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Ausblick Aktien: Kein „Goldene Zwanziger“-Effekt, aber zu niedrige Gewinnschätzungen

von Johan Van Geeteruyen, CIO Fundamental Equity bei Degroof Petercam Asset Management (DPAM)

Nach drei schwierigen Jahren mit sehr guten Ergebnissen fragen sich Anleger zu Recht: „Wie geht es 2022 weiter?“ Was bleibt für die Zukunft, jetzt, da eine Drosselung der Wertpapierankäufe durch die Notenbanken bevorsteht und die Inflation stark steigt? Die dunklen Wolken am Horizont trüben den positiven Ausblick, den Anleger im vergangenen Sommer hatten.

COVID steht leider immer noch im Mittelpunkt des Geschehens. Die Entwicklung von Impfstoffen löste im November 2020 einen massiven ‚Reflation Trade‘ aus. Die Welt sah einen klaren Ausweg, ein Licht am Ende des Tunnels. Auch das Jahr 2021 begann gut – einige Strategen verglichen es sogar mit den „Goldenen Zwanzigern“, die auf den Ersten Weltkrieg folgten. Doch schon bald dämpfte die schleppende Impfkampagne die Begeisterung. Schließlich nahmen die Impfungen allmählich Fahrt auf, doch mussten wir uns mit den neuen Virusvarianten Delta und zuletzt Omikron auseinandersetzen. Heute liegt die Impfquote in den Industrieländern bei 70%. Die Entwicklungsländer haben aufgrund unzureichender Vertriebskanäle und Infrastruktur noch Nachholbedarf. In Ländern wie China, Malaysia und Vietnam gibt es nach wie vor Lockdowns, was die Probleme in der Lieferkette für den Rest der Welt noch verschärft. Heute sind Impfungen weithin möglich, und die Regierungen sehen die so genannte „Booster-Impfung“ als Möglichkeit, um die Volkswirtschaften offen zu halten und eine maximale Auslastung zu gewährleisten. Letztendlich müssen wir wohl lernen, wie mit der Grippe auch mit COVID zu leben.

Die weltweiten Engpässe in der Lieferkette sind eine weitere zentrale Herausforderung. Im Jahr 2020 drosselten die Verbraucher ihren Konsum. Die Unternehmen nutzten ihre vorhandenen Lagerbestände, um ihre Kunden zu bedienen, während die Produktion aufgrund von Lockdowns heruntergefahren wurde. Die Lagerbestände erreichten aufgrund der bestehenden Ungewissheit hinsichtlich der künftigen Entwicklung historische Tiefstände. Darüber hinaus waren die Unternehmen bestrebt, Barmittel und Liquidität zu erhalten, um künftigen Turbulenzen zu trotzen. Im November wurde jedoch deutlich, dass die Unternehmen wieder auf volle Produktion umstellen mussten, um den künftigen Nachholbedarf – die V-förmige Erholung – zu decken. Der Mangel an Arbeitskräften und die niedrigen Lagerbestände in der gesamten Wertschöpfungskette belasteten die Produktion aber weiterhin stark. Die Engpässe waren in der gesamten Wertschöpfungskette spürbar und betrafen vor allem Unternehmen an deren Ende. Dadurch verlängerten sich die Lieferzeiten, und jeder versuchte, sich so viel Rohstoffe wie möglich zu sichern, was am Ende zu „Überbestellungen“ führte. Viele Unternehmen erkannten auch, dass sie zu sehr von einigen wenigen Lieferanten abhängig waren. Dies kann zwar bisweilen ein Vorteil sein (z. B. in Form besserer Einkaufsbedingungen), führt aber im Allgemeinen zu längeren Lieferzeiten und höheren Preisen.

Und damit kommen wir zum starken Preisanstieg, der auf diese Herdenmentalität zurückzuführen ist. Jeder ist bereit, einen höheren Preis für die notwendigen Materialien und Komponenten zu zahlen, um seine Kunden bedienen zu können. In der Tat fürchten die Unternehmen, Marktanteile zu verlieren. Die Folge ist in einigen Fällen eine Bestellsituation, die durch das Angebot nicht gedeckt werden kann, mit dem Ergebnis steigender Preise bei Rohstoffen, Halbleitern, Lebensmitteln, Logistik und Löhnen. Es handelt sich um eine typische Kettenreaktion, die inzwischen in einigen Wertschöpfungsketten zu beobachten ist. Bei den Energiepreisen ist der Anstieg nicht das Ergebnis einer explodierenden Nachfrage, sondern eher das Ergebnis einer äußerst prekären Gesamtsituation, wie schlechtes Wetter, Überschwemmungen, Unterbrechung der Kohleversorgung, Dekarbonisierung, politischer Streit mit Australien usw. Die steigenden Erdgaspreise wirkten sich daher auch auf die übrige Welt aus.

