Die lange Leine wird eingeholt: Die Notenbanken entziehen dem Markt Liquidität. Peter de Coensel, CEO von DPAM, argumentiert, dass dem Finanzsystem eine gewisse Überschussliquidität erhalten bleibt – bleiben muss:
• Die Überschussliquidität im europäischen Bankensystem wird in den kommenden fünf Jahren stark zurückgehen. Die EZB-Bilanz ist seit ihrem Höchststand im Juni 2022 bereits um rund 1 Billion Euro geschrumpft.
• Das Anleihenportfolio der EZB wuchs bis Ende Februar 2022. Danach hat die Notenbank die Reinvestitionen um 15 Milliarden Euro pro Monat gesenkt.
• Theoretisch kann die Überschussliquidität bis zum Ende des Jahrzehnts ganz zurückgehen. Praktisch wird sie ein Dauerzustand bleiben. Die Zentralbankbilanzen könnten weit über das hinaus aufgebläht bleiben, was vor der globalen Finanzkrise üblich war. Hauptursache ist die stark gesunkene Risikobereitschaft und -toleranz der Banken.
• Die Zentralbanken sind für die Finanzstabilität verantwortlich. Die Banken tragen dafür Sorge, ihre Anlagen korrekt und ausreichend gestreut zu verwalten. Dabei sollten sie keine zu großen Durationslücken reißen und keine übermäßigen Konzentrationsrisiken bei ihren Staatsanleihen-Beständen eingehen.
• Die Banken halten überschüssige Reserven, weil sie kein Vertrauen in eine reibungslose Verteilung der Reserven unter ihresgleichen haben. Aber auch das Bankwesen insgesamt braucht mehr Liquidität als früher: die Geschäftsmodelle werden immer komplexer, die starke Regulierung tut ein Übriges.
• Das Gleichgewicht ist derzeit fragil. Risiken im Zusammenhang mit der Inflation, der mangelnden Marktstabilität und dauerhaft hoher Volatilität sowie von Marktverzerrungen durch den Zusammenbruch von Banken und Nicht-Banken und von Misswirtschaft bei der Staatsverschuldung müssen genau beobachtet werden.
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Foto: Peter de Coensel, CEO © DPAM
Bilanzverkürzung der Notenbanken hat ihre Grenzen
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