Während der Markt für Smartphones im Westen nahezu gesättigt und das Smartphone ein Produkt unter vielen ist, katapultiert es Schwellenländer in eine neue Ära. Waren Schwellenländer früher in Punkto Nachrichtenübermittlung und Infrastruktur gegenüber westlichen Ländern im Nachteil, so dürften sie heute die Nase vorne haben (siehe Grafik unten). Das Smartphone macht früher dringend benötigte Infrastruktur wie Bankfilialen oder Telefonmasten überflüssig, beschleunigt den Nachrichtenfluss, ermöglicht Finanztransaktionen aller Art und hat damit auch Einfluss auf die Kapitalströme, sagt Colm McDonagh, Leiter des Teams für Schwellenländeranleihen bei Insight – einer Boutique von BNY Mellon Investment Management.
„Bis vor wenigen Jahren musste man in manchen Teilen Afrikas bis zu 12 Stunden reisen, um einen funktionierenden Festnetzanschluss zu finden. Inzwischen kann man kreuz und quer in Afrika über sein Handy online handeln – alles vom Rind bis hin zum Online Banking“, erläutert der Fondsmanager. Nach seiner Einschätzung ist der Aufbau einer mobilen Infrastruktur viel schneller und billiger als der Versuch, ein typisches Festnetzsystem einzuführen, wie es in entwickelten Märkten der Fall war. Genau das führe dazu, dass Telekommunikationsunternehmen, die auf Mobilfunk setzen, extrem profitabel sind.
Diese Entwicklung schlägt sich in Zahlen nieder: Apps wie „WeChat“, mit denen Verbraucher direkt über ihr Handy bezahlen, stellen bisherige Bezahlverfahren wie Bargeld oder Kreditkarte besonders in Schwellenländern radikal in Frage. Der Wert elektronischer Transaktionen in China von Januar bis Oktober 2017 betrug fast 13 Billionen US-Dollar. Hingegen wurden in westlichen Ländern nur 451 Milliarden US-Dollar transferiert. „Dieser Trend wird sich noch verstärken“, sagt McDonagh. „In China sollen bis 2019 85 Prozent aller elektronischen Zahlungen über das Smartphone getätigt werden. In den Schwellenländern werden durch das Smartphone neue Ideen für Produkte und Dienstleistungen wie Pilze aus dem Boden schießen“, meint der Fondsmanager.
„Die gesamte Finanzarchitektur ändert sich rasant und Anleger sollten differenzierter, selektiver und gleichzeitig schneller in ihren Anlageentscheidungen bei Schwellenländeranleihen sein“, so McDonagh. „Eine allgemeine, langfristige Allokation in Schwellenländeranleihen ist aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß“.
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(Foto: Colm McDonagh © Insight)
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