Ben Bernanke, der Vorsitzende der US-Notenbank Fed musste sich nach der März-Sitzung des Offenmarktausschusses einige kritische Fragen zum Anleihen-Portfolio des Fed gefallen lassen. Die US-Notenbank hält in diesem Portfolio inzwischen US-Staatsanleihen im Wert von rund USD 1 800 Mia. Ein Arbeitspapier von renommierten Ökonomen hat kürzlich aufgezeigt, dass ein Anstieg der Treasury-Renditen auf 5% bis ins Jahr 2020 zu Verlusten auf dem Anleihen-Portfolio des Fed von bis zu USD 50 Mia. führen könnte. Ein Anstieg der Renditen ist nicht nur die Sorge der US-Notenbank alleine, denn alle Anleihenklassen haben von den rekordtiefen Leitzinsen der letzten Jahre profitiert. Darum dürfte nicht nur Ben Bernanke brennend an der Frage interessiert sein, wo in der mittleren Frist die US-Renditen notieren und ob dann ein Bond-Crash droht.
Dies hängt in erster Linie von der Entwicklung der US-Wirtschaft ab, welche sich noch immer in einer prekären Situation befindet: Der Arbeitsmarkt ist weit von der Vollbeschäftigung entfernt und sowohl die privaten Haushalte als auch die Regierung sind mitten in einem schmerzhaften Deleveraging-Prozess. Bernanke betont daher regelmäßig, die Leitzinsen solange bei Null halten zu wollen, bis die US-Wirtschaft wieder zu einer normalen Auslastung zurückgefunden hat.
Normalisiert sich die US-Wirtschaft in den nächsten Jahren schrittweise, werden die Renditen in den USA vom heute rekordtiefen Niveau kontinuierlich ansteigen müssen. Denn die Kapitalmärkte werden irgendwann antizipieren, dass die Nullzinsphase zu Ende geht. Allerdings legt die vom Fed kommunizierte Geldpolitik eine nur sehr langsame Erhöhung der Renditen nahe. Selbst im Jahr 2016 erwartet die Bank Sarasin die 10-jährigen Renditen nur knapp über der 3%-Marke. Mit diesem graduellen Anstieg der Renditen dürften die US-Anleihen – oder Staatsanleihen im Allgemeinen – in den nächsten Jahren nicht zu den Gewinnern am Kapitalmarkt gehören; eine Grundlage für einen Bond-Crash ist jedoch nicht gegeben.
Hinzu kommt, dass die heutige Geldpolitik der US-Notenbank auf der Annahme beruht, dass es in den nächsten Jahren relativ reibungslos gelingen wird, die US-Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht zurückzuführen. Angesichts dieser optimistischen Prognosen des Fed besteht das Risiko, dass ein konjunktureller Rückschlag oder eine Zuspitzung im Steuerstreit das Fed zwingen wird, seine Annahmen zu revidieren und den Ausstieg aus der Nullzinspolitik um ein bis zwei Jahre zu verschieben. Heute plant die US-Notenbank das Ende der Nullzinspolitik im Jahr 2015. Eine Verlängerung der Nullzinspolitik ins Jahr 2016 würde bei 10-jährigen Renditen einen Rückgang von einem halben Prozent rechtfertigen. Dieses Risiko, welches klar in Richtung tieferer Renditen hindeutet, spricht ebenfalls gegen einen Ausverkauf bei US-Anleihen.
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Ausverkauf bei US-Anleihen? Langfristige Entwicklung der Renditen rückt in den Mittelpunkt
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