Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Zinsen ihren Höchststand erreicht haben. Die Zentralbanken halten derzeit eisern an ihrem „Higher-for-longer“-Narrativ fest, mit dem sie die Hoffnung verbinden, dass es verlorene Glaubwürdigkeit wiederherstellt, nachdem sie das Ausmaß der erforderlichen geldpolitischen Straffung zunächst unterschätzt hatten. Bilder des Tafelbergs in Kapstadt aus der Perspektive von Huw Pill, Chefökonom der Bank of England, sollen den Markt auf eine lange Seitwärtsbewegung vorbereiten und verhindern, dass die Inflation durch Nachlässigkeit erneut eine problematische Höhe erreicht. Das betreffende Katz-und-Maus-Spiel dürfte sich also 2024 fortsetzen.
Die Wirtschaft zeigt sich überraschend robust, doch die während der Pandemie aufgebauten Liquiditätspuffer gehen langsam zur Neige, günstige Zinsbindungen laufen aus. Und obwohl Zinssenkungen der Zentralbanken die Renditen drücken könnten, bleibt ungewiss, ob die Spreads am unteren Ende des Spektrums der Kreditwürdigkeit ebenfalls eine gute Entwicklung verzeichnen werden. Umsatzwachstum dürfte wohl kaum zum Retter in der Not werden, da die Verbraucher den Gürtel enger schnallen müssen, mit höheren Kreditkosten konfrontiert sind und vom unguten Gefühl weiter rückläufiger Wohnimmobilienpreise begleitet werden. Noch komplizierter wird die Lage dadurch, dass strukturelle Wirtschaftstrends für eine unliebsame hohe Sockelinflation sorgen könnten: Der Klimawandel, eine alternde Bevölkerung und die damit verbundene Alterung der Erwerbstätigen in den Industrieländern sowie höhere Verteidigungsausgaben deuten sämtlich auf hohe Staatsausgaben hin. Regierungen werden alle Hände voll damit zu tun haben, die rasch steigende Staatsverschuldung mit den höheren Zinsausgaben in Einklang zu bringen, die den Staatshaushalt belasten. Ein falscher Schritt könnte dazu führen, dass der Anleihenmarkt allzu großzügige Ausgaben abstraft, wie die frühere britische Premierministerin Liz Truss im vergangenen Jahr schmerzlich erfuhr. Doch das Beschneiden staatlicher Leistungen oder das Erhöhen von Steuern kann politisches Gift sein, insbesondere in einem Wahljahr. Und nicht nur Wählervertrauen ist erforderlich. Auch die Märkte werden eine große Zahl von Neuemissionen bei Staatsanleihen zu verdauen haben, während die Zentralbanken gleichzeitig um einen Bilanzabbau bemüht sind.
Weitere Verschuldungsbereiche werden sich zeigen, wobei die höheren Zinsen andererseits eine disziplinierende Wirkung auf die Märkte haben könnten, weil sie daran erinnern, dass man eine Dividende zahlen kann, einen Coupon aber zahlen muss. Die neue Phase höherer Zinsen wird zu Anpassungsschwierigkeiten führen, doch im Grunde war die vorherige Phase ultraniedriger Zinsen und endloser quantitativer Lockerung die eigentliche Anomalie.
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Foto: Fraser Lundie © Federated Hermes
Anleihemärkte 2024: Rückkehr der Normalität mit Anpassungsschwierigkeiten
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