Viele Anleger, die vom Kampf gegen den Klimawandel profitieren wollen, fokussieren sich auf die Wind- und Solarbranche. Doch den Fokus zu erweitern, kann sich lohnen. Zu den wahren Profiteuren in puncto Klimaschutz gehören zwei andere Branchen: die Sektoren Energetisches Bauen beziehungsweise Sanieren und Green IT. Zu dieser Einschätzung kommt Stephan Wittwer, Leiter Investment-Spezialisten bei der LBBW Asset Management.
„Schauen wir uns den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch in Deutschland und Europa an, dann sehen wir, dass es noch viel Potenzial für Hersteller von Wind- und Solarkraftanlagen gibt“, sagt Wittwer. So betrage der Anteil in Deutschland nur 19 Prozent, in Europa immerhin 22 Prozent. Zum Vergleich: die EU-Staaten Lettland und Finnland liegen bei 42 beziehungsweise 43 Prozent, Schweden sogar bei 63 Prozent. „Sogar die USA liegen mit 22 Prozent vor Deutschland.“
Boom bei Erneuerbaren Energien sorgt für starken Wettbewerb – und Pleiten
„Die entscheidende Frage ist aber, was von dem entsprechenden Boom bei den Unternehmen ankommt“, betont Wittwer. Die hohe Nachfrage nach Wind- und Solarkraftanlagen habe zwar zu hohen Wachstumsraten, aber gleichzeitig auch zu einem intensiven Wettbewerb mit schwachen Margen und Erträgen sowie einigen Firmenpleiten geführt. In Deutschland habe beispielsweise Ende des vergangenen Jahres die Firma Eickhoff, die Getriebe für Windräder herstellt, berichtet, den Betrieb im April einzustellen. Auch der Wind-Getriebehersteller Zimm in Ohorn habe bereits einen ähnlichen Schritt angekündigt. Zuvor musste bereits der Dresdner Windkraftanlagenhersteller Iqron Insolvenz anmelden, wie auch das Werk für Windkraftgeneratoren der Firma Partzsch in Döbeln. „Es scheint, als geht den Herstellern von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus“, so Wittwer.
Anstatt also primär in Aktien von Wind- und Solarunternehmen zu investieren, hält es der Experte für interessant, andere Profiteure des Klimawandels ins Auge zu fassen – insbesondere den Sektor Energetisches Bauen und Sanieren. Zwischen 2011 und 2022 seien die Investitionen in energetische Sanierungen um fast 40 Prozent auf 67 Milliarden Euro gestiegen. „Zwar war die Entwicklung 2023 etwas rückläufig, doch unserer Meinung nach sind wir hier noch lange nicht am Ende der Entwicklung“, resümiert Wittwer.
Markt für Green IT könnte sich bis 2029 verdoppeln
Auch im Bereich Green IT sieht Wittwer starke Wachstumschancen: „Wenn wir es mit dem Klimawandel ernst meinen, rückt die IT auf kurz oder lang in den Fokus.“ So liege der Energieverbrauch von Rechen- und Datenzentren auf einer Höhe mit dem gesamten Energieverbrauch Deutschlands inklusive aller Privathaushalte, der Industrie sowie öffentlichen Einrichtungen. Während das Marktvolumen für Green IT in diesem Jahr noch bei etwa 24 Milliarden US-Dollar liegt, könnte diese Zahl bis 2029 auf knapp 50 Milliarden anwachsen.
www.green-bonds.com – Die Green Bond Plattform.
Foto: Stephan Wittwer © LBBW Asset Management
Die wahren Klimaschutz-Profiteure sind nicht die Wind- und Solarbranche – sondern der Bausektor und Green IT
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