Ende April hat der amerikanische Rentenmarkt mehrere bemerkenswerte Marken erreicht. Zum einen stieg die Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen über drei Prozent. So hoch handelten sie zuletzt für wenige Tage zum Jahreswechsel 2013/2014 und davor im Sommer 2011. Die Steilheit der US-Renditekurve, gemessen an der Differenz der 10- und 2-jährigen Laufzeiten, sank auf 43 Basispunkte, ihrem flachsten Stand seit September 2007. Noch weiter zurück in den Annalen muss man einen weiteren Indikator suchen: Der Renditeabstand zwischen 10-jährigen US-Staatsanleihen und deutschen Bundesanleihen stieg auf fast 2,4 Prozent und war damit so hoch wie zuletzt im Jahr 1989.
Laut Torsten Strohrmann, Leiter Global Rates EMEA bei der DWS, dürfte das zum großen Teil auf folgende drei Faktoren zurückzuführen sein: Erstens ist die Geldpolitik in den USA wesentlich weiter im Zyklus als die europäische, was sich etwa in höheren Leitzinsen ausdrückt. Des Weiteren divergiert die Fiskalpolitik: Während europäische Regierungen, nicht zuletzt dank unerfreulicher Erfahrungen während der Eurokrise, ihre Defizite reduziert haben, steigt die Lücke im US-Budget wieder an. Der daraus resultierende höhere Finanzierungsbedarf wird wohl mittelfristig die Finanzierungskosten ansteigen lassen. Und drittens sind die Ökonomen in Bezug auf das Wirtschaftswachstum in den letzten Wochen etwas vorsichtiger für die Eurozone und etwas positiver für die USA geworden.
Der transatlantische Renditeabstand weitet sich seit bald zehn Jahren aus. Dem Dollar hat das insbesondere in den vergangenen zwölf Monaten jedoch nicht auf die Sprünge helfen können. Doch seit rund zehn Tagen erholt er sich gegenüber dem Euro wieder und notiert nunmehr auf dem höchsten Stand seit Mitte Januar. Wir denken, dass der Dollar seine Konsolidierungsphase beendet hat und weiter Fahrt aufnehmen wird. Strategisch sehen wir den Dollar auf 12-Monatssicht weiter bei 1,15 gegenüber dem Euro notieren.
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Grafik: Renditedifferenz 10-jähriger US-Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen
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