nahm auch der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger – er belief sich auf 1.314,0 Mio. Euro (Vorjahr: 568,7 Mio. Euro) – deutlich zu. Diese Entwicklung resultierte vor allem aus den gestiegenen Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa, insbesondere jenen zur Netzverlustabdeckung, dem höheren Primärenergieaufwand für das wie erwähnt häufiger eingesetzte Kraftwerk Theiß und aus höheren Beschaffungskosten der EVN Wärme. Die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand nahmen korrespondierend zur Umsatzentwicklung im internationalen Projektgeschäft um 20,6% auf 290,4 Mio. Euro zu.

Mit 179,4 Mio. Euro lag der Personalaufwand im Berichtszeitraum infolge kollektivvertraglicher Anpassungen um 1,4% über dem Vorjahresniveau. Der Personalstand stieg im Jahresabstand auf 7.147 Mitarbeiter innen leicht an (Vorjahr: 7.140 Mitarbeiter innen). Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen wuchsen aufgrund höherer Forderungswertberichtigungen in Nordmazedonien um 12,4% auf 62,4 Mio. Euro.

Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter reduzierte sich um 33,0% auf 85,2 Mio. Euro. Ein wesentlicher Teil dieses Rückgangs entfällt aufgrund gestiegener Beschaffungskosten von Strom und Erdgas auf die Vertriebsgesellschaft EVN KG in Österreich, ebenso ging der Ergebnisbeitrag der RAG zurück. Im Vorjahr war in dieser Position zudem eine Wertaufholung von 9,6 Mio. Euro beim Wasserkraftwerk Ashta (Albanien) enthalten gewesen. Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im ersten Halbjahr 2021/22 mit 420,2 Mio. Euro um 21,6% unter dem Vorjahresniveau.

Unter anderem getrieben durch den Verkauf der 49%-Beteiligung der EVN am Kraftwerk Walsum 10 per 30. September 2021 nahmen die planmäßigen Abschreibungen im Vorjahresvergleich um 5,9% auf 158,3 Mio. Euro ab. Für die Effekte aus Werthaltigkeitsprüfungen wiederum – sie beliefen sich im Berichtszeitraum auf 50,9 Mio. Euro (Vorjahr: 113,1 Mio. Euro) – waren unterschiedliche Entwicklungen maßgeblich: Im zweiten Quartal 2021/22 erforderte eine geänderte Risiko- und Ertragserwartung für das internationale Projektgeschäft eine Wertminderung des Firmenwerts (52,9 Mio. Euro) des internationalen Projektgeschäfts sowie des Restbuchwerts (4,4 Mio. Euro) der beiden klärschlammbetriebenen Blockheizkraftwerke in Moskau. Dem stand eine bereits im ersten Quartal 2021/22 erforderlich gewordene Wertaufholung von 6,4 Mio. Euro beim Windpark Kavarna in Bulgarien entgegen, die durch geänderte regulatorische Rahmenbedingungen in Kombination mit gestiegenen Strompreisen begründet war. Im Vorjahr hatte die Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts zu Wertminderungen im Ausmaß von 113,1 Mio. Euro geführt. Per Saldo reduzierte sich damit das EBIT um 17,1% auf 211,0 Mio. Euro.

Das Finanzergebnis der EVN sank durch die im aktuellen Börsenumfeld rückläufige Performance des R138-Fonds sowie durch Fremdwährungskursentwicklungen auf –31,3 Mio. Euro (Vorjahr: –21,0 Mio. Euro). Nach Berücksichtigung des Ertragsteueraufwands von 44,1 Mio. Euro (Vorjahr: 38,7 Mio. Euro) und des Ergebnisanteils nicht beherrschender Anteile belief sich das Konzernergebnis auf 127,4 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 27,6%.

Solide Bilanzstruktur

Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für die Umsetzung des umfassenden Investitionsprogramms in den Bereichen Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung sowie Trinkwasserversorgung der nächsten Jahre bildet. Die Nettoverschuldung lag am 31. März 2022 bei 1.134,4 Mio. Euro.

