Kurz vor Halbjahresfrist liegt der globale High-Yield-Markt, je nach Index und Währung, im Plus mit Kurszuwächsen zwischen 2,5% und 3%. Das ist ein solides Zwischenergebnis nach der enorm starken Vorjahresrendite. Angesichts eines freundlichen Marktumfelds ist der Markt momentan von einer Einengung der Credit Spreads gekennzeichnet. Die Kreditaufschläge gegenüber Staatsanleihen betragen im globalen Hochzinsanleihen-Markt momentan rund 345 Basispunkte. Dieser Bereich ist jedoch nicht außergewöhnlich niedrig. Kreditaufschläge in dieser Größenordnung wies der Markt zuletzt in den Jahren von 2017 bis 2021 wiederholt auf.
Die noch immer hohen Renditen der High-Yield-Bonds bieten einen guten Puffer bei allfälligen Spread-Ausweitungen. Generell sind die Bewertungen im Markt aufgrund der nach wie vor guten Fundamentaldaten der Unternehmen relativ hoch, aber auch überwiegend gerechtfertigt. Für Investoren bedeuten die aktuellen Bewertungen umso mehr, Sektoren und Unternehmen genau unter die Lupe zu nehmen, um Chancen zu nutzen und vorhandene Risiken zu erkennen sowie zu meiden.
Für uns ist angesichts des unsicheren Marktausblicks bei High-Yield-Anleihen grundsätzlich Qualität Trumpf, jedoch sind genau diese Unternehmensanleihen auch entsprechend am Markt gepreist. In der höchsten Rating-Kategorie des High-Yield-Markts, dem Double-B-Segment, erscheinen uns kurzfristige Anleihen am vielversprechendsten. Aufgrund der invertierten Zinskurve gibt es hier am kurzen Ende durchaus attraktive Renditen und es lohnt sich häufig nicht, bei den flachen Kreditkurven in die länger laufenden Anleihen dieses Segments zu gehen. Zugleich hat man aber auch ein eher geringes Kreditrisiko. Und Probleme bei Refinanzierungen sollte es in diesem Bereich auch kaum geben.
Der CCC-Bereich scheint zwar optisch auf den ersten Blick die meisten Opportunitäten zu bieten. Hier ist aus unserer Sicht jedoch Vorsicht geboten, denn zahlreiche Unternehmen dieser Rating-Kategorie konnten sich im extremen Niedrigzinsumfeld relativ billig refinanzieren, aber haben diese Schulden zu einem großen Teil noch nicht zu höheren Kupons refinanziert. Dies könnte bei Fälligkeit dieser Papiere in den kommenden Jahren zu Problemen für diese Unternehmen führen. Daher ist aus unserer Sicht eine gute Selektion im Single-B-Bereich wichtig. Hier gibt es noch interessante Papiere, die eben nicht binär sind wie teilweise im CCC-Bereich, und wo sich eine gründliche Titelelektion auszahlen sollte.
Aus Sektorensicht gewichten wir Basisindustrien, Investitionsgüter und Energie, welche insbesondere in den USA einen hohen Anteil im High-Yield-Markt einnimmt, stärker. Dagegen weist unser global diversifiziertes Portfolio die größten Untergewichte im Technologiesektor und in Finanzdienstleistungen aus. Der Bewertungsunterschied im High-Yield-Markt zwischen den USA und Europa ist jüngst deutlich geschrumpft, so dass wir regional betrachtet aktuell wieder neutraler positioniert sind, nachdem wir Europa zuletzt bevorzugt hatten.
Im bisherigen Jahresverlauf erhält der Hochzinsanleihen-Markt Unterstützung von der technischen Seite aufgrund eines weiterhin eher niedrigen Neuemissionsvolumens, welches die Preise im Sekundärmarkt stützt. Die fundamentalen Daten zahlreicher Unternehmen konnten ebenfalls weiterhin überzeugen. Europas Wirtschaft scheint das Tief durchschritten zu haben und in den USA geht die wirtschaftliche Abkühlung in Richtung ‚Soft Landing‘. Die Inflationsbekämpfung läuft zwar noch nicht optimal, aber doch mit einem gewissen Erfolg. Daher betrachten wir die laufende Rendite von 7,5% in USD als unverändert attraktiv – insbesondere bei Betrachtung des Rendite-/Risiko-Profils innerhalb des kompletten Anleihenuniversums. Investoren sollten jedoch aus unserer Sicht, angesichts der Unwägbarkeiten wie wirtschaftliche Entwicklungen und geopolitische Krisen, das Risiko im Portfolio derzeit nicht aktiv forcieren.
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Foto: Gerrit Bahlo © Fisch Asset Management
Bei High Yield-Anleihen ist Qualität Trumpf
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