Das System ist in hohem Maße strapaziert. Dennoch sind angespannte Arbeitsmärkte und Engpässe in der Lieferkette nicht unbedingt neu. In der Vergangenheit hat die Weltwirtschaft diese Probleme schon häufiger erlebt, wenn auch in geringerem Ausmaß. Für all dies wird letztendlich eine Lösung gefunden werden. Dennoch ist es schwierig, hierfür einen genauen Zeitpunkt zu bestimmen. Das kommt einer sehr vagen Einschätzung gleich. Falls es jedoch viel Zeit in Anspruch nimmt, bis diese Probleme gelöst sind, wenn Menschen nicht bereit sind, die hohen Preise zu zahlen oder wenn sie zu lange auf ihre bestellten Produkte warten müssen, könnte sich dies letztlich negativ auf die Verbrauchernachfrage auswirken. Ein Nachfrageeinbruch könnte einen positiven Effekt haben: Weniger Stress für das System. Die Unternehmen hätten mehr Zeit, ihre Lagerbestände aufzufüllen, die Produktion anzupassen, Mitarbeiter einzustellen und zu schulen. Letztendlich wird die Nachfrage wieder steigen, da die Haushalte während der Pandemie mehr Vermögen angehäuft haben. In puncto Energiepreise ist zu erwarten, dass sie nach dem Winter, wenn die Nachfrage nachlässt, sinken werden.

Damit kommen wir zur Herausforderung China. Xi Jinping ist entschlossen, eine vom Verbrauch anstelle von der Industrie geführte Wirtschaft zu schaffen. In einer ersten Phase zielte er darauf ab, das Durchschnittseinkommen zu erhöhen. Diese Politik war nicht frei von Mängeln und ließ Raum für Exzesse. Zu Beginn des vergangenen Jahres begann die Regierung damit, diese Auswüchse zu bekämpfen, indem sie den Schwerpunkt auf den allgemeinen Wohlstand legte. Zur Erhöhung der Geburtenrate mussten die chinesischen Bürger dafür sorgen, dass ihre Haushalte über ausreichende Mittel verfügten, um Kinder angemessen aufziehen zu können. Übertreibungen in den Bereichen Glücksspiel, Bildung und Eigentum wurden direkt und unnachsichtig angegangen. Dies kann sich auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken: Wenn China den Verbrauch um eine Einheit erhöht und die Investitionen um eine Einheit senkt, bleibt sein BIP unverändert. Die Folgen dieser Politik würden jedoch auch im Rest der Welt zu spüren sein.

Drei zentrale Wirtschaftsakteure müssen eine schwere Entscheidung treffen, die die Märkte im Jahr 2022 und darüber hinaus prägen wird.

Die Zentralbanken müssen sich entscheiden: „Ist die hohe Inflation vorübergehend oder strukturell?“ Auf der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed schwenkte die Notenbank von einem expansiven zu einem restriktiveren geldpolitischen Kurs um. Der Markt konzentrierte sich auf das Ausmaß des absehbaren Taperings und das Timing möglicher Zinsanhebungen. Die Verunsicherung zeigt sich darin, dass die Märkte für 2022 nun mit drei Zinsschritten rechnen. Die größte Gefahr ist ein geldpolitischer Fehler. Es kann einen großen Unterschied machen, wenn die Fed die Zinsen zu früh oder zu schnell anhebt.

Unternehmen müssen mit Störungen und akuten Versorgungsengpässen zurechtkommen. Sie müssen entscheiden, ob sie weiterhin bereit sind, hohe Preise für Lieferungen, Logistik usw. zu zahlen. Außerdem müssen sie prüfen, ob sie Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben können. Der Spielraum hierfür wird sich auf künftige Margen und Marktanteile auswirken. Ein übertriebener Preisanstieg könnte die Nachfrage bremsen und einen Rückzug der Konsumenten bewirken. Für einige Unternehmen ist es einfacher, die zusätzlichen Kosten weiterzugeben als für andere. Upstream- und Nischenunternehmen sind am ehesten in der Lage, die kritische Situation zu überstehen.

Und schließlich kommt der Verbraucher ins Spiel. Wird er bereit sein, für seine Einkäufe mehr zu bezahlen? Wird er die Geduld aufbringen, ein ganzes Jahr zu warten, bis er sein neues Auto in Empfang nehmen kann? Das Ergebnis all dieser Entscheidungen wird uns zeigen, wie sich die Märkte in 2022 verhalten.

Insgesamt sehen wir eine Reihe von Faktoren, die uns darin bestärken, dass die Märkte in diesem Jahr weiterhin positive Ergebnisse erzielen werden:

Das Wachstum wird weiter über dem Trend liegen.
-  Kein „Goldene Zwanziger“-Effekt, aber zumindest auf Sicht eine erhöhte Nachfrage der Haushalte.
-  Die Investitionsabsichten der Unternehmen werden aufgrund des Arbeitskräftemangels, der Dekarbonisierung und der Probleme in der Lieferkette zunehmen.
-  Die Unterstützung durch die Zentralbanken und die politischen Entscheidungsträger wird fortbestehen.
-  Die Gewinnschätzungen für die nächsten Quartale sind zu niedrig.
-  China wird durch gezielte geld- und fiskalpolitische Impulse weiter wachsen.

Mit Blick auf die Positionierung sollten Sektoren bevorzugt werden, die zur Lösung aktueller Probleme, wie Versorgungsengpässe, geringere Produktivität, disruptive Veränderungen und ESG, beitragen. Uns gefallen vor allem Unternehmen mit einer starken Preissetzungsmacht, einem Fokus auf disruptive Technologien sowie soliden unternehmens- und umweltbezogenen Investitionen. Solche Unternehmen sind optimal aufgestellt, um von den wichtigsten Trends im Jahr 2022 zu profitieren.

www.fixed-income.org
Foto: Johan Van Geeteruyen
© Degroof Petercam Asset Management (DPAM)


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