Wir erwarten für das kommende Jahr, dass zahlreiche Unternehmen mit der Zeit zu einem spätzyklischen („Late-Cycle“) Verhalten zurückkehren, sprich dass sie vermehrt schuldenfinanzierte Übernahmen oder Aktienrückkäufe wagen. In diesem Zusammenhang finden wir es beachtenswert, dass aus ökonomischer Sicht kaum mehr Anreize bestehen, ein starkes IG (Investment Grade)-Rating zu verteidigen. Zudem erwarten wir hinsichtlich der Entwicklung der Unternehmensgewinne (EBITDAs) stärkere Zunahmen bei den BBBs gegenüber den mit A bewerteten Unternehmen. Somit dürfte sich auch insgesamt die Situation der Verschuldung innerhalb des Investment-Grade-Universums vorteilhafter für die Anleihen mit tieferen Bonitäten auswirken. Für Unternehmensanleihen in USD liegt der Aufschlag der Credit Spreads von BBB gegenüber mit A bewerteten Anleihen im langfristigen Vergleich auf einem fairen Niveau. Diesen Aufschlag schätzen wir als attraktiven Rendite-Puffer ein, selbst wenn sich die Credit Spreads leicht ausweiten könnten. Wir bleiben somit bei den hohen Qualitäten im IG-Bereich zurückhaltend und positionieren uns bevorzugt in BBB-Namen, die eine transparente und glaubwürdige Finanzpolitik führen und wo das fundamentale Risiko gut kompensiert erscheint.
Außerdem sollten in den nächsten 12 bis 18 Monaten deutlich mehr High-Yield-Anleihen in das IG-Universum hochgestuft werden als noch 2021. Aufgrund der zunehmenden Popularität des Themas und der Bekanntheit der Emittenten – viele davon waren vor der Pandemie bereits IG-Emittenten – ist jedoch die Mehrheit solcher ‚Rising Stars‘ bereits so bewertet, als wäre das Upgrade schon vollzogen worden. Entsprechend muss im Einzelfall geprüft werden, ob sich ein Investment noch lohnt. Eine selektive Beimischung von Rising Stars in einem IG-Corporates-Portfolio erscheint uns für das kommende Jahr durchaus sinnvoll. Es besteht auch weiterhin ein Renditevorteil in USD-denominierten Anleihen (abgesichert in EUR), jedoch hat er sich in der Charakteristik leicht verändert: Zu Jahresbeginn waren vor allem die längeren Laufzeiten im USD aufgrund der steilen Zinsstrukturkurve attraktiver, während die kürzeren keinen Vorteil zum EUR-Markt boten. Die Verflachung der USD-Zinskurve ab fünf Jahren in Kombination mit flacheren Spreadkurven hat nun neue Opportunitäten am kurzen Ende geschaffen, die insbesondere dank defensivem Charakter überzeugen.
Trotz der höheren Renditen im USD-Markt fühlen wir uns auch im EUR-Segment wohl, da die EZB unseres Erachtens länger an der lockeren Geldpolitik festhalten wird. Die Eurozone ist stark exportorientiert und dadurch stärker von der Wachstumsverlangsamung in China betroffen als beispielsweise die USA. Ebenfalls zeichnet sich ein weniger starkes Überschießen der Inflation ab als in anderen Märkten. Aktuell halten sich Chancen und Risiken im IG-Corporates-Markt ungefähr die Waage. Wir erachten die Bewertungen grundsätzlich als fair und gehen mit einer insgesamt neutralen Risikoausrichtung ins kommende Jahr. Da unserer Ansicht nach ein guter Teil des Zinsanstiegs am langen Ende der US-Zinskurve bereits vollzogen ist, erwarten wir für das Jahr 2022 ein Ergebnis im unteren einstelligen Bereich. Die von uns erwartete Volatilität dürfte jedoch zwischenzeitlich auch zu weiteren Spreads und der Entkopplung von Marktsegmenten führen, die wichtige Alpha-Opportunitäten für Relative-Value-Strategien darstellen.
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Foto: © Oliver Reinhard © Fisch Asset Management
Bei IG-Corporates zählen BBB Anleihen im Jahr 2022 zu den Favoriten
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