Energie. Wasser. Leben. – Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft

Energiegeschäft

Die Stromerzeugung der EVN lag im ersten Halbjahr 2021/22 mit 1.998 GWh, wovon 1.192 GWh (Vorjahr: 1.112 GWh) auf die erneuerbare Erzeugung entfielen, um 3,9% unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Der Anteil der erneuerbaren Erzeugung lag im Berichtszeitraum bei 59,7% (Vorjahr: 53,5%). Ein überdurchschnittlich hohes Windaufkommen kompensierte den Rückgang der Erzeugungsmengen aus Wasserkraft, bedingt durch ein rückläufiges Wasserdargebot im Periodenvergleich. Die Stromerzeugung in den Wärmekraftwerken ist aufgrund der Veräußerung der 49%-Beteiligung am Kraftwerk Walsum 10 per 30. September 2021 um 16,8% auf 805 GWh gesunken. Gegenläufig wirkte hier eine deutliche Zunahme der Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung.

In Einklang mit den Ausbauzielen für erneuerbare Energien im Rahmen der EVN Strategie 2030 befinden sich derzeit drei Windkraftprojekte in Niederösterreich mit insgesamt 67,2 MW in Umsetzung. Die Neuerrichtung des Windparks Schildberg sowie das Repowering beim bestehenden Windpark Japons jeweils mit einer installierten Kapazität von 12,6 MW. Im Windpark Palterndorf-Dobermannsdorf (42 MW) kommen erstmals hocheffiziente 6-MW-Windkraftanlagen zum Einsatz. Die Inbetriebnahme ist für das nächste Geschäftsjahr geplant.

Der verstärkte Ökostromausbau sowie der Smart Meter Roll-out führen zu einem Anstieg der Investitionen im Netzbereich, um die Versorgungssicherheit weiterhin gewährleisten zu können. Vor allem die starke Zunahme von Photovoltaikanlagen im Nieder- und Mittelspannungsnetz erfordern einen massiven Netzausbau sowie Investitionen in Smart Grid Pilotprojekte.

Umwelt- und Wassergeschäft

Die Verbesserung der Versorgungssicherheit und -qualität der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich bildet einen Investitionsschwerpunkt der EVN. Im März 2022 wurde bei der bereits fünften Naturfilteranlage der EVN in Petronell der kommerzielle Vollbetrieb aufgenommen. Die Anlage versorgt nun zehn Gemeinden der Region östlich des Flughafens Wien-Schwechat mit auf natürliche Weise und ohne Zusatz von Chemikalien enthärtetem Wasser. Ebenfalls im März 2022 erfolgte die Inbetriebnahme des ersten von drei Bauabschnitten (Pallweis – Zwettl) der neuen überregionalen 60km langen Versorgungsleitung von Krems nach Zwettl.

Im internationalen Projektgeschäft erhielt die WTE Wassertechnik im März 2022 den Auftrag für den zweiten Abschnitt des Projekts Trinkwasserversorgung Cluj-Sălaj in Rumänien mit einem Auftragswert von rund 45 Mio. Euro. Dieser umfasst die Errichtung von Transportleitungen, eines Hochbehälters sowie einer Reinigungsstation. Im April 2022 erfolgte die kommerzielle Inbetriebnahme der vom 50:50-Joint-Venture sludge2energy errichteten thermischen Klärschlammverwertungsanlage in Halle-Lochau in Deutschland. Zum Stichtag 31. März 2022 arbeitete die WTE Wassertechnik an der Planung und Errichtung von zwölf Projekten im Bereich der Abwasserentsorgung, Trinkwasseraufbereitung und thermischen Klärschlammverwertung in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Bahrain und Kuwait sowie an zwei weiteren Klärschlammverwertungsprojekten in Deutschland (Hannover und Straubing) im Rahmen des 50:50-Joint Ventures sludge2energy.

Bestätigung des Ausblicks für das Geschäftsjahr 2021/22

Die EVN erwartet für das Geschäftsjahr 2021/22 ein Konzernergebnis in einer Bandbreite von etwa 200 bis 240 Mio. Euro. Stärkere oder länger anhaltende Verwerfungen auf den Energiemärkten könnten das erwartete Ergebnis jedoch negativ beeinflussen.

www.green-bonds.com
Foto: © EVN AG



 

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